Duisburg. Drei Sonderforschungsbereiche der Uni Duisburg-Essen werden vier Jahre lang mit jeweils rund zwölf Millionen Euro von der DFG gefördert.

In Sonderforschungsbereichen wird ein Thema langfristig aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen unter die Lupe genommen. Gleich drei dieser im wissenschaftlichen Wettbewerb hart umkämpften Projekte hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität Duisburg-Essen (UDE) neu bewilligt bzw. verlängert. Angesiedelt sind sie in der Fakultät für Physik und in der Medizinischen Fakultät der UDE am Universitätsklinikum Essen.

Grundlagenforschung für neue Anwendungen

Um weitere vier Jahre verlängert und mit zwölf Millionen Euro gefördert wird der Sonderforschungsbereich (SFB) 1242 „Nichtgleichgewichtsdynamik kondensierter Materie in der Zeitdomäne“ der Duisburger Physiker. Die Leiter von 24 Teilprojekten, beteiligt sind auch zwei Partner aus Israel und den USA, befassen sich mit Festkörpern und deren Grenzflächen, die durch einen äußeren Reiz extrem schnell in einen angeregten Zustand versetzt werden. Die Entwicklung dieser Anregung mit der Zeit verfolgen die Wissenschaftler mit Messmethoden, die es erlauben, den Zustand einer Probe in einzelnen, winzigsten Zeitschritten zu verfolgen.

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In Summe aller Schritte entsteht wie in einem Daumenkino ein Gesamtbild des Vorgangs. Daraus können sich neue Impulse und Konzepte für die Wissenschaft und für neue Anwendungen ergeben. Als zentrale Methode des SFB, der eng mit dem Center for Nanointegration Duisburg-Essen (CENIDE) kooperiert, wird das Pump-Probe-Verfahren eingesetzt: Dabei wird mit einem ersten ultrakurzen Laserpuls das System angeregt. In variablem Abstand von wenigen Attosekunden bis Pikosekunden folgt anschließend ein zweiter, auslesender Laserpuls.

Anregung erzeugt außergewöhnliche Materialeigenschaften

Zunächst ging es darum, Methoden zu entwickeln, mit denen sich der Weg von der Anregung zurück ins Gleichgewicht verfolgen und verstehen lässt. „Jetzt ist es unser Ziel, die dahintersteckenden Mechanismen gezielt zu beeinflussen“, erklärt SFB-Sprecher Professor Uwe Bovensiepen. „Zum Beispiel fragen wir uns, ob außergewöhnliche Materialeigenschaften entstehen, die ausschließlich nach einer kurzzeitigen Anregung auftreten. Oder ob es Materialmodifikationen gibt, welche die Anregung über längere Zeit lebendig halten.“

Forscht an der Uniklinik Essen zu Schildrüsen-Horminen: Prof. Dr. Dagmar Führer.
Forscht an der Uniklinik Essen zu Schildrüsen-Horminen: Prof. Dr. Dagmar Führer. © FUNKE Foto Services | Foto: Knut Vahlensieck

Außerdem fördert die DFG zunächst vier Jahre lang zwei neue Sonderforschungsbereiche an der Uniklinik Essen. Im Fokus des SFB/Transregio 296 „Local Control of Thyroid Hormone Action“ (LOCOTACT) steht die lokale Kontrolle der Wirkung von Schilddrüsen-Hormonen. Sprecherin des Forschungsverbundes mit der Universität zu Lübeck und der Charité Berlin, der mit 13,7 Millionen Euro gefördert wird. ist Prof. Dr. Dagmar Führer (Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel).

Medikamente: Die Macht der Erwartung

Um die Macht der Erwartung auf die Wirkung von Medikamenten im Verlauf einer Behandlung geht es im neuen überregionalen Sonderforschungsbereich (SFB/Transregio) 289 „Treatment Expectation“ (Förderung: zwölf Millionen Euro). Sprecherin des Forschungsverbundes mit den Unis Hamburg und Marburg ist Prof. Dr. Ulrike Bingel von der Medizinischen Fakultät der UDE.