Duisburg/Mülheim. Ein Duisburger Paar findet ein durch Hundebisse schwer verletztes Rehkitz, holt schnell Hilfe. Warum die Geschichte trotzdem kein Happy-End hat.
Diese Mountainbike-Tour werden Sylvia Kelle und Carsten Spata so schnell nicht vergessen: Am vergangenen Donnerstag geht’s für das Paar aus Neudorf zunächst durch den Duisburger Stadtwald und dann durch den Mülheimer Forst. „Mein Freund ist vor mir gefahren und hat plötzlich ganz abrupt abgebremst“, erzählt die 50-Jährige. Der Grund: Im Bereich Steinderforst liegt am Wegesrand ein Rehkitz mit mehreren blutenden Wunden.
Das Paar will schnell Hilfe holen. Carsten Spata kann auf seinem Smartphone per Internetrecherche die Zuständigkeit klären. Es handelt sich um einen Teil des Eigenjagdbezirks Graf von Spee Schloss Heltorf mit insgesamt 2300 Hektar Waldfläche in Mülheim, Düsseldorf sowie im Kreis Mettmann und im Duisburger Süden. Zum Glück ist das Forsthaus des zuständigen Revierförsters nicht weit vom Fundort entfernt und Klaus Weinem nach Spatas Anruf schnell zur Stelle.
Duisburgerin berichtet von lauten Schreien des Rehkitz
„Das Rehkitz hatte tiefe Bisswunden an Hals und Brust, die nur von Hunden stammen konnten“, sagt Weinem auf Nachfrage der Redaktion. Er kümmert sich vor Ort um das Jungtier, hebt es vorsichtig hoch. „Es hat unglaublich laut geschrien - vermutlich aus Angst“, erzählt Sylvia Kelle. „Das nimmt einen schon sehr mit.“
Der Revierförster bringt das Rehkitz sofort zu einem Tierarzt. „Es hat Antibiotika und Schmerzmittel bekommen, auch Infusionen, weil es völlig dehydriert war“, erklärt Weinem. „Zwischenzeitlich sah es gut aus. Aber nach zwei Stunden ist es dann doch gestorben.“
„Es ist ärgerlich, dass einige Hundebesitzer so gleichgültig sind“
Das Duisburger Paar erfährt abends von der traurigen Nachricht. „Das ist so schade“, sagt Sylvia Kelle. „Wir erleben auf unseren Radtouren so viele vorbildliche Hundebesitzer. Da ist es ärgerlich, dass einige so gleichgültig sind.“
Auch Weinem kann seinen Unmut nur schwer verbergen. „Wir haben solche Vorfälle das ganze Jahr über im gesamten Jagdbezirk – derzeit alle vier bis sechs Wochen. Die Rehkitze kommen im Mai, Juni zur Welt. Da haben die Hunde leichtes Spiel.“
Revierförster: Hunde bitte im Wald anleinen
Meistens seien die Rehe schon tot, wenn sie gefunden werden – oder so schwer verletzt, dass nur noch der Gnadenschuss bleibt. „Die Hundebesitzer können wir in der Regel nicht mehr zur Rede stellen. Und wenn doch, dann ist es natürlich immer das erste Mal gewesen, dass der Hund so etwas macht…“
Deshalb der eindringliche Appell des Revierförsters, Hunde im Wald anzuleinen und auf den Wegen zu bleiben. Es sei kaum zu verhindern, dass Vierbeiner ihrem Jagdinstinkt bei einem flüchtenden Reh folgen.
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Dass solche Vorfälle auch mal ein Happy-End haben können, hat Weinem im vergangenen Jahr erlebt. Direkt hinter seinem Forsthaus hatten Hunde damals ebenfalls ein Rehkitz gejagt und verletzt. Er hat sich um das Jungtier gekümmert, es aufgepäppelt, vier Monate mit der Flasche groß gezogen, bis er es sich selbst überlassen konnte.
Noch heute schaut es ab und zu schaut beim Revierförster vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.