Duisburg. Warum der Doppelspitze-Vorstoß von Sarah Philipp und Sören Link die SPD unter Druck setzt und riskant ist – auch fürs Amt des Oberbürgermeisters.

Ihre Kehrtwende als Kandidatin, sein Eingreifen als Oberbürgermeister und dieser Zeitpunkt – mit diesem Schachzug hatten selbst viele Vorstandsmitglieder der SPD Duisburg nicht gerechnet: Sarah Philipp, die keine Doppelspitze (mit Mahmut Özdemir) wollte, und OB Sören Link wollen die Partei als Doppelspitze führen.

Die beiden Protagonisten selbst dürften die Kandidatur und deren Verkündung auch als kluges Manöver bewerten. Sie glauben schließlich, dass der Oberbürgermeister für viele Wähler ein starkes Argument zur Stimmabgabe für die SPD ist – anders als bundespolitische und -parteiliche Faktoren. Link steht am 13.9. nicht zur Wahl, siegte aber 2017 mit knapp 57 Prozent der Stimmen. Warum also auf die Link-Kampagne vor der Ratswahl nicht noch einen draufsetzen? Und Sarah Philipp hat ihre Chancen auf den Parteivorsitz mit dem „bekanntesten Sozialdemokraten der Stadt“ an ihrer Seite deutlich erhöht.

Sören Link und Sarah Philipp setzen ihre Partei auch unter Druck

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Philipp und Link setzen ihre Partei durch die öffentlichkeitswirksame Bekanntgabe auch unter Druck. Welches Mitglied würde gegen das wichtigste Zugpferd der SPD stimmen … – sofern es zum Wahlerfolg beiträgt? An Brisanz gewänne die innerparteiliche Personaldebatte im Falle hoher Stimmenverluste für die SPD.

Viele Wähler mögen es nicht, wenn Parteien mehr mit sich selbst als mit den Anliegen der Bürger beschäftigt sind. Der Plan von Philipp und Link ist darum nicht ohne Risiko, auch wenn sich interne Kritiker eine öffentliche Personaldebatte zum jetzigen Zeitpunkt verkneifen werden.

Die meisten Berater alter Schule hätten Link ohnehin vom seltenen Vorhaben abgeraten, zusätzlich zu seiner Doppelfunktion als Verwaltungschef und Ratsvorsitzender auch noch den Parteivorsitz anzustreben. Der Oberbürgermeister ließe sich auf einen Dauerspagat zwischen Neutralitätspflicht und Parteiinteressen ein – und auf mehr Interessenkonflikte aller Größenordnungen als ohnehin schon.