Duisburg. Wegen der Corona-Krise sind die Duisburger Wälder voll. Doch nicht wenige Besucher ignorieren bewusst geltende Regeln, wissen die Förster.
Sportstätten, kulturelle Einrichtungen und Spielplätze geschlossen, kein Training im Verein, kein Besuch im Restaurant und keine Kurzreisen mit Übernachtungen. Das Freizeitleben der Menschen liegt in der jetzigenCorona-Krise aufgrund der bekannten Verbote quasi flach – auch jetzt zu Ostern. Nur zwei Möglichkeiten bleiben den Menschen, gegen die Langeweile Zuhause anzukämpfen: raus in die Natur zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Bevorzugtes Ziel in diesen Tagen: die Wälder in und rund um Duisburg. „Der Druck auf den Wald ist im Moment in einer Art größer, den ich noch nicht erlebt habe“, sagt Stefan Jeschke, Stadtförster im Stadtwald, wo auch das Wildschweingehege zu finden ist.
Besucherzahlen an sieben Tagen in der Woche wie sonst nur bei schönem Osterwetter
Ganz viele Familien mit Kindern sieht er. Nun, die Spielplätze sind geschlossen – und der Wald sei eigentlich ein wunderbarer Kinderspielplatz, wo man viel erleben könne. Und selbst abends, wenn er gegen 20 Uhr die Wildschweine füttert, ist momentan der Andrang im Wald noch groß.
Ähnlich beurteilt Christoph Beemelmans, als Förster momentan zuständig für die Wälder des Forststützpunktes Niederrhein, wozu zum Beispiel der Baerler Busch und Wälder im Bereich der Stadtgrenze Duisburg/Oberhausen zählen, die Lage. „Ich bin 26 Jahre Förster und habe so etwas über einen solchen Zeitraum noch nicht erlebt. Wir haben jetzt sieben Tage in der Woche Besucherzahlen, die man sonst nur bei schönem Oster- oder Pfingstwetter sieht“, resümiert Beemelmans und ergänzt: „Manchen Leuten sieht man an, dass sie bislang nur selten oder noch nie im Wald waren.“
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Beide Förster betonen ihr Verständnis dafür, dass die Leute den großen Drang haben, nach draußen zu gehen. Aber mancher Zeitgenosse lege ein Verhalten an den Tag, das für die Umwelt und die Tiere zur Belastung wird. Etwa dann, wenn Müll weggeworfen wird oder manche Leute zu laut sind. „Die Tiere haben mehr Stress. Die Rehe verstecken sich“, sagt Stefan Jeschke, der erst kürzlich gemeinsam mit der Polizei eine Corona-Party junger Erwachsener auflösen musste und die entsprechenden Strafzettel wegen Ordnungswidrigkeiten ausstellte.
Den zunehmenden Müll auf den Parkplätzen am Wald oder in der Natur beklagt auch Christoph Beemelmans: „Wenn ich eine volle Bierflasche mitbringe, dann kann ich die leere auch wieder mit nach Hause nehmen.“ Mitte der Woche war Beemelmans von Anwohnern informiert worden, dass eine Gruppe mit Grill und alkoholischen Getränken im Wald Duisburg/Oberhausen unterwegs war. Mit Unterstützung der Polizei konnte der Förster die Party verhindern.
Mittlerweile kooperieren die Förster eng mit dem Ordnungsamt und der Polizei. „Die Polizei kann jederzeit mit einem Fahrzeug durch den Wald fahren“, sagt Stefan Jeschke, der alsbald wieder mit einem Bezirksbeamten auf Streife gehen wird. Als bedauerlich empfindet er, dass vor vielen Jahren die Duisburger Polizeireiterstaffel aufgelöst wurde: „Die Polizeireiter wären heute manchmal hilfreich, einfach, dass sie Präsenz zeigen.“
Wer sich nicht an die Regeln hält, für den wird es teuer. Ordnungsstrafen gibt es für jene, die kreuz und quer durch den Wald, gar über neuangepflanzte Flächen oder auf Reitwegen laufen oder fahren. „Der Wald ist kein rechtsfreier Raum. Wenn die Leute nicht einsichtig sind, kostet das Geld. Die meisten halten sich aber an die Spielregeln“, macht Stefan Jeschke deutlich, der immer versucht mit den Menschen erst zu sprechen und nicht gleich als Kassierer auftreten möchte.
Der Hinweis, nur ausgewiesene Wege zu benutzen, hat übrigens auch Sicherheitsgründe. Denn aufgrund mehrerer Stürme hängen manche Äste am „seidenen Faden“.