Duisburg. . Dr. Uso Walter entwickelt mit seiner MyNoise GmbH eine App zur Therapie der Ohrgeräusche. Das Startup hat schon zwei Wettbewerbe gewonnen.

Zum Thema Tinnitus hat Dr. Uso Walter eine klare Meinung: „Was der Kopf aus dem Geräusch macht, ist das Problem. Wir müssen deshalb den Kopf behandeln, nicht das Ohr.“ Als niedergelassener Hals-, Nasen-Ohrenarzt ist die Therapie der leidigen Ohrgeräusche seiner Patienten seit vielen Jahren sein Job. Auch der klassische Jungunternehmer ist der 53-Jährige nicht. Dennoch hat er für die Tinnitus-Therapie vor drei Jahren seine MyNoise GmbH gegründet.

Vier Bausteine führen zum Ziel, „dass der Tinnitus in der Tonne landet“, wie Uso Walter das nennt: Aufklärung, Akustische Therapie, Entspannung und Verhaltenstherapie. Dagegen stehen drei Dinge: Die hohe Zahl der Betroffenen (bundesweit rund 4 Millionen), die Zeit und das Budget. „Wenn ich es jedem erkläre, schaffe ich acht Patienten und bin nach einem Jahr pleite“, rechnet er, „die Kassen zahlen erst, wenn jemand drei Monate krankgeschrieben ist und dann auch nicht für eine akustische Therapie“. Dabei, betont er, zählt die Zeit: „Je eher man gegensteuert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tinnitus nicht chronisch wird.“

Beratung ins Internet verlagert

Vorstellung des Start-ups “mynoise”. HNO-Arzt Dr. Uso Walter hat ein digitales Programm, das gegen Tinnitus hilft, entwickelt. Freitag 19.02.16 in Duisburg Foto: Michael Dahlke / Funke Foto Services
Vorstellung des Start-ups “mynoise”. HNO-Arzt Dr. Uso Walter hat ein digitales Programm, das gegen Tinnitus hilft, entwickelt. Freitag 19.02.16 in Duisburg Foto: Michael Dahlke / Funke Foto Services © Michael Dahlke

Um eine größere Zahl von Patienten zu erreichen, hat er zunächst Vorträge gehalten, vor sechs Jahren hat Walter seine Beratung ins Internet verlagert: Dort bietet er seine Therapie als E-Book und Webinar an, Kurzvorträge gibt’s auf Youtube und eine Fragestunde. „Alles komplett kostenlos“, betont der Arzt.

Mit einer App soll MyNoise bald den nächsten Schritt machen: „Es soll eine freien Teil geben mit Aufklärung und Übungen, wenn das nicht reicht, bietet die App eine Verhaltenstherapie an“, erklärt Walter. „Die Patienten sollen ihre Haltung ändern, Veränderungen zulassen. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe.“ Von sechs Monaten bis zu einem Jahr Dauer geht der HNO-Fachmann aus, das Monatsabo soll etwa 35 Euro kosten und die Therapie soll personalisierbar sein: „Das Angebot ist interaktiv, es gibt die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit dem Arzt.“ Einzige Voraussetzung; Eine abgeschlossene Akutbehandlung. Geboten werde „ein Werkzeugkoffer mit Gebrauchtsanleitung: Es wird Leute geben, die damit nicht klar kommen.“ Auf etwa zehn Prozent schätzt er die Zahl der „therapieresistenten“ Patienten – ihrem Tinnitus liegen psychische Probleme zugrunde. „Aber auch das erkennen wir über die App.“

Kontakt vermittelte die Wirtschaftsförderung

Klingt einfach, die Programmierung der App durch Berliner Spezialisten und der Test mit Patienten sei aber wirtschaftlich keine Kleinigkeit, erklärt Dr. Uso Walter. „Das kostet mindestens 250 000 Euro.“ Bei der Finanzierung helfen der MyNoise GmbH vier Business-Angel – den Kontakt vermittelte die Duisburger Wirtschaftsförderung, die der jungen Firma bei Planung, rechtlichen Fragen und Businessplan auf den Weg halfen. „Wir halten engen Kontakt“, sagt der Mediziner, „so eine Gründung ist etwas anderes, als eine Praxis zu eröffnen.“ Mut machte der Erfolg bei den beiden Wettbewerben „Startup Ruhr 2015“ und „Get in the ring“.

Mit der App 5000 Patienten durch Werbung bei den ärztlichen Kollegen zu erreichen, das ist nun das nächste Ziel. Schließlich soll die Firma irgendwann auch Geld verdienen. „Bisher“, sagt Dr. Uso Walter, „ist es nur ein teures Hobby“.

>> STECKBRIEF

Name: MyNoise GmbH, Gegründet: 2015 als Personengesellschaft, GmbH seit 2017, Geschäftsführer: Dr. Uso Walter
Firmenzweck: Tinnitus-Therapie

Kontakt/Info: info.at.mynoise.de; www.mynoise.de

Für eine Studie, die die Wirksamkeit einer Therapie mit freuquenzgefilterter Musik und Geräuschen belegen soll, werden Teilnehmer mit tonalem Tinnitus und einem Hörschaden nicht über 50 dB gesucht. Info: imc-panel.de, Kontakt: hnowalter@t-online.de