Duisburg. Viele Verstöße gegen das Kontaktverbot melden Polizei und Ordnungsamt aus Hochfeld und Marxloh. Ein genauer Blick in diese Duisburger Stadtteile.
Missachten besonders in Hochfeld und Marxloh viele Menschen die Corona-Schutzverordnung und das Kontaktverbot? Über 660 Verstöße hat das Duisburger Ordnungsamt bis zum Wochenende registriert. Immer wieder heißt es, dass örtliche Schwerpunkte dabei in den beiden Stadtteilen ausgemacht wurden. Wie sieht das tatsächlich aus? Ein Besuch zur Mittagszeit.
Laut Polizei hat sich am ersten Aprilwochenende vor der Pauluskirche eine Gruppe junger Männer geweigert, das Kontaktverbot einzuhalten – und sich über die Polizisten lustig gemacht. Sieben Tage später ist von solch heftigen Fällen nicht viel zu sehen – mit einigen Ausnahmen.
Duisburg-Marxloh: Ruhe an der Weseler Straße, 40 Menschen auf dem Marktplatz
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An der Weseler Straße in Marxloh – wo es einigen Anwohnern nach in den letzten Tagen zu Ansammlungen gekommen ist – geht es am Samstagmittag ruhig zu. Die Menschen sind zumeist zu zweit oder als Familie unterwegs und scheinen Einkäufe zu erledigen. Einige stehen auf dem Gehweg und unterhalten sich, halten dabei Abstand.
Die Ladenstraßen sind fast leergefegt, nur vereinzelt sieht man vorbeilaufende Menschen. Ein Stück weiter an der Marktpassage, sitzen Menschen im Schatten. Ab und an bleiben vorbeikommende Passanten stehen und unterhalten sich mit Abstand. Etwas voller ist es hingegen auf dem August-Bebel-Platz gegenüber der Bushaltestelle „Marxloh Pollmann“. Dort halten sich rund 40 Menschen auf und verweilen auf Bänken und Umrandungsstangen. Auf einer der Bänke sitzen drei ältere Personen, trinken Tetrapack-Wein und sprechen mit etwa acht Personen, die mit Abstand vor der Bank stehen, während nebenan vier Männer nebeneinander auf den Stangen an den Bäumen sitzen. Unweit davon eine Gruppe aus sechs Personen – zum Teil mit Mundschutz und Rollator.
Abseits des Marktplatzes ist es wieder ruhiger. Getrübt wird dieser Eindruck aber von einer Ansammlung in der Hagedornstraße. Gegenüber einer Trinkhalle an der Ecke Rolfstraße stehen rund 15 Männer und Kinder dicht beieinander und diskutieren lautstark. Auf der anderen Straßenseite sind weitere Menschen zu sehen, die das Treiben beobachten.
Stichprobe: In Duisburg-Hochfeld ist es ruhiger als in Marxloh
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Ortswechsel: In den letzten Tagen meldeten Anwohner ebenfalls größere Gruppen auf der Wanheimer Straße in Hochfeld. Dies bestätigt sich bei der Stichprobe am Samstag jedoch nicht. Wenige Menschen laufen entlang der Läden und unterhalten sich. Mehrere Streifenwagen fahren umher. Fehlanzeige sind auch Ansammlungen auf dem Vorplatz der Pauluskirche. Etwas voller ist es hingegen unweit der Kirche, vor der Grundschule Brückenstraße. Auf dem Parkplatz stehen Männer vor geöffneten Motorhauben, schrauben an den Autos und unterhalten sich. Dabei bilden sich höchstens Dreiergruppen, die jedoch die Abstände größtenteils einhalten.
Im angrenzenden Park an der Tersteegenstraße halten sich, trotz des guten Wetters, nur wenige Menschen auf: Eine Familie sitz auf einer Parkbank, auf einer anderen rastet ein Fahrradfahrer und auf dem Rasen spielt eine Frau mit zwei kleinen Kindern.
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Nichts zu sehen von Ansammlungen, Picknickdecken und Grills. Ähnlich sieht es auch im Böninger-Park aus, in dem sich geschätzt 20 Personen aufhalten. Die Menschen führen ihre Vierbeiner aus und sitzen – maximal zu zweit - auf dem Rasen.
Kioskmitarbeiter sagt: „Zwischen 16 und 20 Uhr versammeln sich Gruppen“
Zur Mittagszeit ist in Hochfeld also nichts zu sehen von Ansammlungen und größeren Gruppen. Der Mitarbeiter eines Kiosks auf der Wanheimer Straße berichtet allerdings: „Zwischen 16 und 20 Uhr bilden sich rund um die Pauluskirche regelmäßig Gruppen von etwa vier bis sechs Personen“. Darunter seien auch einige, ihm bekannte Personen, die bereits ein Verwarngeld zahlen mussten und sich dennoch versammeln, sagt der Homberger, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Wenn die Polizei kontrolliert, lösen sich die Gruppen aber schnell auf.“
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Für die Situationen der letzten Tage in Hochfeld gebe es allerdings Erklärungen, sagt Dr. Michael Willhardt von der Stadtteiloffensive Hochfeld. „Die beengte Wohnsituation, eine geringe Reflexion der Situation, ein relativ geringes Durchschnittsalter und die durchschnittlich geringe Bildung, spielen eine Rolle in Hochfeld“, sagt er. Der Hauptfaktor sei dennoch – wie auch in Marxloh - die beengte Wohnsituation: „Dieser strukturelle Faktor führt dazu, dass relativ viele Menschen in eher kleinen Wohnungen leben“. Da die Menschen oftmals auch keine Balkone oder Gärten hätten, gingen sie eben vor die Türe, so Willhardt. „Dann kommt es auch schneller zu Ansammlungen.“ Solche Situationen zu verhindern sei allerdings schwer: „Man müsste darüber nachdenken, wie man die Menschen sensibilisieren kann.“ Vielleicht helfe ein Appell an die Schutzbedürftigkeit der eigenen Familie, wie etwa der Großeltern, sagt er.
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Mehr Kräfte kontrollierten am Wochenende
Bei Verstößen gegen das Kontaktverbot verhängt die Stadt Duisburg gegen jeden Beteiligten ein Bußgeld von 200 Euro. Bei Wiederholungstätern verdoppelt sich die Strafe.
Da es bei gutem Wetter an den vergangenen Wochenenden viele Verstöße gab, hat das Ordnungsamt am Osterwochenende die Zahl der Kräfte aufgestockt.