Duisburg. Mehr Teilnehmer und mehr Vogelsichtungen: Die Rekorde sind bei der Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ des Nabu in Duisburg gepurzelt.
Die Zählaktion “Stunde der Gartenvögel” des Naturschutzbundes (Nabu) in Duisburg hat für eine Reihe an Rekorden gesorgt. Neben der Teilnehmerzahl gab es mit 6974 Exemplaren auch 2500 mehr gesichtete Vögel im Vergleich zum Vorjahr. Während am zweiten Maiwochenende die Kohlmeise - wie schon in den vergangenen Jahren - am häufigsten gesichtet wurde, lag der Fokus der Vogelschützer auf einem anderen Vogel: der Blaumeise.
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Die von einem Bakterium befallene Vogelart hätte in Duisburg aber weniger gelitten, erklärt Jürgen Hinke, Vorsitzender des Naturschutzbundes Duisburg. Während bundesweit der Bestand der Blaumeisen um 22 Prozent zurückgegangen sei, waren es in Duisburg nur acht Prozent.
Neues Hoch bei der Teilnehmerzahl in Duisburg
„Auch was die Amsel angeht, dachten wir, dass die Zahlen weiter sinken”, sagt Hinke. Grund dafür sei der seit vergangenem Jahr grassierende Usutu-Virus. Dies habe sich allerdings nicht bestätigt; ganz im Gegenteil. „Die Amsel ist die prozentual am häufigsten gesichtete Vogelart in Duisburg und damit noch vor der Kohlmeise.“ Denn obwohl die Kohlmeise mit 784 gezählten Exemplaren den ersten Platz der Rangliste belegt, wurden Amseln in 9 von 10 Duisburger Gärten gesehen.
Auch die Teilnehmerzahl in Duisburg hat mit 413 Vogelbeobachtern ein neues Hoch erreicht. “Wir vermuten, dass die Menschen wegen Corona mehr Zeit dafür hatten, da sie nicht verreist sind”, so Hinke. Aber auch die Meldungen über den Bakterienbefall bei den Blaumeisen könnten das Interesse geweckt haben.
Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der beobachteten Vogelarten – von 63 auf 72. Dennoch hatte Hinke im Februar noch mit mehr als 100 Vogelarten im Mai gerechnet. „Das könnte daran liegen, dass die Menschen wegen Corona weniger unterwegs waren und daher weniger Arten gesehen haben.“
Immer mehr Vogelarten zieht es in die Stadt
Dass sich auf den ersten zehn Plätzen viele sogenannte Stadtvögel befinden, sei ein Trend der vergangenen Jahre. So hätten sich etwa die Ringeltaube – nicht zu verwechseln mit der Stadttaube – und die Rabenkrähe zu Stadtvögeln entwickelt. „Früher waren diese Arten eher selten in der Stadt oder im Garten zu sehen”, so Hinke.
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Dazu habe beispielsweise die Intensivierung der Landwirtschaft geführt, erklärt der Vogelexperte. „Während manche Vogelarten früher auf den extensiv bewirtschafteten Feldern noch besser Nahrung gefunden haben, erlebt man mittlerweile, dass Vögel in die Städte wandern”. Aber auch andere Gründe seien zu beobachten. „Elstern wurden früher stark bejagt. Die schlauen Vögel haben dann gemerkt, dass sie in den Städten nicht gejagt werden”, erklärt Hinke. Doch damit sei auch ein Anstieg der Rabenkrähen, die ein natürlicher Feind der Elstern sind, in Städten einhergegangen.
Mauersegler und Schwalbe von fehlenden Nistplätzen betroffen
Auf dem siebten Rang und damit noch vor der Blaumeise rangiert in diesem Jahr der Mauersegler, der im Vergleich zum Vorjahr 62 Prozent häufiger gesichtet wurde. „Wegen der warmen Temperaturen im Mai finden Mauersegler leichter Nahrung und können besser gesehen werden”, erläutert Hinke. Dennoch sei die Zahl trügerisch. „Eigentlich geht der Bestand der Mauersegler in Duisburg und in ganz Deutschland zurück.”
Der Anstieg könnte daher damit zusammenhängen, dass mehr Menschen gezählt haben. Der Mauersegler, der wie die Schwalbe zu den Gebäudebrütern gehört, kämpfe grundsätzlich mit fehlenden Niststätten. “Durch Dämmungen werden etwa Nischen in Häusern immer häufiger verschlossen”. Der Nabu Duisburg stellt daher interessierten Hausbesitzern spezielle Nistkästen zur Verfügung.
Nabu wünscht sich noch mehr Teilnehmer
Bei der „Stunde der Gartenvögel“ ist die Zahl der Duisburger Vogelbeobachter in den vergangenen zehn Jahren von 28 Teilnehmer auf nun 413 gestiegen. „Trotzdem würde ich mir noch mehr Teilnehmer wünschen”, so der Duisburger Nabu-Vorsitzende Jürgen Hinke. „Je mehr Menschen zählen, desto aussagekräftiger sind die Daten.“
In diesem Jahr wurden fast zehnmal so viele Vögel gezählt wie noch 2010 (722 -> 6974). Weitere Infos und Ranglisten gibt es auf www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/index.html.