Duisburg. Für den Friseur Akin Aydin war die Corona-Pause eine harte Zeit – genauso wie für seine Kunden. Doch nun bereiten ihm die Vorschriften Sorgen.

Seit Donnerstag klingelt Akin Aydins Handy ohne Pause. Kein Wunder: Wenige der 300 Friseurbetriebe in Duisburg haben auf Google so viele positive Bewertungen wie Aydins, und vorige Woche verbreitete sich die Nachricht, dass Friseure nach der achtwöchigen Corona-Pause ab dem 4. Mai wieder öffnen dürfen. „Die Leute rufen ständig an und schreiben mir über Facebook – sie nehmen jetzt jeden Termin, den ich anbiete.“

Akin Aydin – 36 Jahre alt, schwarze, grau melierte Haare – beschreibt seine Zwangspause als traurig und schrecklich: „Ich habe mir hier was aufgebaut, ich bin gerne fleißig." Sein Salon „DejaVu" liegt in einer Seitenstraße der Innenstadt. Nun habe er schwere finanzielle Verluste zu verkraften und für die vier Angestellten Kurzarbeit anmelden müssen. Er habe ja auch eine Frau und drei kleine Kinder zu versorgen.

Während der Schließung habe er keinen Cent verdient. Die vielen Anrufe hätten ihn glücklich gemacht. „Die Leute schätzen unsere Arbeit wert.“ Er habe für die nächsten Tage so viele Termine vereinbart wie sonst nur freitags oder samstags. „40 pro Tag, so viel wir schaffen.“ Die Öffnungszeiten hat er bis 21 Uhr abends ausgedehnt. Die Preise wolle er vorerst nicht erhöhen.

Duisburg: Nach der Corona-Pause dürfen Friseure wieder öffnen

Die erste Kundin an diesem Montagmorgen, Diala Gailer, kommt um kurz vor 10 Uhr. „Ich habe dich so vermisst“, begrüßt sie Aydin und breitet die Arme aus: „Ich würde dich jetzt so gerne drücken.“ Darf die 39-Jährige aber nicht. Stattdessen setzt sich die Regierungsbeschäftigte in den schwarzen Ledersessel, rupft am Mundschutz und sagt zu Aydin: „Wenn du noch eine Woche länger geschlossen hättest, hätte ich die Haare selbst geschnitten und gefärbt.“ Sie habe sehnsüchtig auf den heutigen Tag gewartet. „Mein Haaransatz ist extrem nachgewachsen.“

Und dann arbeitet Aydin, der schwarze Einweg-Handschuhe trägt, endlich wieder: Er pinselt frische Farbe auf eine Strähne, bedeckt sie mit Alufolie und widmet sich der nächsten; im Hintergrund läuft ruhige elektronische Musik. Er fürchtet, dass die nun geltenden Hygiene-Vorschriften sein Geschäft schädigen. Jedem Kunden muss er die Haare waschen, auch wenn das nicht immer nötig sei. „Das kostet Zeit, in der ich mehr Geld verdienen könnte.“

Sein Salon sei in Duisburg nicht nur beliebt, weil er nah am Hauptbahnhof liegt, sondern auch weil er und seine Mitarbeiter Augenbrauen zupfen und Bärte in Form bringen: „Das darf ich jetzt aber nicht mehr machen.

Kunde: „Der Besuch beim Friseur gibt einem ein besseres Selbstbewusstsein"

Ein 23 Jahre alter Maschinenbau-Student ist der nächste Kunde. Er tritt bald bei der Bundeswehr an. "Zwei Monate ohne Friseur – eine schwere Zeit“, sagt er und streicht mit der Hand das buschige Haar glatt. Beim Bund seien Haare über den Ohren tabu. In den vergangenen Tagen habe er öfters eine Kappe getragen, um die lange Matte zu verbergen, „auch wenn sie mir nicht steht".

Im Salon müssen alle Mundschutz tragen, für die Kunden hat Aydin 200 Masken auf den Tresen gestellt. Händeschütteln ist verboten. Normalerweise reicht Aydin seinen Kunden Zeitschriften, Wasser und Kaffee. Auch das ist nun: verboten. Einer der wenigen Vorteile der Zwangspause, erläutert der Friseur: „Wir haben hier frisch gestrichen und den Boden neu gemacht.“

Als der künftige Soldat nach etwa 30 Minuten fertig ist und vor dem Salon eine Zigarette anzündet, ist er glücklich. Er hat nun über den Ohren keine Haare mehr, auf dem Kopf stehen sie zwei Zentimeter hoch in die Luft. "Ist echt gut geworden“, meint er. Schade sei nur, dass sie den Bart nicht stutzen durften. "Der Besuch beim Friseur gibt einem ein besseres Selbstbewusstsein,“ reflektiert er und zieht mit Genuss an der Zigarette.

>> DIESE REGELN MÜSSEN FRISEURE UND KUNDEN BEACHTEN

Die Hygiene- und Infektionsschutzstandards für Friseurbetriebe regelt eine Anlage der Coronaschutzverordnung, die das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW mit den Innungen des Friseurhandwerks erarbeitet hat.

Mund-Nase-Bedeckungen sind für Mitarbeiter und Kunden verpflichtend. Nach Betreten des Salons müssen Kunden die Hände waschen oder desinfizieren.

Beschäftigte tragen verpflichtend Einweghandschuhe. Zwischen den Friseurarbeitsplätzen gilt ein Abstand von 1,5 Metern. Der Wartebereich muss geschlossen bleiben.

Untersagt sind gesichtsnahe Dienstleistungen wie Augenbrauen- und Wimpernfärben, Rasieren und Bartpflege. Friseure dürfen weder Bewirten, noch Zeitschriften auslegen.

Kunden dürfen sich nicht selbst die Haare föhnen, um Kontakt mit Geräten zu vermeiden. Sie müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, damit gegebenenfalls Infektionsketten nachvollzogen werden können.

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