Duisburg. Bei der „Night Of Light“ wurden Montagnacht etliche Gebäude rot angestrahlt. Hintergrund: die Sorgen der Veranstaltungsbranche wegen Corona.

Wenige Minuten nach Sonnenuntergang ist die Pfarrkirche St. Joseph in rotes Licht getaucht. Davor, auf dem Dellplatz, sitzt ein versprengtes Grüppchen in der warmen Sommernacht beisammen und schaut auf eine aufgebaute Leinwand, die auf das Platzhirschfestival hinweist, das ohne Corona-Pandemie im Spätsommer wieder tausende Besucher ins Dellviertel gelockt hätte. Der Grund ist ernst: Mit der „Night of Light“, einer bundesweiten Aktion, wollen deren Organisatoren auf die Krise der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen.

Die „Night of Light“ am Dellplatz.
Die „Night of Light“ am Dellplatz. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auf dem Dellplatz solidarisiert sich am späten Montagabend das Kultursprung-Team, der Trägerverein des Platzhirsch Festivals, mit all den Künstlern, Bühnenbauern und Betreibern von Eventlocations, die in der Coronakrise finanziell auf dem Trockenen sitzen. „Ein komplett ehrenamtlich organisiertes Festival wie der Platzhirsch wäre ohne die großzügige Unterstützung durch die Veranstaltungstechnik in Form von Material und Technikern gar nicht machbar“, sagt Matthias Oelkrug vom Verein Kultursprung. Neben der Kirche St. Joseph wurden auch andere Gebäude in Duisburg in der Nacht zu Montag rot angestrahlt, das Rathaus, der Steinhof, die Mercatorhalle, das Stadttheater und viele mehr.

Deutsch-italienische Hochzeit auf kommendes Jahr verschoben – die Gäste konnten nicht einmal einreisen

Auch das Brauhaus Mattlerhof in Röttgersbach illuminierte in der Nacht seine Fassade. „Wir hoffen, damit die gewünschte Aufmerksamkeit zu erzeugen“, sagt Geschäftsführerin Selma Bulut. „Die Politik soll sehen, dass die Schließungen für die gesamte Veranstaltungsbranche ein Schlag sind. Wir haben keine Perspektive, keine Zukunft. Wir wollen gemeinsam etwas erreichen“, betont sie.

„Night of Light“ taucht die Region in rotes Licht

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    Auch die Gäste sollten sehen, dass sie keine Angst vor einem erneuten Lockdown haben müssen: „Ich habe hier pro Jahr einhundert Hochzeiten, jetzt sind es maximal 15. Die Leute befürchten, dass sie ihre Hochzeit nicht feiern können, weil die maximale Zahl der Gäste wieder gesenkt werden könnte und stornieren die Buchung“, sagt Bulut und nennt als Beispiel eine geplante deutsch-italienische Hochzeit: „Die Italiener konnten eine Zeit lang ja nicht mal einreisen. Deswegen haben sie alles auf nächstes Jahr verschoben. Bezahlen mussten sie natürlich nichts, nur die Anzahlung.“

    Veranstaltungsservice mit großem Umsatzverlust

    Einen Umsatzverlust von 75 Prozent hat der Veranstaltungsservice Höhnerbach, der um diese Jahreszeit sonst von Festival zu Festival fährt und dort Bühnen auf- und abbaut. Auch Messen können nicht stattfinden, das Lager ist voll. Das Unternehmen beleuchtete Montagnacht seine Räumlichkeiten im alten Neumühler Bahnhof. Einnahmen hat es nur durch anstehende Wartungsarbeiten.

    Eventgastronom Dupré hofft auf den Weihnachtsmarkt

    Scheinwerfer strahlten außerdem das Rathaus rot an.
    Scheinwerfer strahlten außerdem das Rathaus rot an. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

    Normalerweise stünde Willi Dupré um diese Jahreszeit für den Betrieb seiner Frau am Grill. Auf 35 Veranstaltungen im Jahr tummelt sich der Gastronomiebetrieb, verkauft „alles, was man grillen kann“, auf Trödelmärkten von Duisburg Kontor, Weinfesten, dem Stadtfest und dem Weihnachtsmarkt. Gerade auf diesen hofft Dupré. „Damit machen wir unseren Jahresumsatz“, sagt er. Existenzängste habe das Unternehmen zwar nicht, ein Jahr ohne Umsätze sei jedoch „mörderisch“.

    Die Mitarbeiter wurden zu Beginn des Lockdowns in Kurzarbeit geschickt, die Soforthilfe in Höhe von 15.000 Euro fast aufgebraucht. Auch Dupré dürfte wieder in kleinerer Form verkaufen, etwa auf einem Wochenmarkt. „Wir haben aber jedes Mal Vorkosten in Höhe von 1000 Euro für Holzkohle, Stellplatzgebühren und Löhne – das lohnt sich nicht“, sagt er. Auch mit dem Verleih von Bühnentechnik und WC-Wagen sei im Moment kein Gewinn zu machen. Auf dem Weihnachtsmarkt, so er stattfindet, will er eine Schlange vor dem Stand einrichten. „Möglich ist das“, sagt er.

    Fernsehturm leuchtet in Berlin

    Die Aktion „Night of Light“ geht zurück auf den Essener Tom Koperek, der eine Veranstaltungsagentur führt. Tausende Kulturstätten, Veranstaltungsorte und Wahrzeichen leuchteten in der Nacht zu Dienstag bundesweit rot.

    In Duisburg beteiligten sich 44 Unternehmen an der Aktion, nicht alle wurden jedoch angestrahlt. Mit dabei waren das Pulp Eventschloss, das Rathaus, die Mercatorhalle, das Stadttheater, der Landschaftspark und viele mehr.

    In Berlin leuchtete der Fernsehturm, in Dortmund das berühmte U, in Essen die Zeche Zollverein.