Duisburg. Ingenieurbüros nehmen derzeit das marode Arena-Dach des MSV Duisburg unter die Lupe. Die ersten Ergebnisse und ein Video zur Bestandsaufnahme.

Der lange Arm des Hubsteigers reicht bis unters marode Arena-Dach des MSV Duisburg. Dort oben schaut sich die Mitarbeiterin eines Ingenieurbüros gerade einen Stahlträger der Südtribüne genauer an. Sie nimmt Messungen vor, hat Baupläne dabei, um zu schauen, wie diese mit der Realität übereinstimmen. Der Fahrer des Lkw unten vor der Tribüne steht ein paar Meter neben ihr – mit dem notwendigen Abstand in Corona-Zeiten – und steuert die Arbeitsbühne an die gewünschten Stellen. Notwendig ist die aktuelle Bestandsaufnahme, weil bereits Mitte 2016 bei der bisher letzten der turnusgemäß alle sechs Jahre stattfindenden Bauwerksprüfungen Korrosionsschäden in der gesamten Dachkonstruktion festgestellt wurden. Zahlreiche Pylone sind verrostet.

Rainer Hester, seit Januar 2018 technischer Leiter beim MSV, begleitet und koordiniert die Arbeiten seit dem Beginn am 25. Mai. Eigentlich hätten sie bereits Ende Februar/Anfang März starten sollen. Doch Corona machte dieses Vorhaben unmöglich. Auch jetzt gibt es durch den Ligabetrieb bei den Männern und Frauen immer wieder Unterbrechungen. In der vergangenen Woche ging bei „vier Spielen in fünf Tagen“, so Hester, gar nichts.

Hester: Noch keine bösen Überraschungen bei der Bestandsaufnahme des MSV-Dachs

Duisburg- Dachkonstruktion beim MSV muss geprüft werden

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    „Und trotzdem sind wir bisher schneller als erwartet vorangekommen und es ist vor allem – Stand jetzt, nichts entdeckt worden, was wir nicht auch schon vorher wussten“, so Hester. „Es gibt bei der Überprüfung noch keine Abweichungen zwischen den Plänen und dem Ist-Zustand, noch keine bösen Überraschungen. Allerdings werden wir in der Sommerpause, im Juli und August, alle 40 Zugstangen erneuern. Sie wirken den Kräften entgegen, denen das Dach etwa bei starkem Wind ausgesetzt ist. Eine Zugstange war stark verrostet, deshalb tauschen wir lieber gleich alle aus.“

    Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Gefahr ist laut Hester ohnehin grundsätzlich nicht in Verzug. „Wir schicken derzeit in gewissen Abständen und vor allem nach besonders stürmischen Tagen sowieso noch zusätzlich einen Dachdecker aufs Dach, um nach möglichen Schäden zu schauen.“ Der technische Leiter stellt aber klar: „Die Sicherheit in der Arena ist nicht gefährdet. Das ist mit dem Bauamt geklärt und über die zuständigen Ingenieurbüros.“

    Stadion: Drei Ingenieurbüros sind eingebunden

    Bisher insgesamt drei sind nach Angaben des 55-Jährigen eingebunden. Ein Büro aus Köln betreut das Projekt übergeordnet und ist Ansprechpartner für die Stadionprojektgesellschaft um Geschäftsführer Dirk Broska. Zwei weitere Büros aus Dortmund und Bochum kümmern sich mit ihren Mitarbeitern um die Bestandsaufnahme vor Ort.

    Rainer Hester ist technischer Leiter beim MSV Duisburg, begleitet und koordiniert die Bestandsaufnahme des Arena-Dachs vor Ort.
    Rainer Hester ist technischer Leiter beim MSV Duisburg, begleitet und koordiniert die Bestandsaufnahme des Arena-Dachs vor Ort. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

    Von Montag und vorerst bis Mittwoch haben sie das Dach wieder unter die Lupe genommen. Nun ist aufgrund des Feiertags und des Heimspiels der Drittliga-Kicker am kommenden Samstag gegen die Würzburger Kickers schon wieder Pause. Dann parkt die zuständige Firma den Hubsteiger zwischenzeitlich auf dem Hof ihrer Duisburger Niederlassung. „Zum Glück müssen wir den Hubsteiger nur dann bezahlen, wenn er gebraucht wird“, so Hester, der die täglichen Kosten für die Bestandsaufnahme mit insgesamt rund 2000 Euro beziffert.

    Bestandsaufnahme soll Mitte Juli beendet sein

    Er rechnet damit, dass die Arbeiten Mitte Juli beendet sind. Kurz darauf soll die eigentlich 2022 vorgesehene Bauwerksprüfung vorgezogen werden. „Da geht es ums ganze Stadion“, so Hester. „So bekommen wir insgesamt einen guten Überblick.“ Die Auswertung der aktuellen Bestandsaufnahme des Dachs mit Fotos und Dokumentationen liege wahrscheinlich im Oktober vor.

    Daraus soll klar werden, welche Ursachen die Schäden haben, wie hoch der Sanierungsbedarf ist und ob sogar ein kompletter Neubau des Dachs wirtschaftlich sinnvoller ist. Zudem muss die Frage der Finanzierung geklärt werden und ein Grundsatzbeschluss der Stadiongesellschafter her, darunter die Stadt Duisburg mit 50,1 Prozent Anteilen.

    Im Herbst soll eine Entscheidung zum MSV-Dach fallen

    Alle Überlegungen stehen allerdings unter dem Vorbehalt, dass der MSV im Profifußball überlebt. Die finanzielle Situation, so hatte es Präsident Ingo Wald betont, ist durch die Corona-Krise, die Geisterspiele, noch bedrohlicher als 2013 beim Zwangsabstieg in die Dritte Liga. Sollte doch wieder alles gut gehen, kann im Herbst eine Entscheidung zum Dach fallen.

    Dann soll laut Hester auch feststehen, wie die Übergangslösung mit Wellblech für die bereits im vergangenen September sicherheitshalber entfernten Lichtstegplatten am Dach aussehen kann. Dies ist, wenn Zuschauer in den Stadien wieder zugelassen werden, vor allem für die Fans auf den unteren Rängen der MSV-Arena interessant. Sie würden dann bei Regen nicht mehr nass werden.

    >> GROSSE GRUNDREINIGUNG IN DER SOMMERPAUSE

    • Neben der Bestandsaufnahme des MSV-Dachs laufen derzeit laut Hester noch weitere Maßnahmen in und außerhalb der Arena. Dazu gehören Malerarbeiten, aber auch der Einbau von so genannten intelligenten Zählern für Strom, Wasser und Wärme durch die Duisburger Stadtwerke. Der Vorteil: Die Verbräuche können so jederzeit online abgerufen werden.

    • Darüber hinaus werden in der Sommerpause sicherheitshalber nicht nur alle 40 Zugstangen des Dachs erneuert, sondern es steht dann auch große Grundreinigung des Stadions an.