Duisburg. Vor 60 Jahren wurde das Tragen von Sicherheitsschuhen am Hochofen Pflicht. Es war der Beginn der Arbeitssicherheit bei Thyssenkrupp Steel (TKS).

Alte Stahlarbeiter erinnern sich daran noch: Bis 1960 trugen die Hochöfner noch Holzschuhe an ihrem heißen Arbeitsplatz. Zum 60. Mal jährte sich am 19. April der Tag, an dem Vorstand und Betriebsrat der August Thyssen-Hütte AG eine Betriebsvereinbarung vereinbarten, mit der für alle Belegschaftsmitglieder in der Produktion das Tragen von Sicherheitsschuhen zur Pflicht gemacht wurde. Es war der Beginn einer Sicherheitskultur, die Unfälle vermeidet und die Gesundheit der Stahlkocher schützt.

Thyssenkrupp Steel: Sicheres Schuhwerk galt zunächst als unbequem

Die Holzschuhe am Hochofen gab es bereits seit den 1920er Jahren. Doch wirklich sicher war das nicht – die Anzahl an Fußverletzungen war hoch. Das Unternehmen handelte schließlich und machte das Tragen von Sicherheitsschuhen mit der Betriebsvereinbarung vom 19. April 1960 überall in der Produktion zur Pflicht. Anfangs hieß es von den Mitarbeitenden noch, die neuen Sicherheitsschuhe seien schwer, unbequem und man könne außerdem Holzschuhe viel schneller vom Fuß bekommen als einen Sicherheitsschuh, sollte man in heißes Eisen treten.

Nach und nach etablierten sie sich jedoch zu einem der wichtigsten Utensilien der Arbeitssicherheit. In ihrer modernen Form sind die Stahlkappen-Sicherheitsschuhe – neben Helm, Spritzschutz und Silbermantel – auch heute noch Pflicht, nicht nur am Hochofen.

Die Klotschen für die Arbeit am Hochofen stellten Holzschuhmacher wie Hermann-Josef Enk her. Seine Werkstatt befand sich unten in einem Wohnhaus an der Ecke Fahrner Straße/Warbruckstraße in Marxloh. Seit dem Abriss befindet sich dort heute eine Grünanlage.
Die Klotschen für die Arbeit am Hochofen stellten Holzschuhmacher wie Hermann-Josef Enk her. Seine Werkstatt befand sich unten in einem Wohnhaus an der Ecke Fahrner Straße/Warbruckstraße in Marxloh. Seit dem Abriss befindet sich dort heute eine Grünanlage. © Foto: TKS

„Erst sicher und dann gut“ – das ist heute das Motto des Sicherheitskultur-Programms, das auf vielen Wegen und Wänden bei Thyssenkrupp Steel (TKS) steht, seit das Programm 2018 ins Leben gerufen wurde. Auf lange Sicht sei es das Ziel, die Arbeitssicherheit nicht nur technisch und organisatorisch weiterzuentwickeln, sondern eine Kultur der Sicherheit als obersten Wert zu leben. „Seit vielen Jahren sensibilisieren wir Führungskräfte und Mitarbeitende dafür, wie wichtig ihre Sicherheit und Gesundheit sind, mittels unterschiedlicher Schulungen und Kampagnen – und wir stellen einen deutlichen Fortschritt im Umgang mit der Arbeitssicherheit fest“, sagt Beatrice Schenuit, leitende Sicherheitsingenieurin bei TKS. „Eine Kultur, in der man aus Fehlern lernen kann, ist unerlässlich für eine funktionierende Sicherheitskultur.“

Deshalb werden Mitarbeiter aktiv in deren Weiterentwicklung einbezogen: Jede Idee und Maßnahme werde zunächst auf ihre Praxistauglichkeit getestet und erst nach dem Mitarbeiter-Feedback umgesetzt.

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Sicherheit hat auch in der Pandemie höchste Priorität

Zurzeit bestimmt die Corona-Pandemie das Arbeitsleben auch bei TKS. Viele Mitarbeitende befinden sich im Homeoffice, doch nicht für alle ist das möglich. All jene, die beispielsweise die Produktion aufrechthalten, sollen sich weiterhin täglich an ihrem Arbeitsplatz an die Hygienevorschriften halten. „Doch auch, wenn die neuen Hygienemaßnahmen unsere Aufmerksamkeit fordern und zwingend umgesetzt werden müssen, hat nach wie vor die Arbeitssicherheit höchste Priorität“, sagt Markus Grolms, Arbeitsdirektor und Personalvorstand bei Thyssenkrupp Steel.

>> IG Metall: Standards für Corona-Schutz und Arbeitssicherheit

Der Gesundheitsschutz müsse bei der Wiederaufnahme der Produktion nach der Corona-bedingten Kurzarbeit oberste Priorität haben, betont die IG Metall Duisburg-Dinslaken in einem Eckpunktepapier. „Ob in der Werkshalle, im Außendienst, oder im Büro: Die Beschäftigten müssen ausreichend gegen das Infektionsrisiko geschützt werden“, sagt Dieter Lieske, Erster Bevollmächtigter der Gewerkschaft.

Das Eckpunktepapier soll Betriebsräten bei der Umsetzung. helfen. Darin geht es um technische Maßnahmen wie Trennwände, Abstandsmarkierungen und persönliche Schutzausrüstung sowie organisatorische Vorkehrungen wie versetzte Arbeits- und Pausenzeiten.

Erste Erfahrungen aus Betrieben zeigten, dass oft bei Desinfektionsspendern gespart werde, so Lieske: „Hier muss es heißen: Ohne Schutz keine Arbeit.“ Die Arbeitgeber seien in der gesetzlichen Pflicht, nötige Mittel und Instrumente für die Prävention bereitzustellen. Dieses könne der Betriebsrat einfordern und mit den Beschäftigten Lösungen entwickeln. „Die besten Maßnahmen wirken nicht, wenn die Beschäftigten nicht hinreichend einbezogen werden“, so Lieske.