Duisburg. Das Freibad am Duisburger Kruppsee kehrt nach der chaotischen Situation am Wochenende zur Normalität zurück.

Lothar Haferkamp ist seit 43 Jahren Vorsitzender des Schwimmvereins SV Rheinhausen, der das Freibad am Kruppsee in Friemersheim betreibt. Es ist ein idyllisches Naturfreibad mit einem 50 Meter-Becken, „das wir 1974 in Eigenregie gebaut haben“ und einem Sandstrand.

Die Badestelle existiert seit den 50er-Jahren, die Architektur der Wirtschaftsräume und der Bademeisterwohnung, leicht erhöht über dem See gelegen, erinnern ein wenig an die dezent verspielte Bauweise der Nachkriegszeit. Haferkamp ist stolz auf das, was der Verein mit den Jahren so alles auf die Beine gestellt hat. Sportlich als Schwimm- und Wasserball-Mannschaft, aber auch als Betreiber dieser schönen Anlage.

„Wir haben viele Stammgäste“

„Wir haben relativ viele Stammgäste. Viele davon treffen sich in gleicher Konstellation immer am selben Platz. Die meisten davon sind so 70 plus.“ Alles in allem also ein friedfertiger, unaufgeregter Ort. Doch letzten Samstag war auch der gestandene Chef des Freibadbetriebes mit seinem Latein am Ende.

„Ich war nachts erst aus dem Urlaub zurückgekommen und bin nur durch Zufall am Kruppsee vorbeigefahren, weil ich einkaufen musste“, erzählt er. Die Schlange, die sich dort am Eingang gebildet hatte, war so lang, dass Haferkamp schnell klar war: Das kann nicht gut gehen. Während normalerweise 2000 Menschen auf dem Areal und in den Becken Platz finden, dürfen zu Coronazeiten nur 450 Menschen gleichzeitig baden und entspannen. Hatte eine Familie es schließlich geschafft, eine Eintrittskarte zu kaufen, kam die nächste Enttäuschung: Das 25 x 50 Meter große Schwimmerbecken durfte nur von 50 Personen gleichzeitig genutzt werden. Die Folge: Schlangen von thermisch und emotional erhitzten Familienvätern mit quengelnden Kindern, die ins Wasser wollten.

„Die Leute waren genervt“

„Von Abstand war hier ab einem gewissen Zeitpunkt keine Rede mehr. Die Leute waren genervt und haben das zum Teil an uns ausgelassen“, erzählt Vivien Paeßens. Die junge Frau arbeitet seit sechs Jahren als Aufsicht im Bad, hat solche Situationen aber auch bisher noch nicht erlebt. „Wir haben eigentlich sehr nette und verständnisvolle Badegäste. Ich glaube, das hatte mehr mit der Hitze zu tun, als mit den ganzen Corona-Regeln“, sagt sie.

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Irgendwann zum Ende der Badezeit lief die Situation dann so sehr aus dem Ruder, dass die Aufsichtscrew samt Vorsitzendem keine andere Möglichkeit mehr sahen, als das Bad mit Hilfe der Polizei zu räumen. „Wir waren schon sehr dankbar, dass die fünf Polizisten die Sache in die Hand genommen haben. Auf uns haben die Gäste gar nicht mehr gehört“, sagt Vivien und schaudert immer noch ein bisschen, wenn sie an diese Ausnahmesituation denkt. Angst vorm nächsten Wochenende hat sie dennoch nicht. „Wir waren überrascht, damit hatten wir nicht gerechnet. An diesem Wochenende sind wir vorbereitet.“

Eigenes Hygienekonzept erstellt

Lothar Haferkamp ist froh, „dass wir überhaupt öffnen konnten. Das war im Mai noch gar nicht klar, denn weder die Stadt noch irgendwer hatte einen Plan, wie und nach welchen Regeln ein abgespeckter Badebetrieb überhaupt ermöglicht werden könnte.“ Schließlich bastelte sich der Verein sein eigenes Hygienekonzept. Ein Online-Buchungssystem wie in vielen städtischen Bädern wäre natürlich ideal, ist allerdings für einen Verein gar nicht so leicht umzusetzen, da muss man erst einmal jemanden finden, der das kann. Der 1. Vorsitzende ist optimistisch, dass es im kommenden Jahr klappen wird.

Finanziell läuft es derzeit nicht optimal

„Generell ist der momentane Betrieb finanziell natürlich nicht so optimal“, drückt Haferkamp die Sachlage diplomatisch aus. An normalen heißen Tagen nimmt das Bad gute 4000 bis 5000 Euro ein. Durch die Einlassbeschränkung waren es selbst am vergangenen Samstag lediglich 2000 bis 3000. Da muss man natürlich mit den Kosten jonglieren. Auch mehr Personal bei weniger Einnahmen führt irgendwann zum Kollaps. Deshalb hat das Bad die Öffnungszeiten leicht modifiziert. Ab Mittwoch ist innerhalb der Woche nur noch von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

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Die 1000 Vereinsmitglieder haben von 9 bis 19 Uhr freien Zugang, an den Wochenenden ist sowieso von 9 bis 19 Uhr offen. Normalerweise schließt das Freibad Anfang September. Falls die Witterung es zulässt, werden Haferkamp und sein Team noch ein, zwei Wochen dranhängen, um den Friemersheimern eine Abkühlung zu bieten.