Duisburg. Bezahlbaren Wohnraum, Flächen für junge Firmengründer, ein autofreies Quartier: Duisburgs Bürger haben viele Ideen für die „Duisburger Freiheit“.

„Warum soll denn auf diesem Gelände kein Platz für sozialen Wohnungsbau sein? Es muss ja nicht viel sein. Aber in Wedau will man nur wenig, im Mercatorviertel will man ihn auch nicht und hier? Ja, wo soll der denn hin, nur in den Norden?“ fragt eine Dame zum Auftakt der Bürgerbeteiligung zur „Entwicklung der Duisburger Freiheit“ in der Mercatorhalle. Die Pinnwände füllen sich schnell mit Ideen. Viele sind nicht nur einmal zu lesen und – ausgenommen des sozialen Wohnungsbaus – auch gar nicht so weit weg von dem, was die Planer vorgestellt haben.

Neue Wohnmodelle, kleine Quartiere

Für eine möglichst moderne Verbindung von Arbeit und Wohnen, die Gebag-Chef Bernd Wortmeyer vorschwebt, schlagen die Bürger Flächen für Start-ups vor, urbane Produktion, Mietwerkstätten oder eine „Medical Valley“. Einzelhandel und Nahversorgung werden als wichtige Themen genannt, als Heimat für den Handel möchte einer sogar die alten Bahnhofshallen sanieren, ein anderer sie unter Denkmalschutz stellen lassen.

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Bezahlbar wohnen möchten die Duisburger im neuen Quartier zwischen Bahngleisen und Autobahn, sie wünschen sich Angebote für Alt und Jung, „um Identität zu schaffen“. Neue Wohnmodelle sollen es sein, kleinere Quartiere und dazu eine soziale Infrastruktur, auch bezahlbare Kulturangebote, Freiräume für Musik, Kunst und Handwerk – das Ganze so geplant, dass es in seiner Entwicklung flexibel bleibt und dennoch modern. „Macht kein Düsseldorf B daraus“, hat einer auf die Tafel geschrieben.

Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der Gebag begrüßte die Bürger zur Auftaktveranstaltung zur Entwicklung der „Duisburger Freiheit“ in der Mercatorhalle.
Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der Gebag begrüßte die Bürger zur Auftaktveranstaltung zur Entwicklung der „Duisburger Freiheit“ in der Mercatorhalle. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Klar ist, dass nicht alle Ideen in die Konzepte einfließen können und manche sich auch gegenseitig ausschließen. So ist auch zu lesen: „Kein Wohnen!“ Dies scheint aber ein einsamer Wunsch zu sein. Auf Zuspruch stieß dagegen in den Gesprächen ein Vorschlag, der aus dem Kreise der jungen Grünen kam, eine Veranstaltungshalle fürs Tanzen einzuplanen. Auch viele kleine Ideen, wie ein Kiosk, Minirestaurant, eine Parkanlage und einen Treffpunkt für ältere Menschen sind auf der Liste zu finden, mit denen sich nun die Gebag und auch Baudezernent Martin Linne beschäftigen werden.

Vertiefung in Ideen-Werkstätten

Beim Thema Umwelt und Verkehr sind so einige Stichworte wie „bester Nahverkehr“, Radwege und ein autofreies Quartier, Dach- und Gemeinschaftsgärten und Blumenwiesen, Energieautarkie und ökologische Baumaterialien, eine Gartenstadt mit Photovoltaik zusammen gekommen. Die Stadtspitze betonte noch einmal, dass Qualität vor Eile und Konsens vor Kommerz geht, so Oberbürgermeister Sören Link. Auch er diskutierte mit den Bürgern und erklärte, dass sich nicht alle Vorschläge in den städtebaulichen Konzepten werden wiederfinden können. „Aber wir wollen was schaffen, das auf die größtmögliche Akzeptanz der Bürger stößt.“

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Das Ziel sei „ein neues Stück Duisburg“. Auch einen neuen Namen werde es noch geben für das Quartier, kündigte Bernd Wortmeyer an. Die „Duisburger Freiheit“, die Sir Norman Foster mit seinem Konzept von 2009 prägte, soll es nicht sein, „Am Alten Güterbahnhof“ es nicht bleiben. Vielleicht dieser, den einer an die Stellwand geheftet hat: „Neu-Neudorf“. So manchen, der in der Mercatorhalle noch gerne ausgiebiger diskutiert hätte, beruhigte Sören Link: „Das war nicht das Ende, sondern erst der Anfang der Bürgerbeteiligung.“ Im Frühjahr sollen die Vorschläge in Ideen-Werkstätten vertieft werden. –