Duisburg. In Duisburg werden Veranstaltungen abgesagt, die woanders genehmigt werden. Vorstand des Steinhofs sieht Zusammenhang mit der Loveparade.
Die abgesagten Open-Air-Veranstaltungen des Steinhofs weiten sich nach Meinung einiger Veranstalter und Künstler zu einem Verwaltungsskandal aus. „Da steckt System dahinter. Seit der Loveparade will im Ordnungsamt niemand mehr Verantwortung übernehmen“, sagt Arno Eich, der Vorsitzende des Steinhofs. Das Nein zu den geplanten Konzerten am Wolfssee sei kein Einzelfall. Andere Veranstalter und Künstler machten ähnliche Erfahrungen. „Es wird Zeit, dass das Ordnungsamt durchgerüttelt wird“, sagt Eich.
Die Laufveranstaltung „Bunert Solo Run“ etwa sei in Duisburg abgeschmettert worden. In Dortmund und Essen sei sie genehmigt worden – mit dem gleichen Corona-Konzept, so Eich. Mindestens zehn weitere Fälle liegen ihm vor, sagt er, nachdem er via Facebook dazu ermuntert hatte, den „verwaltungsbehördlich verordneten Niedergang Duisburgs“ aufzuhalten.
Kritik an Duisburger Absage-Strategie: „Stadt ohne Veranstaltungen ist lebensleer“
Der Steinhof wartet immer noch auf eine schriftliche Begründung der Absage durch die Stadtverwaltung. Liegt diese vor, überlegt das Team eine Klage.
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Um die im September geplanten Veranstaltungen geht es gar nicht mehr: „Das ist gelaufen, den Künstlern haben wir abgesagt.“
Eich beziffert einen finanziellen Verlust von vielen tausend Euro für Künstler, Techniker und für den SV Poseidon, von dem das Veranstaltungsgelände im Freibad Wolfssee gemietet werden sollte. „Doch viel größer ist der Imageverlust“, sagt Eich.
„Eine Stadt ohne Veranstaltungen ist lebensleer. Das nimmt der Stadt ein Stück Lebensqualität“, argumentiert er wie viele der Nutzer, die den vielfach geteilten Facebook-Posts des Steinhofs vom 7. August kommentiert haben.
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Angesichts der in Düsseldorf geplanten Großveranstaltung mit 13.000 Besuchern schreibt ein Nutzer: „Und Duisburg schafft es nicht, Eure Planungen zu unterstützen?“ Am Wolfssee geht es um maximal 900 Besucher auf dem großzügigen Geländes des Freibads.
Im Ordnungsamt arbeiten zum Teil noch dieselben Leute wie zur Loveparade
Eine lebendige Kulturszene werde gegenüber Firmen, die sich ansiedeln wollen, immer gerne ins Spiel gebracht, meint Eich und unterstreicht: „Kultur ist ein Standortfaktor. Gerade in einer Stadt mit solchen Strukturproblemen wie Duisburg ist dies wichtig.“ Doch wo bleibe die Unterstützung, fragt der Steinhof-Vorstand. Eine Unterstützung, die OB Link erst vor kurzem der gebeutelten Veranstaltungsbranche zugesagt hat.
Eich hegt den Verdacht, dass „unser professionelles Konzept überhaupt gar nicht geprüft wurde“. Dabei sieht er ein grundsätzliches Problem seit der Loveparade-Katastrophe. Niemand wolle in den Verdacht geraten, einen Fehler zu machen. Also lehne man lieber von vornherein ab: „Im Amt arbeiten zum Teil ja noch dieselben Leute wie vor zehn Jahren.“ Dabei bezieht sich der Duisburger speziell auf den Bereich Veranstaltungen im Ordnungsamt.
Widerspruch ist immer noch nicht aufgeklärt
Immerhin hat die Kulturdezernentin Astrid Neese am Dienstagabend zu einem Gespräch eingeladen. Bisher ist immer noch nicht aufgeklärt, wie es zu den widersprüchlichen Aussagen – Absage oder noch gar nicht entschieden – kommen konnte. Auch eine Anfrage unserer Redaktion dazu wurde von der Stadt nicht beantwortet.
>> 16 SEITEN CORONASCHUTZ-KONZEPT
• Im September hatte der Steinhof eine Open-Air-Reihe im Freibad Wolfssee geplant. Brings, Stoppok, Guido Horn und Anja Lerch und andere Künstler, deren Konzerte in der Halle abgesagt worden waren, sollten im Freien auftreten.
• In einem 16-seitigen Corona-Schutz-Konzept habe der Steinhof, so Vorstand Arno Eich, die Anforderungen der Stadt – also Mindestabstände, Einlassreglungen, Security-Mitarbeiter etc. – mehr als erfüllt.