Rheinhausen. Auf dem Parkplatz des Mühlenberger Friedhofs in Duisburg sorgen campierende Lkw-Fahrer für Verärgerung. Sie grillen und hinterlassen Müll.
Ein Friedhof ist eine Ruhestätte. Ein Ort, der Menschen einen würdevollen Raum für ihre Trauer gibt. Am Mühlenberger Friedhof in Rheinhausen ist dieser Frieden seit Jahren gestört. Das berichtet unser Leser K. Müller, der seinen Vornamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er schildert, wie Friedhofsbesucher auf dem Weg zum Grab an Männern mit nacktem Oberkörper vorbei müssen, die Würstchen auf dem Grill brutzeln und ihre Wäscheleine vom Seitenspiegel bis zum Baum gespannt haben.
Ein Problem, das rund um Logport an vielen Stellen bekannt ist. Lkw-Fahrer finden immer wieder neue, illegale Plätze, wo sie mit ihren tonnenschweren Gefährten campieren. Seit sechs Jahren kämpft der aus Uerdingen zugezogene Müller nun schon dafür, dass die Stadt etwas gegen das Wildparken am Mühlenberger Friedhof tut. „Fahren Sie mal nach Krefeld. Da funktioniert sowas und wird mit Schranken geregelt.“
Die Schilder interessieren keinen
Die Stadt Duisburg versucht es an vielen Stellen mit Verkehrsschildern. Keine Frage, das Symbol mit dem schwarzen Lkw im roten Kreis ist eindeutig: Laster haben auf dem Parkplatz des Friedhofes nichts zu suchen – es sei denn, es handelt sich um Lieferfahrzeuge für den Friedhof. Nur: Das Verbot interessiert offenbar kaum jemanden und die Kontrollen scheinen nicht ausreichend zu sein.
„Unser Friedhof verkommt zur Kloake“
„Hier stehen nachts bis zu acht Lkw gleichzeitig“, beklagt Müller. Der Anwohner beobachtet immer wieder, wie sie nicht nur ihren Müll zurücklassen, sondern auch Eimer voller Exkremente auf dem Parkplatz entleeren. „Unser Friedhof verkommt zur Kloake!“
Er hat Fotos von Fahrern, die ihren Unrat im Gebüsch entsorgen und die ihm, der sie darauf anspricht, später vom Sitz im Fahrerhäuschen aus durch die Windschutzscheibe den Stinkefinger zeigen. X-mal hat Müller den Kontakt zum Ordnungsamt gesucht und hat Politiker angesprochen. „Das Problem ist, offenbar wohnt keiner von denen selber in der Nähe des Friedhofs, deshalb tut sich hier auch nichts.“ Sogar bei der Polizei war er. „Da hat man mich drei Stunden warten lassen, als ich eine Anzeige machen wollte.“
Erste Reaktionen aus der Politik
In den vergangenen Wochen wurde es Müller wieder mal zu bunt. Da hat er dann fast täglich aktuelle Bilder an einen großen E-Mail-Verteiler mit Teilnehmern aus Presse, Politik und Verwaltung verschickt – und dann gab es Reaktionen. Zum Beispiel vom CDU-Fraktionsvorsitzende Ferdi Seidelt, der ihn angerufen und danach einen Antrag für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung formuliert hat.
Die CDU fordert mehr Kontrollen
Die CDU fordert von der Stadt, dass das Lkw-Verbot am Friedhof sichtbarer wird, indem ganz einfach mehr Schilder auf dem Parkplatz aufgestellt werden. Außerdem will sie, dass die Einhaltung der Vorschrift in kurzen Abständen kontrolliert wird. „Die CDU erwartet eine wirkungsvolle Maßnahme, wie sie unlängst im Umfeld des Toeppersees gelungen ist.“ Ferdi Seidelt erinnert die Stadt daran, „aktiv über Lösungen für den ruhenden Lkw-Verkehr in Rheinhausen nachzudenken und diese der Bezirksvertretung vorzustellen“. Denn der Friedhof Mühlenberg ist nur einer von vielen Lkw-Brennpunkten im Duisburger Westen, wo es so gut wie keine Infrastruktur für die Fahrer gibt, die Logport ansteuern.
Die SPD will ein stadtweites Verbot
Nach der CDU hat sich nun auch die SPD zu Wort gemeldet. Ratsherr Ersin Erdal äußert sich verwundert über die Initiative der CDU Rheinhausen, ein Lkw-Halteverbot nur für den Parkplatz des Friedhofs Mühlenberg fordern zu wollen. „Punktuelle Lkw-Parkverbote können ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, aber eigentlich wird damit das Problem nur auf andere Standorte verlagert“, meint er. „Das wilde Parken innerhalb des Stadtbezirks muss insgesamt verboten und durch das Ordnungsamt strenger kontrolliert werden.“
Die SPD sieht die Logistikfirmen in der Pflicht
Der SPD-Politiker sieht hier vor allem Duisport und die Logistikunternehmen in der Pflicht, mehr Aufenthalts- und Übernachtungsmöglichkeiten für die Fahrer zu schaffen.
Und was sagt die Stadt? „Der Parkplatz des Mühlenberger Friedhofes wird täglich von den Verkehrsüberwachungskräften des Bürger- und Ordnungsamtes kontrolliert“, so Stadtsprecher Jörn Esser. Bei Kontrollen in der vergangenen Woche seien vier parkende Lkw angetroffen worden. „Es wurden vier Verwarnungen erteilt und die angetroffenen Fahrer angewiesen, den Parkplatz zu verlassen. Die Lkw-Fahrer kamen alle dieser Aufforderung nach.“ Ein Platzverweis, der offenbar nicht so weh tut, dass man danach nicht wieder kommt. „Nach 22 Uhr habe ich noch nie jemanden vom Ordnungsamt dort gesehen“, sagt Müller.
Die Stadt prüft eine Lösung
Ein weiteres Problem: Das Bußgeld von 30 Euro, das theoretisch für das Falschparken verhängt werden kann, wird praktisch nur selten einkassiert. Jörn Esser erklärt, warum: „Für Kraftfahrzeuge aus den meisten EU-Staaten (mit Ausnahme der Niederlande, Schweiz und Österreich) können nach geltendem EU-Recht keine Halterauskünfte erfolgen und Verwarn- und Bußgelder dementsprechend nicht beigetrieben werden.“ Die einzige Möglichkeit ist es, direkt vor Ort zu kassieren. Ob das machbar ist, soll geprüft werden.
Stadt prüft bauliche Veränderungen - das hat Müller schon oft gehört
Und noch etwas tut sich jetzt, nach sechs Jahren Beschwerden über die Zustände am Friedhof: „Die Stadt prüft, ob es möglich ist, bauliche Veränderungen vorzunehmen, die zwar weiterhin den Anlieferverkehr ermöglichen, das Parken der Lkw jedoch unterbinden.“
Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenK. Müller kommentiert diese Aussage am Telefon mit einem gequälten Lachen: „Wissen Sie, wie oft ich das schon gehört habe, dass so etwas geprüft werden soll? Ich glaube das erst, wenn ich es sehe.“