Duisburg. Luca Bleckmann sitzt zwei Stunden lang in einem Regionalzug fest. Warum sich der Duisburger in Zeiten von Corona über die Bahn aufgeregt hat.

Der Duisburger Luca Bleckmann spricht in Zeiten von Corona von einem fahrlässigen Verhalten der Deutschen Bahn. Insgesamt zwei Stunden lang hat der 23-Jährige nach eigenen Angaben am Dienstagabend ohne ausreichende Informationen in einer liegengebliebenen Regionalbahn fest gesessen. Das hat er erlebt:

Um kurz vor 18 Uhr steigt der Neudorfer am Krefelder Hauptbahnhof in die RB 33. Er will nur nach Hause. Aber schon an der Haltestelle Chempark stoppt der Zug zum ersten Mal. "Die Lichter gingen aus und es wurde durchgesagt, dass keine Spannung auf der Oberleitung sei", erzählt Bleckmann. Erst nach 20 Minuten sei die Bahn wieder angefahren und habe in Rheinhausen zunächst ganz normal gehalten.

Zunächst keine Einfahrerlaubnis in den Duisburger Hauptbahnhof

"Der Bahn-Führer gab dann aber bekannt, dass wir derzeit keine Einfahrerlaubnis für den Duisburger Hauptbahnhof haben und auf unbestimmte Zeit erstmal dort stehen bleiben", so der Duisburger. Weitere 30 Minuten Warten sind angesagt, bis die Fahrt fortgesetzt werden kann.

"Bis zu diesen Zeitpunkt war es uns möglich, die Türen zu öffnen", sagt Bleckmann. "Doch dann blitzte es zwischen den Haltestellen Hochfeld-Süd und Duisburg Hauptbahnhof plötzlich an der Oberleitung, der Zug kam zum Stehen und die Notbeleuchtung ging an."

Lage in der Bahn spitzt sich zu - zwei Fahrgäste ziehen Notschalter an den Türen

Die Türen seien daraufhin geschlossen geblieben. Es habe lediglich die Durchsage gegeben, dass der Zugführer telefonieren müsse. "Er hat sich dann die nächsten 40 Minuten nicht gemeldet", sagt der 23-Jährige. Die Lage habe sich dadurch zugespitzt. Zwei Fahrgäste ziehen demnach die Notschalter, so dass sich wenigstens eine Tür öffnen lässt. "Nach weiteren 20 Minuten Ungewissheit wurden wir informiert, dass ein Notfallmanager auf dem Weg sei, und sich ein Bild von unserer Lage machen müsse."

Laut Bleckmann steht zu diesem Zeitpunkt im Raum, von der Feuerwehr und mit einem anderen Zug evakuiert werden zu müssen. Nach weiteren fünf Minuten gibt es aber Entwarnung. Es sei wieder Spannung auf der Oberleitung und der Zug kann doch noch in den Duisburger Hauptbahnhof einfahren.

Duisburger: "Die Bahn hat viel zu schlecht reagiert"

Der Duisburger ist erleichtert, aber auch sauer: "Die Deutsche Bahn hat viel zu schlecht reagiert und angesichts der Corona-Pandemie die Pendler mit der Ansteckungsgefahr uninformiert bei geschlossenen Türen alleine gelassen."

Ein Bahnsprecher nimmt auf Nachfrage zum Vorfall Stellung. Demnach hat es auf dem Streckenabschnitt zwischen Duisburg und Rheinhausen von Dienstagabend, 18.15 Uhr, bis Mittwochmorgen, 4.45 Uhr, in der Tat eine Oberleitungsstörung gegeben. "Grund war ein durch einen sogenannten Vogelschlag verursachter Kurzschluss, weshalb die Stromversorgung der Züge unterbrochen wurde."

Auf der viel befahrenen Strecke mussten gleich drei Gleise gesperrt werden

Auf der viel befahrenen Strecke mussten gleich drei Gleise gesperrt werden, so der Sprecher. Die Züge wurden durch das Gegengleis geleitet. Mehrere Bahnen mussten deshalb die Vorbeifahrt oder die Fahrten aus der Gegenrichtung abwarten. Die Folge: Verspätungen und Teilausfälle im Regionalverkehr.

"Unsere Techniker haben mit Hochdruck an der Reparatur der Oberleitung gearbeitet und konnten diese bereits in den frühen Morgenstunden wieder instand setzen", erklärt der Bahnsprecher. "Die Auswirkungen einer betrieblichen Störung und die damit verbundenen Standzeiten lassen sich in Ausnahmesituationen wie dieser schwer prognostizieren."

Bahn bedauert lange Standzeit

Der Zugführer habe die Fahrgäste auf Basis der ihm vorliegenden Informationen jedoch kontinuierlich auf dem Laufenden gehalten. "Die Entscheidungen werden situativ getroffen", so der Sprecher. "Dabei wollen wir die Auswirkungen für den Fahrgast natürlich so gering wie möglich halten. Dass sich im geschilderten Fall eine lange Standzeit nicht vermeiden ließ, bedauern wir."

Ein Ausstieg sei unabhängig vom derzeit grassierenden Coronavirus aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich. "Die Fahrgäste können nicht einfach unkontrolliert auf den Gleisen laufen", so Sprecher. "Die Gefahr, auch von Stromschlägen, ist in solchen Fällen zu groß."