Duisburg-Bergheim. . Der Bürgerschützenverein Rheinhausen-Bergheim 1925 hat so gar nichts zu tun mit Umzügen und Uniformen. Nachwuchsmangel gibt es aber auch hier. Ein Gespräch, unter anderem über das Image von Sport und Brauchtum.
Die Atmung muss zur Ruhe kommen, der Puls ebenfalls. Jetzt bloß nicht zucken, dann zielen und abdrücken. Wer diesen Vorgang innerhalb einer Stunde rund 40 mal präzise wiederholen kann, darf sich als guter Sportschütze bezeichnen. Daniela Breuer ist eine solche Schützin, seit 20 Jahren ist sie Mitglied im Bürgerschützenverein (B.S.V.) Rheinhausen-Bergheim 1925. Das beschriebene Szenario macht das Schießen für sie zum Sport. Ein Gespräch über Brauchtum, Image, Sicherheit, Waffen und Nachwuchsmangel im Verein.
„Es gibt zweierlei Arten von Schützenvereinen. Solche, die mehr das Brauchtum pflegen und eben auch solche, die mehr dem Schießsport frönen“, erklärt die 32-jährige Lehrerin, die für den Verein die Öffentlichkeitsarbeit macht. Die Sache mit dem Brauchtum habe sich bei den Bergheimern erledigt, „1975 hatten wir das letzte Schützenfest. Danach wollte so etwas niemand mehr machen und wir haben uns auf den Sport konzentriert.“ Seither ist der rund 25 Aktive starke Verein mit vier Liga-Mannschaften an Luftgewehr, Kleinkaliber und Pistole gemeldet und verbucht Erfolge (siehe auch Info-Box rechts).
Allen Erfolgen zum Trotz gibt es eines, was traditionelle wie sportliche Schützenvereine gemeinsam haben: Den Mangel an Nachwuchs. Gründe? „In ländlichen Bereichen, etwa am Niederrhein, sind Schützen sehr viel mehr in den dörflichen Strukturen verankert, in einer Großstadt wie Duisburg ist das anders, es gibt einfach viel mehr Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten“, mutmaßt Breuer. Zudem würden viele mit dem Schützenwesen eher Umzüge, Uniformen und Königsvögel verbinden und weniger den Sport. „Daran können auch die Erfolge der deutschen Sportschützen bei Olympischen Spielen offenbar nur wenig ändern.“
Breuer bricht ein weiteres Mal eine Lanze für „ihren“ Sport: Der Schießsport sei zum einen etwas für Individualisten, schließlich sei man allein mit seiner Waffe im Schießstand. Allerdings trete man für seine Mannschaft an, die dann in der Liga Punkte hole, es ist eine Art Gemeinschaftssportart.“ Die dürfe man ab dem zwölften Lebensjahr ausüben, Anfänger stehen dabei zunächst am sogenannten Lichtgewehr, schießen Laserpunkte statt Kugeln auf Zielscheiben. An Gewehre und Pistolen mit mehreren Schuss Munition dürfen bis auf einige Ausnahmen erst ab 16-Jährige, das Einhalten von Regeln auf dem Schießstand ist dabei von zentraler Bedeutung. Breuer erklärt: „Waffen dürfen immer nur in Richtung der Scheibe zeigen, es gilt, auch beim Ablegen, immer eine Hand daran zu haben, damit sich kein Schuss lösen kann.“ Zudem gebe es Aufsichtspersonen und es dürfe ausschließlich nach deren Anweisung geschossen und entladen werden. „Passiert ist bei uns auf der Anlage in all den Jahren noch nie etwas.“
Waffen lagern alarmgesichert
Sicherheit werde auch bei der Lagerung der Waffen groß geschrieben: „Die Vereinswaffen lagern in einem gesicherten Raum in der Sporthalle Krefelder Straße, wer etwa die Tür aufbricht, löst Alarm bei der Polizei aus.“ Vereinsmitglieder, die Waffen zu Hause lagern, müssen spezielle Tresore haben, die die Polizei regelmäßig kontrolliert.“
Außer dem Gemeinschaftsgefühl und der Beherrschung des eigenen Körpers spreche aber noch ein weiterer Aspekt für die Mitgliedschaft im Schützenverein, „es ist ein vergleichsweise preisgünstiges Hobby.“ Die Waffen seien beim Verein vorhanden, besondere Kleidung sei nicht vorgeschrieben, auch wenn sich dickere Leinenjacken empfehlen würden. Und da der Verein auf der Schießanlage stets akribisch die Regeln beachte, brauche man mit Sicherheit auch keine schusssichere Weste...