Duisburg. Bewohner sind aus der Quarantäne in einer Duisburger Asylunterkunft geflohen. Einer greift Polizisten an. Stadt hebt kurz darauf Quarantäne auf.
13 Strafanzeigen wegen Quarantäne-Verstößen, dazu noch eine wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte – und eine Frage: Hätte es den Einsatz von Polizei und Ordnungsamt am Montagnachmittag an der Asylunterkunft in Duisburg-Neuenkamp überhaupt geben müssen? Zunächst die Chronologie der Ereignisse vom Montag:
Um 12.43 Uhr teilt die Stadt Duisburg in ihrem Corona-Update mit, dass nach zuletzt mehreren Erkrankungen in der Einrichtung an der Paul-Rücker-Straße nun alle Testergebnisse negativ seien. Die seit dem 10. Juni bestehende Quarantäne für die Unterkunft könne wie geplant am 1. Juli aufgehoben werden.
Duisburg: Sicherheitsdienst alarmiert die Polizei
Um 14.24 Uhr alarmiert der Sicherheitsdienst des Flüchtlingsheims die Polizei und meldet Quarantäne-Verstöße von mehreren Bewohnern. Mehrere Streifenwagen werden losgeschickt und der städtische Außendienst informiert. Die Einsatzkräfte treffen die Gruppe unweit der Asylunterkunft an und können sie nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich auch überzeugen, dorthin zurückzukehren.
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Als die Personalien im Eingangsbereich aufgenommen werden, eskaliert die Situation dann doch, wie ein Polizeisprecher auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Ein bis dato unbeteiligter Bewohner hat sich demnach im Außenbereich der Unterkunft aufgehalten und will nun wieder hinein. „Er ist gebeten worden, einen anderen Eingang zu nutzen, dem aber nicht nachgekommen“, so der Sprecher. „Er war aggressiv, hat die Beamten angeschrien, einen Platzverweis ignoriert und ist ihnen sehr nahe gekommen.“
Asylunterkunft: Bewohner schlägt Beamten
Der Bewohner sei daraufhin zu Boden gebracht worden, habe die Beamten geschlagen und getreten. Er sei am Ende gefesselt in Gewahrsam gekommen und mittlerweile wieder auf freien Fuß. Er muss aber genauso wie die anderen 13 Bewohner, die gegen die Quarantäne verstoßen haben, mit Strafverfahren rechnen. Dies bestätigt die Polizei noch am Nachmittag.
Kurz darauf, um 16.45 Uhr, teilt die Stadt mit, dass die Quarantäne für die Unterkunft in Neuenkamp vorzeitig aufgehoben wird.
Polizisten ziehen sich bei Einsatz Schürfwunden zu
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Neue Fakten trugen offenbar nicht zum Sinneswandel im Krisenstab bei. Die Stadt teilt mit, dass die Leitung „eine neue fachliche Bewertung“ vorgenommen habe – aufgrund der Testergebnisse, die aber eben schon am Montagmittag allesamt negativ waren. Die Frage, warum die Quarantäne in diesem Wissen nicht sofort aufgehoben wurde, beantwortet die Stadt nicht, sondern betont stattdessen: Die Entscheidung sei unabhängig von den Vorfällen im Flüchtlingsheim getroffen worden.
Die Polizei möchte auf Nachfrage den Einsatz und auch die Sinnhaftigkeit nicht weiter kommentieren. Die angegriffenen Beamten seien dienstfähig und mit Schürfwunden davongekommen.