Duisburg. 21 Bewohner und 15 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert: Kein Duisburger Altenheim ist so schlimm betroffen wie ein Awocura-Seniorenzentrum.
Hunderte Tests auf das Coronavirus hat die Stadt Duisburg nach eigenen Angaben in Alten- und Pflegeheimen vorgenommen. In keinem Heim gibt es laut Stadtsprecherin Anja Kopka so viele Covid-19-Fälle wie im Awocura-Seniorenzentrum im Schlenk in Wanheimerort. Dort sind 21 von 104 Bewohnern betroffen, wie Awocura-Geschäftsführerin Wilma Katzinski auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. Vier Senioren davon befinden sich im Krankenhaus (Stand 14. April, 11 Uhr). Wie ist es vor allem ihnen aktuell geht, konnte Katzinski nicht sagen.
Die Fälle seien fast ausnahmslos im Demenzwohnbereich des Awocura-Hauses aufgetreten. Die betroffenen Bewohner sind laut Katzinski isoliert und werden von einem eigenen Pflegeteam versorgt. Darüber hinaus sind im Schlenk nach Angaben der Awocura-Geschäftsführerin auch 15 von über 80 Mitarbeitern positiv auf das Virus getestet und in häusliche Quarantäne geschickt worden.
Pflegefachkräfte und Führungskräfte sind im Duisburger Awocura-Heim nicht betroffen
Es handele sich um Haustechniker, Reinigungskräfte, Alltagsbegleiter und Betreuungsassistenten. Pflegefachkräfte und Führungskräfte sind demnach nicht betroffen. "Der hohe Pflegestandard" sei damit weiterhin gesichert. Auch das Team der sozialen Betreuung könne sich, strikt getrennt, weiter um alle Bewohner kümmern.
Den umfassenden Tests war vorausgegangen, dass am Freitag, 3. April, bei acht Bewohnern eine leicht erhöhte Temperatur gemessen worden war. Heimleiter Marc Niewöhner hatte daraufhin laut Katzinski umgehend das Gesundheitsamt informiert. Neun Senioren und zwei Beschäftigte wurden zunächst in Abstimmung mit dem Team der Feuerwehr getestet und in den Proben von fünf Bewohnern sowie einem Mitarbeiter ließ sich das Virus nachweisen.
Aktuell keine positiven Fälle in den vier anderen Awocura-Häusern in Duisburg
Katzinski hofft, dass sich nicht noch mehr als die aktuell 21 Bewohner und 15 Mitarbeiter infizieren. Es gibt noch vier weitere Awocura-Häuser in Duisburg. In Vierlinden sind alle 42 Bewohner und fast 40 Mitarbeiter und in der zum Wohndorf in Laar gehörenden Pflegestation alle 34 Senioren und rund 30 Mitarbeiter negativ getestet worden.
Solch umfangreiche Tests sind in den zwei restlichen Seniorenzentren in Duissern und Rheinhausen zwar noch nicht durchgeführt worden. Es gebe dort aber auch keine Verdachtsfälle. "Wir messen bei den Bewohnern in allen Häusern morgens und abends die Temperatur", so Katzinski. Bei entsprechenden Symptomen werde sofort das Gesundheitsamt eingeschaltet
Lieferungen mit insgesamt 6000 Atemschutzmasken sind angekommen
Sie lobt die bisherige gute Zusammenarbeit - auch mit der Feuerwehr, die nach den ersten Covid-19-Fällen im Schlenk spontan einen Satz FFP-2-Atemschutzmasken zur Verfügung gestellt habe. Inzwischen seien zwei Lieferungen mit insgesamt 6000 weiterer solcher Masken eingetroffen.
"Das war nicht einfach", so Katzinski. "Aber damit sind wir zumindest in den nächsten Wochen gut aufgestellt." Hygiene-Handschuhe und Desinfektionsmittel seien ebenfalls ausreichend vorhanden. Außerdem ist aktuell eine Lieferung mit 12.000 Mund-Nase-Schutzmasken angekommen. Katzinski: "Diese stehen, wenn gewünscht, auch den Bewohnern zur Verfügung."
Auch die nicht vom Coronavirus betroffenen Senioren machen derzeit eine harte Zeit durch. Besuche von Angehörigen sind nicht möglich. "Wer möchte, kann Tablets zum Skypen bekommen", so Katzinski. Aber oft bleiben nur das Telefon und der gute alte Brief zum Kommunizieren mit den Liebsten. "Es bleibt uns leider nichts anderes übrig, so zu handeln", sagt die Awocura-Geschäftsführerin. "Die Lage ist ernst."
>>> SCHUTZMASSNAHMEN NACH RICHTLINIEN DES ROBERT-KOCH-INSTITUTS
Die Stadt Duisburg testet bei Verdachtsfällen, beziehungsweise nachgewiesenen Infizierungen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen auf das Coronavirus. Zu den einzelnen Ergebnissen macht sie aktuell keine Angaben. Grundsätzlich stelle eine Testung auch in Heimen immer nur eine Momentaufnahme dar. Wer heute negativ getestet werde, könne sich in einer Woche angesteckt haben.
Die aus den Tests gezogenen Konsequenzen wie Quarantänemaßnahmen werden demnach individuell für jede Einrichtung getroffen. Alle Schutzmaßnahmen orientieren sich, so Kopka, grundsätzlich an den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts.