Duisburg. Für die Duisburger Hochöfen gibt es kein Homeoffice. Die Stahlproduktion muss trotz Coronavirus laufen – und möglicherweise gedrosselt werden.
Auch die Stahlunternehmen versuchen, ihre Mitarbeiter und die Produktion vor dem Corona-Virus zu schützen. Die Arbeit aus der Distanz ist dabei nur bedingt möglich: Hochofen und Homeoffice sind kaum zu vereinbaren. „Kokerei und Hochöfen müssen laufen“, sagt ein Sprecher von Thyssenkrupp Steel Europe (TKS). „Unsere Mitarbeiter sollen während der Arbeit keinem größeren Risiko ausgesetzt sein als in ihrem normalen Alltag“, so Lara Widera, Sprecherin der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM). Unter Leitung der Betriebsärzte treffen in beiden Unternehmen täglich Krisenstäbe zusammen, um die internen Vorkehrungen gegen den Erreger an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und die Entscheidungen der Politik anzupassen.
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Großteil der Verwaltungsmitarbeiter arbeitet daheim
Über 2000 der insgesamt 14.000 Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel arbeiten im Homeoffice, um den Kontakt mit Kollegen zu vermeiden. „Der Großteil kommt natürlich aus der Verwaltung“, erklärt TKS. Im Blick hat das Unternehmen auch seine Kunden. Wenn in der Autoindustrie die Bänder stillstehen, werde dort weniger Stahl benötigt. Also müsse man auch über eine Produktionsdrosselung nachdenken.
Die Produktion von Hochöfen und Kokerei können allerdings nicht beliebig weiter heruntergefahren werden, ohne dass die Anlagen Schaden nehmen. „Deshalb gilt es, die Mitarbeiter dort bestmöglich zu schützen“, sagt ein TKS-Sprecher. Also gelte, was auch für die verbliebenen Kollegen in den Verwaltungsbereichen gelte: Besprechungen größerer Gruppen werden abgesagt oder per Telefonkonferenz erledigt, bei zwingend notwendigen Treffen von bis zu fünf Mitarbeitern gelten die Sicherheitsabstände. Dienstreisen und Messe-Teilnahmen fallen vorerst aus.
„Weil viele in der Verwaltung im Homeoffice arbeiten, können sich die anderen so verteilen, dass niemand sich ein Büro teilen muss“, so Lara Widera. In den Bereichen, wo sich im Schichtbetrieb Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen, werden vor der Übergabe sensible Teile wie Computer-Tastaturen desinfiziert.
Menüs in Kantine und Werksrestaurant nur noch zum Mitnehmen
Auch die gemeinsame Mittagspause ist bis auf Weiteres nicht mehr möglich. Bei TKS haben die Kantinen auf mitnehmbare Menüs umgestellt. „Ganz schließen wollten wir nicht, wer schwere Tätigkeiten verrichtet, muss versorgt werden“, erklärt ein Sprecher.
Schon vor zwei Wochen hat auch die Hüttenschenke von HKM auf Pandemie-Betrieb umgeschaltet: Im Werksrestaurant bieten Küchenchef Karsten Storcks und sein Team nur noch Verpflegung im Außer-Haus-Service für Mitarbeiter an, die Mehrarbeit leisten.
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Auf die Verteilung von Mund-Nasen-Schutz oder Atemmasken an die Mitarbeiter verzichten die Unternehmen bislang – abgesehen von den Arbeitsbereichen, in denen er aus Arbeitschutzgründen ohnehin getragen wird. „Pauschale Aussagen zu treffen, ist wegen der sehr unterschiedlichen Arbeitsplätze schwierig“, sagt HKM-Sprecherin Widera, „aber für den Fall, dass Atemschutz erforderlich ist, haben wir ausreichende Vorräte.“
In den Produktionsbetrieben von TKS seien einige tausend Corona-Schutzausrüstungen von weit über 100 freiwilligen Pandemiehelfern verteilt worden, berichtet das Unternehmen. Besonderes Augenmerk gelte Mitarbeitern mit Vorerkrankungen. Für Fragen ist eine Hotline des Betriebsärztlichen Dienstes und ein Corona-Mail-Postfach eingerichtet.
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