Duisburg. Stephanie Salm ist wegen des neuen Corona-Spielplans der Rheinoper mit ihrer Kostümabteilung besonders gefordert. 20.000 Masken produziert.

Während die anderen Opernhäuser der Region in ihren Corona-Spielplänen zwei, vielleicht drei Opernpremieren herausbringen, bietet die Deutsche Oper am Rhein bis zum Ende des Jahres sieben Neuproduktionen. Gefordert ist da besonders die von Stefanie Salm geleitete Kostümabteilung.

Die Schließung der Theater riss Stefanie Salm im März mitten aus dem Arbeitsprozess. „Am 11. März fand bei uns noch die Hauptprobe für den neuen Ballettabend b.43 auf der Bühne statt. Danach haben wir sogar noch ein neues Kostüm genäht, denn am nächsten Morgen sollte die Generalprobe stattfinden.“ Die durfte schon nicht mehr über die Bühne gehen, und so erlebte der Abend mit Choreografien von Martin Schläpfer, Robert Binet und Uwe Scholz nie seine Premiere.

70 Mitarbeiter der Kostümabteilung haben 20.000 kreative Masken genäht

Die Kostümabteilung kam dann aber schneller wieder ans Arbeiten als gedacht: „Im Homeoffice bekam ich gleich am 23. März einen Anruf der Düsseldorfer Malteserhilfe: Ob wir Mund-Nasen-Schutze nähen könnten? Ab Montag habe ich das organisiert“, sagt Stefanie Salm. In Heimarbeit stürzten sich die rund 70 Mitarbeiter der Abteilung in die neue Aufgabe. Dass es dabei kreativ zuging, ist sozusagen Berufskrankheit. „Wir haben immer neue Schnitte, Formen und Farben ausprobiert haben. Am Ende hatten wir mehr als 20.000 Masken produziert und wussten, dass unsere Arbeit über das Theater hinaus von Wert ist.“

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Ein Projekt, das vor dem Aus schon weit fortgeschritten war, war auch die Inszenierung von Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“; Premiere sollte am 19. April in Duisburg sein. Als klar war, dass die Produktion in die neue Saison gerettet wird, war Salms erste Frage: „Spielen wir mit der gleichen Besetzung?“ Da vorwiegend dieselben Sänger zum Einsatz kommen, müssen zu ihrer Erleichterung nur wenige neue Kostüme angefertigt werden. Die Produktion ist ab dem 27. September nur in Düsseldorf zu sehen.

Mal im Fundus schauen, was für neue Stücke in Frage kommt

Improvisationstalent ist bei der Premiere „Vissi d’Arte – Eine Liebeserklärung an die Opernbühne“ (26. November) gefragt, denn Regisseur Johannes Erath sollte eigentlich ein ganz anderes Stück inszenieren. „Er kam zu uns, erzählte, was er sich für seine Inszenierung vorstellt, dann sind wir in unseren Fundus gegangen, und ich habe ihm gezeigt, was wir zur freien Verfügung haben.“

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Bei der Neuproduktion von „Tristan und Isolde“ (17. bis 19. Dezember), die in den Händen von Spielleiter Dorian Dreher liegt, läuft es ähnlich. In „Meister Pedros Puppenspiel“ (4. Dezember) werden auch Marionetten auf der Bühne stehen, aber Stefanie Salm weiß noch nicht, „ob wir auch die Kostüme der Puppen gestalten.“

Eine Herausforderung: 45 Kostüme fürs Ballett

Eine kleine Erleichterung ist da, dass im Corona-Spielplan keine großen Choropern vorgesehen sind. Außerdem bringen sich jetzt viele Regisseure selbst bei der Wahl der Kostüme ein, und auch Ausstatterin Heike Scheele, die bei mehreren Produktionen als Bühnenbildnerin beteiligt ist, wirft einen Blick auf die Kostüme.

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Schnelle, aber genaue Arbeit ist beim Start des neuen Ballettchefs Demis Volpi gefordert. Ab dem 13. August beginnen die Proben für den dreiteiligen Ballettabend „A First Date“, der in Düsseldorf vom 11. bis 13. September Premiere hat und in Duisburg schon eine Woche später präsentiert wird (18. bis 20. September). Diese Produktion ist eine besondere Herausforderung für die Kostümabteilung: „Demis Volpi wird seine gesamte 45-köpfige Compagnie einsetzen, die Hälfte der Tänzerinnen und Tänzer ist aber neu am Haus, und wir kennen noch nicht die genauen Körpermaße!“

Über Stefanie Salm

Die gebürtige Augsburgerin Stefanie Salm erlernte nach ihrem Abitur zunächst das Damenschneiderhandwerk. Danach studierte sie in München Modedesign. Gemeinsam mit Peter Pilotto und Christopher de Vos realisierte sie eine Kollektion für die Paris Fashion Week.

2007 kam sie als Produktionsleiterin an die Deutsche Oper am Rhein. Seit 2014 leitet sie die Kostümabteilung.