Duisburg. Der Duisburger Zahnarzt Dr. Mustafa Ayna und Ingenieur Philipp Maack von der Ruhr-Uni Bochum stellen ein Desinfektionsgerät für Aerosole vor.
Das Coronavirus ist wie ein Sturm durchs Gesundheitswesen gefegt. In den Arztpraxen wurden plötzlich Sicherheitsmaßnahmen notwendig, auf die kaum jemand vorbereitet war. „Zum ersten Mal haben nicht nur die Patienten Angst vorm Zahnarzt gehabt, sondern auch der Zahnarzt vor den Patienten“, sagt der Duisburger Zahnarzt Dr. Mustafa Ayna. Diese Angst vertreibt in seiner Praxis in der Innenstadt der „Corona-Terminator“.
Schon früh sei er nach dem Ausbruch von Covid-19 in Wuhan davon ausgegangen, dass sich das Virus weltweit verbreiten werde, sagt Ayna. Er besorgte sich Schutzausrüstungen, als es die noch gab und lange bevor ihm die Kassenzahnärztliche Vereinigung ganze zwei FFP3-Masken zur Verfügung gestellt habe. Außerdem setzte er auf technisches Gerät, schaffte im März Luftreiniger mit Hepa-Filtern an, wie sie auch von Pollen-Allergikern eingesetzt werden. Diese Geräte filtern auch Bakterien und Viren aus der Luft.
Bei der Behandlung umschwirrt der Aerosol-Nebel Patienten bis zu zwei Meter
Beim Schleifen von Zähnen, Parodontose-Behandlungen oder professioneller Zahnreinigung werden Aerosole freigesetzt. Diese muss man sich wie einen feinen Nebel vorstellen, der sich bis zu zwei Metern um den Patienten ausbreitet, eine Zeit lang in der Raumluft bleibt und sich als Träger von Viren auf Flächen absetzt. Diese Nebelschwaden können die vorhandenen Reinigungsgeräte mit ihren Schwebstofffiltern nicht bewältigen. Schon gar nicht dort, wo beim Zahnarzt Viren besonders wirbeln: unmittelbar vor dem Mund des Patienten.
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In diesem heiklen Bereich setzt die Erfindung an, die Dr. Ayna mit Hilfe aus der Fakultät Maschinenbau der Bochumer Uni entwickelt hat. Dort ist er am Lehrstuhl für Laser-Anwendungstechnik seit vier Jahren als Dozent tätig und setzte sich mit dem Ingenieur Philipp Maack zusammen, um eine Lösung auszutüfteln, die das Virus unschädlich macht, bevor es in den Filter gelangt.
Die UVC-Lampe ist das Kernstück der Desinfektionseinheit
Die Lösung fanden sie im UVC-Licht, wie es etwa auch in Sterilisatoren eingesetzt wird. Sie entwickelten eine Aerosol-Desinfektionseinheit, intern „Corona-Terminator“ genannt. Dabei wird die Atemluft nah am Mund des Patienten mit einem Schlauch abgesaugt und durch eine Röhre aus Glas, Kunststoff und reflektierendem Aluminium geschickt, deren Kernstück eine UVC-Lampe ist. Ein dahinter geschaltetes Gerät mit Hepa-Filter besorgt den Rest, aus den Lüftungsschlitzen trete frische Luft aus, so Philipp Maack. „Die Lampe tötet Viren ab.“ Arzt und Helferinnen arbeiten in sauberer Luft, auch die nachfolgenden Patienten würden so geschützt.
Standgerät für reine Raumluft
Neben dem Prototypen für den „Corona-Terminator“ haben der Arzt und der Ingenieur ebenfalls den Prototyp eines Standgeräts entwickelt, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert.
Hierbei wird die Luft aus dem Raum angesaugt und gereinigt. Das ermögliche zum Beispiel den gefahrlosen Besuch von Großeltern.
Nachdem die PR-Agentur Durian begonnen habe, das Gerät bekannt zu machen, hätten bereits Kollegen nach dem Aerosol-Desinfektor gefragt, sagt Dr. Ayna. Und sollte es zu einem zweiten Lockdown kommen, könne man etwa in Zusammenarbeit mit Dental- oder industriellen Versuchslabors Desinfektoren in größerer Zahl per Laser-Drucker herstellen.