Duisburg. Ein Mitarbeiter der Duisburger Logistikfirma Schnellecke hat Corona. 13 weitere sind in Quarantäne. Andere sorgen sich: Die Arbeit läuft weiter.

Die Firma Schnellecke Logistics ist als Versorgungs- und Verpackungslogistiker im Duisburger Süden tätig. Arbeit im Homeoffice ist daher für viele Mitarbeiter nicht möglich. Zu Zeiten der Coronakrise birgt das Gefahren. Die Angst der Mitarbeiter vor dem Virus hielt sich aber in Grenzen – bis der erste Coronafall die Firma betraf. Jetzt erheben Mitarbeiter schwere Vorwürfe. Christoph Derichs, Leiter der Business Unit, spricht über eine Zeit voller Herausforderungen.

Schon ganz zu Beginn der Krise hatte die Firma Maßnahmen zum Schutz und zur Information der Mitarbeiter ergriffen, erklärt Derichs. Es habe Merkblätter in verschiedenen Sprachen gegeben, die etwa auf Hygienemaßnahmen hinweisen. ,,Außerdem hat es regelmäßigen Austausch mit dem arbeitsmedizinischen Dienst und dessen Corona-Task-Force gegeben’’, sagt er. Auch ein regelmäßiger Newsfeed zur aktuellen Entwicklung und über neue wissenschaftliche Erkenntnisse sei eingerichtet worden. ,,Über eine Corona-Hotline des arbeitsmedizinischen Diensts haben wir außerdem die Fragen der Mitarbeiter beantwortet’’, sagt er.

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,,Auch die Reinigungsintervalle der Maschinen und anderer Kontaktflächen wie Stempeluhren und Türklinken hatten wir erhöht’’, sagt er. Als ein Mitarbeiter erkrankte, brach dann aber Unruhe aus.

Corona in Duisburger Firma: in Erkrankter und 13 von 350 Mitarbeitern in Quarantäne

Neben dem Erkrankten befänden sich mittlerweile 13 direkte Kontaktpersonen des positiv Getesteten in Quarantäne, sagt Derichs. Er erklärt, dass man nach Bekanntwerden des Falls streng nach den Vorgaben des Gesundheitsamts gehandelt habe. ,,Wir haben die unmittelbaren Kontaktpersonen des Erkrankten identifiziert und sie umgehend von der Arbeit freigestellt’’, sagt er. Außerdem seien alle Mitarbeiter stets über den aktuellen Stand informiert worden. Trotzdem sei es nicht leicht gewesen.

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,,Nach dem ersten Fall war die Stimmung im Keller’’, sagt Derichs. Der ein oder andere habe sich krankschreiben lassen. ,,Mittlerweile hat sich alles wieder stabilisiert’’, sagt er. Ein Betriebsarzt sei – zusätzlich zur geschalteten Corona-Hotline – regelmäßig vor Ort. Die Arbeit geht weiter.

Mitarbeiter haben bei der Arbeit engen Kontakt miteinander und fühlen sich nicht sicher

Manche Mitarbeiter glauben, dass sie so großen Gefahren ausgesetzt werden. So zum Beispiel Mahmoud Moussa, der über eine Leihfirma bei Schnellecke beschäftigt ist. Er gibt an, dass viel mehr Menschen mit dem Infizierten Kontakt gehabt hätten. ,,Täglich treffen alle Kollegen beim Schichtwechsel zusammen’’, sagt er. ,,Wir arbeiten an denselben Maschinen, sind zusammen in den Umkleidekabinen. Wir hatten alle Kontakt mit dem Infizierten, getestet wurden wir aber nicht’’, sagt er. Daher gehe weiter die Angst um. Dass man ihm mitgeteilt habe, dass er und andere Mitarbeiter trotzdem nicht in Quarantäne müssten, könne er daher nicht verstehen.

Das sagt die Stadt

Die Stadt Duisburg teilt auf Anfrage dieser Zeitung mit, dass in Fällen, in denen Mitarbeiter das Verhalten ihrer Vorgesetzten bemängeln, zunächst das Gesundheitsamt prüft, dann jedoch als Aufsichtsbehörde die Bezirksregierung Düsseldorf zuständig ist.

Diese sei jetzt über die Verhältnisse, die seitens Mahmoud Moussa geschildert wurden, informiert worden.

Außerdem stellt er die Informationen der Vorgesetzten als nicht ausreichend dar. ,,Man hat uns gesagt, dass man sich ausschließlich infizieren könne, wenn man mit einer bereits infizierten Person über den Zeitraum von 15 Minuten engen Kontakt habe’’, sagt er. Er denkt, dass man eine Gefährdung der Mitarbeiter in Kauf nehme, damit die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gewährleistet sei. Ihn regt außerdem auf, dass die Büromitarbeiter angeblich besonders geschützt würden: ,,Wir durften nicht mehr in die Büros, um nicht die Mitarbeiter dort anzustecken. Wir durften die Räume nicht mehr betreten’’, behauptet er.

Ein Mitarbeiter hatte typische Corona-Symptome – getestet wurde er nicht

Mittlerweile habe Moussa auch Symptome wie Husten und Fieber gehabt. ,,Ich war beim Arzt, mir ging es schlecht. Man hat mich aber nicht getestet. Mittlerweile geht es mir wieder gut. Vielleicht hatte ich das Virus also auch schon’’, sagt er. Bei Schnellecke Logistics in Duisburg werde er wohl dennoch nicht mehr arbeiten, wie er sagt. Er habe von der Zeitarbeitsfirma erfahren, dass er jetzt nach Mönchengladbach in eine andere Firma soll.