Duisburg. Klassik aus dem Dachfenster: Magdalena Ernst und Anja Schröder von den Duisburger Philharmonikern spielen Brahms-Sonate fürs Straßenpublikum

Wie ein mächtiger Scheinwerfer strahlt die Abendsonne in die zwei geöffneten großen Dachfenster. Winkend stehen Magdalena Ernst und Anja Schröder weit oben und schauen glücklich hinunter auf die Fuldastraße im Wasserviertel. Anwohner aus der Nachbarschaft stehen dort und klatschen und jubeln den Musikerinnen der Duisburger Philharmoniker zu, die ein kleines Live-Konzert aus ihrer Wohnung geben.

Musikalisches Wasserviertel in Duisburg

Duisburger Philharmoniker spielen Freitag live für Nachbarn.

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    „Es ist eine Geste für die Nachbarn und ein Geschenk für uns spielen zu dürfen“, sagt Magdalena Ernst, die schon lange von einem Hauskonzert träumt. Nun begeistert sie ihr Publikum zwar nicht in der Wohnung, dafür auf der Fuldastraße. Eingeladen hat sie die Nachbarschaft nicht, dennoch hat sich die wöchentliche musikalische Einlage durchs Fenster herumgesprochen. „Für eine halbe Stunde kommt man mal auf andere Gedanken“, sagen Serpil Ugurlu und Shari Bautista, die sonst gerne ins Theater gehen und klassische Musik mögen. Auf einem Stück Pappkarton macht es sich Serpil Ugurlu an einer Hauswand gemütlich. „Das ist heute etwas völlig anderes. Da ist es mir egal, dass ich auf der Straße auf einem Karton sitze“, sagt sie lächelnd.

    Mit Sicherheitsabstand und Weinglas

    Um halb acht abends öffnen die Nachbarn ihre Fenster. Auf der breiten Straße verteilen sich rund 70 Zuhörer, einige haben sich ein Getränk mitgebracht und prosten von Weitem einander zu. Dann spielt Magdalena Ernst, bei den Philharmonikern Solo-Hornistin, den ersten Klavierton. Die Zuschauer legen die Köpfe in den Nacken und blicken nach oben. Zu sehen sind die beiden Musikerinnen zwar nicht, nur das weiße Tuch „Fenster Konzert #musikverbindettrotzdem #bleibtgesund“. Niemand sagt mehr ein Wort, nur die Vögel zwitschern weiter. Cellistin Anja Schröder setzt ein bei der Sonate in e-Moll von Johannes Brahms.

    Beeindruckende Stille in der Stadt

    „ Das war total schön, auch wenn ich Klassik sonst nicht unbedingt höre“, findet Maureen Kennel. Diesmal hört auch Philharmonikerin Luisa Höfs zu. Die Geigerin hat vergangenes Mal mit Magdalena Ernst musiziert. „Das gemeinsame Live-Erlebnis ist einfach toll“, schwärmt die Musikerin, „sobald man anfängt, merkt man, wie leise es draußen wird. Die Stille, die hier mitten in der Stadt entsteht, ist wirklich sehr beeindruckend.“