Duisburg. Galeria Karstadt Kaufhof schließt 62 von 172 Filialen – wird aber beide Duisburger Warenhäuser erhalten. Das bestätigt der Betriebsrat.

Der kriselnde Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wird seine beiden Duisburger Filialen im Einkaufszentrum Forum und an der Düsseldorfer Straße erhalten. Beide Kaufhäuser zählen nicht zu den 62 von 172 Geschäften, deren Schließung die Geschäftsführung am Freitag bekanntgegeben hat. Allein in NRW sind 18 Standorte betroffen.

Karstadt und Kaufhof bleiben in Duisburg

Diese beinahe schon überraschend gute Nachricht für den Duisburger Einzelhandel an einem schwarzen Tag der beiden traditionsreichen Firmengeschichten hat Dirk Voss unserer Redaktion bestätigt. Voss ist der Betriebsratsvorsitzende der Galeria-Kaufhof-Filiale an der Düsseldorfer Straße 32, vor der noch am Donnerstag 70 Angestellte gegen die Schließungen protestiert hatten.

Im Kaufhaus dort arbeitet Voss seit 1984. Der 52-Jährige und der Duisburger Kaufhof-Geschäftsführer Frank Tüting hatten am Freitag ab 12 Uhr in der Telefonkonferenz der Konzernleitung mitverfolgt, welche 62 Filialen es trifft. Die Schließungsstandorte hätten die Chefsanierer in alphabetischer Reihenfolge vorgelesen, berichtet Voss, „und als ,D’ vorbei war und Duisburg nicht genannt worden war, da sind schon Tränen geflossen“.

Großer Applaus und Umarmungen – trotz Corona

Kurz darauf schloss das Geschäft seine Pforten für etwa anderthalb Stunden – ab 14 Uhr informierten Voss und Tüting die Belegschaft in der alten Kantine des Gebäudes. Etwa 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren anwesend. Als für sie die wochenlange Ungewissheit mit Erleichterung und Freude endete, „gab es großen Applaus“, so Voß. „In diesem Moment war dann kurz auch Corona egal, und die Kollegen haben nicht mehr Abstand gehalten, sondern sich umarmt und sofort alle Kollegen benachrichtigt.“

In Duisburg liegen die beiden Warenhäuser des 2019 fusionierten Konzerns – Karstadt im Einkaufszentrum Forum und Kaufhof an der Düsseldorfer Landstraße – unweit voneinander entfernt. Laut Betriebsrat hat die Duisburger Karstadt-Filiale noch etwa 100 Mitarbeiter, Kaufhof etwa 80.

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Und besonders die Kaufhof-Belegschaft hatte wegen der 1B-Lage ihres sanierungsbedürftigen Kaufhauskastens seit Wochen um ihre Arbeitsplätze gezittert. „Auch die vergleichsweise geringe Kaufkraft in Duisburg hatten wir eher als Nachteil für uns eingeschätzt", erläutert Dirk Voss. Er wisse nicht, was letztlich bei den Entscheidungen der Konzernspitze entscheidend gewesen sei. „Dass beispielsweise in Düsseldorf und Dortmund zwei Häuser schließen, ist bitter", sagt Voss. „Wir kennen alle auch Mitarbeiter aus anderen Häusern und leiden mit ihnen."

Warenhauskonzern hat Kaufhof-Gebäude verkauft

Möglicherweise beeinflusste der Verkauf des Gebäudes im Frühjahr die Entscheidung. Das 1958 nach Plänen der Architekten Helmut Rhode und Harald Loebermann errichtete Kaufhaus soll zu den 17 Immobilien zählen, welche die Signa-Holding des österreichischen Investors René Benko zuletzt an Fonds des Finanzinvestors Apol­lo EPF verkauft hatte. Signa ist seit Juni 2019 alleiniger Eigner des kriselnden Konzerns und zahlreicher Immobilien des Unternehmens.

Seit dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof – seit März 2019 treten die Ex-Konkurrenten gemeinsam als „Galerie Karstadt Kaufhof" auf – sei es trotz großer Befürchtungen „gefühlt eher bergauf gegangen", schildert Voss die Stimmung im Unternehmen. Dann allerdings kamen die Corona-Pandemie, der Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens, das auch ein Insolvenzverfahren ist. Das große Problem im Moment sei, „dass es den Kunden wegen Corona keinen Spaß macht, bei uns einzukaufen", meint Voss, „dabei leben wir von Spontankäufen. Wir hoffen, dass sie bald wieder mit Freude bei uns einkaufen können".

Sören Link: „Gute Nachricht für Einkaufsstadt, die betroffenen und ihre Familien"

Oberbürgermeister Sören Link freute sich über „eine gute Nachricht für die Einkaufsstadt Duisburg und die Betroffenen und ihre Familien. In den vergangenen Jahren haben sie alles getan, um den Standort in Duisburg zu stärken, sei es durch Lohn- und Gehaltsverzicht, aber auch durch den unermüdlichen Einsatz für ihren Arbeitgeber." Galeria Karstadt Kaufhof sei mit den beiden Filialen in der City „definitiv identitätsprägend und gehört für mich untrennbar zu Duisburg. Die beiden Standorte tragen maßgeblich zu einer attraktiven und lebendigen Innenstadt bei. Das habe ich auch bei der gestrigen Solidaritäts-Demo so zum Ausdruck gebracht."

Am Donnerstag noch hatten nach einem Verdi-Aufruf etwa 70 Mitarbeiter vor der Kaufhof-Filiale an der Düsseldorfer Straße mit Plakaten und Luftballons gegen die Schließungspläne protestiert.