Duisburg. Intensivkrankenschwester und zugleich Risikopatientin: Tamara Alvarez betreut in Duisburg Corona-Patienten. Über eine junge Frau mit viel Mut.

Die Spanierin Tamara Alvarez ist vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen, um in ihrem Beruf als Krankenschwester weiterzukommen. Sie hat es geschafft. Im Dezember hatte sie eine große Herzoperation. Sie hat sich erholt. Seit März arbeitet sie wieder als Intensivkrankenschwester – auch mit Corona-Patienten. Sie hat Mut.

Die Plakatwand an der ehemaligen Stadtbibliothek an der Düsseldorfer Straße zeigt Gesichter der Kampagne "Duisburg ist echt... solidarisch". Der Feuerwehrmann Valentino (42) aus Bissingheim wird mit dem Satz zitiert "Danke-Plakate an jeder Wache. Duisburg, ihr haut uns echt um". Rentnerin Brigitte (81) aus Huckingen: "Meine Generation hat viele Krisen überstanden. Toilettenpapier war nie ein Problem."

Für 32-jährige ist die Begleitung von Patienten und Angehörige hart

Und eben Tamara (32) aus Neudorf. Auf dem Plakat sagt sie "Wir sind alle am Limit. Aber ich kann mir keinen besseren Job vorstellen." Am Telefon antwortet sie auf die Frage, wie ihr Tag mit Frühschicht war? "Viel zu tun wie immer, aber gut." Der Job sei hart, aber daran gewöhne man sich. Belastend sei es vor allem, wenn ein Patient frisch auf die Station komme und keine Erfahrungen mit dieser Situation habe. Und auch die Angehörigen begleitet werden müssen. "Das ist das härteste."

Nach vielen Fortbildungen arbeitet Tamara Alvarez inzwischen auf einer chirurgischen Intensivstation, weil sie aber ihren alten Arbeitsplatz vermisst habe, kehrt sie regelmäßig auf die internistische Intensivstation zurück. Seit einem Monat hat sie auch Corona-Patienten. Für Tamara ist die Arbeit in Schutzkleidung nicht neu, schließlich kommen Infektionskrankheiten immer wieder vor. "Wir kennen das."

Acht Stunden in voller Schutzkleidung arbeiten

Anstrengender als sonst sei aber die strenge Übernahme-Kette auf der Corona-Isolierstation. Jeweils nur ein bis zwei Pfleger sind für die Corona-Patienten zuständig, sie leisten die volle Betreuung. Das heißt acht Stunden in der Schutzkleidung verbringen zu müssen. "Es ist warm, es juckt, das muss man aushalten." Manchmal auch den Durst, denn wegen der knappen Schutzmasken verschiebe man das Trinken. Hat Tamara, die nach ihrer Herz-OP zur Risikogruppe gehört, keine Angst vor einer Infektion?

"Ich habe keine Angst." Seitdem sie in Deutschland arbeite, fühle sie sich sicher. "Man muss natürlich aufpassen", aber hier sei alles gut organisiert, die Politik handele vorsorglich, die Bürger seien diszipliniert, sie vertraue den Kollegen und ihrem Arbeitgeber. Es gebe täglich neue Informationen, "man fühlt sich gut vorbereitet".

"Duisburg ist meine zweite Heimat geworden"

Mehr Angst hätte sie in Spanien. Seit der Wirtschaftskrise 2008 werde am Gesundheitssystem gespart. "Es ist fast unmöglich, eine Stelle zu bekommen." Es würden oft nur Arbeitsverträge für ein paar Monate abgeschlossen, der Arbeitsschutz arm. "Aber es ist nicht das Geld, es ist die Qualität der Arbeit", die sie bewegt habe, Spanien zu verlassen, sagt Tamara Alvarez. "Ich habe immer davon geträumt, Intensivkrankenschwester zu werden." Dazu müsse man stabile Arbeitsverhältnisse haben und sich fortbilden können.

In Deutschland habe sie sich beworben, weil sie die Sprache noch nicht konnte. Englisch und Französisch aber schon. Duisburg sei eher ein Zufall gewesen. "Duisburg ist meine zweite Heimat geworden", sagt die 32-Jährige, die in einem Dorf nahe Alicante geboren wurde. "Von der Sonne kann man nicht leben. Und ich liebe meinen Beruf, ich kann mir keinen besseren vorstellen." Obwohl sie für die Frühschicht um 4.30 Uhr aufstehen muss. Und den Stress trainiert sie sich im Fitnessstudio ab.

>>> Marketing-Kampagne von Stadt und Cantaloop

Ein Gesicht der Stadtmarketing-Kampagne "Duisburg ist echt... solidarisch" wurde Tamara Alvarez zufällig über einen befreundeten Fotografen. Die Kampagne ist in honorarfreier Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur Cantaloop und den Fotografen Tim Upietz und Eugen Shkolnikov von Studio Duisburg entstanden. Beiden Unternehmen sind infolge der Pandemie zahlreiche Aufträge weggebrochen. „Wir wollten kurzfristig mit der neu gewonnen Zeit etwas Sinnvolles auf die Beine stellen“, sagt Tom Hoffmann, Geschäftsführer von Cantaloop.