Duisburg. Großer Jubel in der ausverkauften Mercatorhalle nach dem 4. Konzert der Saison der Duisburger Philharmoniker. Das Motto: „Eviva Espana“.

Dass die Duisburger Philharmoniker zweimal in der ausverkauften Mercatorhalle spielen, kommt auch nicht alle Tage vor. Doch, Maurice Ravels „Bolero“ sei Dank, strömten die Klassikfans nun in das von Axel Kober dirigierte 4. Philharmonische Konzert der Saison. Unter dem Motto „Eviva Espana“ erklang ein von Spanien inspiriertes Programm.

Mit einer überschäumenden Gute-Laune-Musik von Emanuel Chabriers „Espana“ starten die Philharmoniker in den Abend. Kaum zu glauben, dass dieses Stück Lebensfreude noch nie in Duisburg gespielt wurde. An diese Stimmung knüpfen Manuel de Fallas Suiten aus dem Ballett „Der Dreispitz“ nahtlos an. Axel Kober lässt die groß besetzten Suiten effektvoll ausspielen, geht mit der Dynamik manchmal an die Grenzen des Saales und scheut sich auch nicht das Orchester in eine ausgelassene Kirmesstimmung zu versetzen.

Perfekte Balance zwischen Philharmonikern und Joaquin Clerch

Das schönste aller Gitarrenkonzerte kommt natürlich auch aus Spanien: Joaquin Rodrigos „Concerto de Aranjuez“. Da die Solo-Gitarre gegen das Orchester einen schweren Stand hätte, wird sie hier über Mikrophon und Lautsprecher verstärkt. Die Balance zwischen dem großartigen Joaquin Clerch an der Gitarre und dem Orchester ist perfekt, und viele Feinheiten und dynamische Nuancen des Solisten werden durch die Verstärkung erst deutlich. Kleines Manko ist aber, dass die Soli nicht aus der Richtung des Gitarristen erklingen, sondern von der Saaldecke.

Joaquin Clerch spielt Rodrigos Musik mit virtuos-funkelnder Geläufigkeit, und selbst die rasantesten Akkordwechsel besitzen bei ihm noch eine beschwingte Leichtigkeit. Axel Kober und die Philharmoniker musizieren die Ecksätze des Konzertes sehr spritzig und mit viel Liebe für die Details und die Farbenpracht der Musik. Im Adagio setzen die Musiker die schwüle Hochsommeratmosphäre der Musik perfekt in Szene. Clerch spielt die wunderbar melodische Musik mit viel Gefühl, bringt die Saiten seiner Gitarre zum Singen und wird vom Publikum gefeiert.

„Bolero“: Erotikklassiker und Sporthit mit Spannung und Gänsehauteffekt

Zum Finale erklingt dann das Stück, auf das alle gewartet haben: Maurice Ravels „Bolero“. Das Stück ist so häufig gespielt und aufgenommen worden, dass es schnell banal wirken kann. Durch den Film „10 – Die Traumfrau“ mit Bo Derek ist es zum Erotikklassiker geworden, durch das Eistanzpaar Jayne Torvill und Christopher Dean zum Sporthit.

Beliebte Klassik im Konzert

In der laufenden Saison erklingen in Duisburg an beliebten Werken der Klassischen Musik noch Mozarts g-Moll Sinfonie und Beethovens 5. Sinfonie (4./5. März) sowie Beethovens „Pastoral“-Sinfonie (27./28 Mai und 5. Juni).

Axel Kober und den Philharmonikern gelingt es aber dieser Musik ihren eigenen Stempel aufzudrücken. So spielt Flötist Stephan Dreizehnter die Melodie ganz blumig, ohne jede Effekthascherei, während Kersten Stahlbaum den Grundrhythmus, der das ganze Stück durchzieht, mit stoischer Ruhe und fast beiläufig auf der Trommel anstimmt.

Jeder Solist des Orchesters, der die Melodie übernimmt, gibt dieser seine individuelle Note: Carl-Sönje Montag am Fagott bevorzugt einen jazzigen Klang, Imke Ahlers an der Oboe lässt die Melodie lyrischen schwingen, und Magdalena Ernst spielt sie auf dem Horn als Nocturne. Die Saiteninstrumente werden dezent gezupft und werden zur großen Gitarre.

Schön, dass Kober und seine Musiker hier nicht einfach auf das Hitpotenzial dieser Musik vertrauen, sondern den „Bolero“ mit nie nachlassender und sich immer weiter steigernder Spannung spielen. Ein starker Gänsehauteffekt ist der Einsatz der Blechbläser als iberischer Choral.

Das Publikum dankt dem Orchester mit großem Jubel. Vielleicht sollten die Duisburger Philharmoniker regelmäßiger auf die großen Hits der klassischen Musik setzen, um vor ausverkauftem Haus zu spielen.