Duisburg. Duisburger Fachärzte sagen viele Termine ab, Patienten sind verunsichert. Arzt hat mit Blick auf Infektionsrisiko ein “Russisch-Roulette-Gefühl“.

Die Corona-Krise hat auch viele niedergelassene Fachärzte in Duisburg vor schwierige Entscheidungen gestellt. Mussten sie doch ihre zumeist vollen Terminkalender durchforsten und den Patienten absagen, die oft lange auf ihren Termin gewartet haben - und die man mit mehr oder weniger gutem Gewissen auf später verschieben kann.

"Ich habe den Eindruck, dass man über Corona vergisst, dass es andere schwerwiegende Erkrankungen gibt", sagt der Kardiologe Dr. Ralf Jordan aus der Innenstadt. "Ich hatte letzte Woche zwei Herzinfarkte und eine Rhythmusstörung, die behandelt werden mussten." Wobei geplante Eingriffe von den Krankenhäusern zurück gestellt werden, um Freiräume für kommende Patienten zu schaffen.

Arzt: Über Corona nicht andere schwere Erkrankungen vergessen

"Erheblich verunsichert" seien seine Patienten, die sich etwa fragen, ob sie zu einer Risikogruppe gehören. Einige sagten ihren Termin selbst ab aus Angst vor einer Ansteckung. "Das Telefon rappelt dauernd", sagt Jordan, der jetzt einen großen Teil seiner Arbeitszeit mit telefonischer Beratung verbringt. Wer Symptome wie Halsschmerzen oder Husten hat, wird nicht eingelassen.

Der Terminkalender sei um ein Drittel eingekürzt und damit nicht mehr so dicht wie vor Corona. "Das hat auch betriebswirtschaftliche Folgen." Die verbliebenen Patienten würden so getaktet, das maximal vier in der Praxis seien und damit Abstand gehalten werden kann. Die Ärzte und ihre Mitarbeiter arbeiteten im Zwei-Schicht-Betrieb. "Falls ein Mitarbeiter erkrankt, kann der andere weiterarbeiten."

Nach der Pandemie werden die Wartezeiten auf einen Termin länger

Aufholen können werde man den Rückstand nach der Pandemie nicht so schnell, sagt der Arzt. Bislang haben Patienten bei Dr. Jordan und seinen Kollegen etwa drei Monate auf einen Termin gewartet. Wenn die Einschränkungen wieder aufgehoben werden können, werden sich Patienten auf längere Wartezeiten einstellen müssen.

Auf in der Hals-Nasen-Ohren-Praxis von Dr. Uso Walter geht es deutlich ruhiger zu als sonst. Mit seinem Kollegen Dr. Hanns Jürgen Sachse behandelt er zu normalen Zeiten 70 bis 80 Patienten, jetzt sind es etwa 40 in der Morgensprechstunde. "Wir empfehlen den Patienten erstmal die Video-Sprechstunde zu nutzen, oft ist dann schon klar, dass es kein Corona ist", so Walter. "Aber wer aus Österreich kommt und dollen Husten hat, den schicken wir erstmal zu einem ambulanten Versorgungszentrum."

Ärzte und Personal wechseln sich sicherheitshalber ab

Die Ärzte arbeiten abwechselnd, auch vom Personal nur die Hälfte, damit möglichst immer jemand gesund ist und arbeiten kann. "Die Schutzausrüstungen lassen auf sich warten, und wir brauchen keine Kittel, sondern Masken", sagt Walter, der davon ausgeht, dass durch Corona die gestiegene Sensibilität das Verhalten insgesamt verändern wird.

Als Hals-Nasen-Ohren-Arzt, der seinen Patienten stets sehr nahe kommt, habe er bislang ohne Mundschutz gearbeitet. Jetzt trage er bei gefährlichen Untersuchungen den OP-Mundschutz aus Papier, der nicht viel helfe, aber "besser als nichts" sei, wie ein Virologe jetzt bei einer Fortbildung von "HNOnet NRW" gesagt habe. Uso Walter ist Vorstandsvorsitzender dieses Ärztenetzwerks. Und hat mit Blick auf das Infektionsrisiko schon ein "Russisch-Roulette-Gefühl".