Duisburg. Das Kulturleben liegt auch in Duisburg fast ganz lahm. Die Planungen für Festivals laufen weiter. Es herrscht Zuversicht für einen Neustart.

Die Duisburger Kulturschaffenden kennen sich mit Schicksalsschlägen aus. Unter der langen Schließung der Mercatorhalle haben besonders die Philharmoniker gelitten, und der Wassereinbruch im Theater im letzten Jahr hat für Wochen sowohl den Opern- als auch den Schauspielbetrieb für Wochen in eine Zwangspause geschickt. Jetzt legt das Coronavirus das Kulturleben lahm. Aber nicht ganz. Im geschlossenen Stadttheater wird gearbeitet.

„Wir hatten schon tagelang vor der Schließung Bauchgrummeln“, sagt Kulturbetriebsleiterin Karoline Hoell. Stets habe man sich gefragt, was noch geht und was nicht. Da sei die Entscheidung, den Spielbetrieb ab 13. März einzustellen, eine Erleichterung gewesen, eben „das Ende der Unsicherheit“. Damit liegt auch der Probenbetrieb auf Eis, und bis auf einzelne Musiker, die sich fit halten, weil man zum Beispiel an der Posaune keine lange Spielpause machen darf, ist es still hinter den weißen Säulen am König-Heinrich-Platz.

Letzte Reparaturarbeiten nach Wassereinbruch vor einem Jahr

Still, aber nicht untätig. Die Zeit wird zum Beispiel genutzt, letzte Schäden des Wassereinbruchs vor knapp einem Jahr zu beseitigen, so Karoline Hoell: „Die Stromfirma arbeitet an den neuen Steuerpulten.“ Das Festivalbüro steckt noch in den Planungen für die „Traumzeit“, die mit rund 35 Bands vom 19. bis 21. Juni über die Bühnen im Landschaftspark Nord gehen soll.

Die Vorbereitungen fürs Kinderkultur-Festival vom 23. bis 31. Mai im Innenhafen seien fast abgeschlossen, so Karoline Hoell. „Wir bereiten so viel wie möglich vor“ – auch auf die Gefahr, dass alles für die Katz sein könnte. Aber wenn es weitergehen darf, soll es auch sofort weitergehen.

Hilfe für die freie Kulturszene

Erster Ansprechpartner für die freie Kulturszene bei den Kulturbetrieben ist Daniel Jung, der jetzt die Künstler, die etwa durch geplatzte Aufträge finanziell in Not geraten, ständig über Hilfsfonds und Förderungsprogramme informiert. Das passiert per Newsletter, der stündlich aktualisiert werde, so Karoline Hoell.

Auch Schauspiel-Intendant Michael Steindl ist noch im Haus. „Ich räume gerade im Foyer III den Computer auf.“ Auch er erledigt, „was in der Hektik liegen geblieben ist“. Gab es doch mit dem Berliner Ensemble wegen des (dann abgesagten) „Panikherz“-Gastspiels ein ziemliches Hin und Her. „Jetzt kann man wieder agieren.“ Die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit laufen. Und es werde viel gelesen – immer auf der Suche nach Stücken: "Was wollen wir überhaupt spielen?“

Viele Stücke werden verschoben

Alles aber überschattet die Frage: „Wann dürfen wir wieder spielen?“ Fest steht, dass das Gastspiel des Staatsschauspiels Dresden "Mein Kampf“ am 23. und 24. April ausfällt und die Eigenproduktion „Der gute Mensch von Sezuan“ verschoben wird. Es sollte mit lauter neuen Darstellern im Jugendclub „Spieltrieb“ am 30. April Premiere haben, die aber jetzt nicht proben können.

Verschoben werden auch die Premiere des Solostücks „Bunny“, das beim Theatertreffen herauskommen sollte, und wohl auch die „Familie Flöz“-Premiere „Klasse.Glück“, die vielleicht im Juni nach Duisburg kommt. „Aber das ist momentan alles Kaffeesatzlesen", sagt Steindl. Wenn der Spielbetrieb am 20. April wieder aufgenommen werden könne, „kommen wir sozusagen mit einem Blechschaden davon“, hofft Steindl, dass die Zwangspause nicht zum großen Crash wird.

Philharmonie: Intendant ist zuversichtlich

„Wir gehen davon aus, dass es nach dem 19. April weitergeht“, ist Philharmoniker-Intendant Dr. Alfred Wendel zuversichtlich. Schließlich steht für den 22./23. April das 9. Philharmonische Konzert auf dem Programm mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Goethe-Vertonung „Die erste Walpurgisnacht“ mit vier Gesangssolisten und Philharmonischem Chor.

Solche langfristig geplanten Konzerte mit renommierten Künstlern könne man nicht nachholen, sagt Wendel. „Es tut mir wahnsinnig leid auch für unsere Residenzkünstlerin Anna Malikova, für die gleich zwei Konzerte ausfallen.“ Er blickt der kommenden Saison mit Galgenhumor entgegen. „Es wäre großartig, wenn wir die durchspielen könnten.“