Duisburg. Wegen des Coronavirus fällt für viele Duisburger der Urlaub aus. Die Reisebüros arbeiten mit Hochdruck an den Stornierungen – und haben Sorgen.

Traumstrände auf den Malediven, idyllisch-grüne Klippen an der irischen Küste, eine Flusskreuzfahrt durch Süddeutschland: Die Angebote hängen noch immer in den Verkaufsräumen, so als könnte man jederzeit mit einem gepackten Koffer in ein Duisburger Reisebüro schneien und last minute in die Sonne fliegen – so lange, bis das Coronavirus das gesellschaftliche Leben nicht mehr lahm legt. Doch die Realität sieht anders aus: Die Reisebüros sind vor allem mit Stornierungen beschäftigt sind.

„Eine Reise zu buchen bringt nichts mehr: Die Länder schließen ja alle ihre Grenzen“, sagt Thomas Haut. Er ist Verkaufsbüroleiter einer Tui-Filiale in der Königstraße, bietet aber auch Reisen anderer Anbieter an. „Ich kann selbst Reisen innerhalb Deutschlands niemandem mehr empfehlen“, sagt er. Seit Dienstagnachmittag sind die Hotels in den meisten Bundesländern für Touristen geschlossen. Niemand wisse, wie lang die Einschränkungen noch anhalten werde, so Haut

Coronavirus: Reisebüros können keine Einschätzung geben, wann Reisen wieder möglich sind

„Bei einer Influenza könnte man ja abschätzen, dass es nach ein paar Wochen weitergeht, aber bei einer Pandemie geht das nicht.“ Haut und seine Kolleginnen müssen gerade Verwaltungsvorgänge abwickeln, das heißt, Kunden kontaktieren, sie umbuchen oder die Stornierungen der Reiseveranstalter zu Ende führen. „Viele Leute warten ab, andere buchen um. Die meisten Veranstalter sind aber kulant und lassen auch Stornierungen zu“, so Haut.

Anders als einige Medien berichtet hatten, führt die Tui AG ihren Betrieb trotz der Pandemie fort. „Die müssen vor allem die Urlauber heimholen, die in den Zielgebieten festsitzen“, sagt er. Genug zu tun gebe es jedenfalls. „Hier klingelt ständig das Telefon und es kommen Mails rein. Aber diesen Kunden können wir immerhin helfen: Menschen, die im Internet gebucht haben, sind jetzt besonders gestraft, die müssen sich an die Hotline des Veranstalters wenden, und da erreicht man niemanden mehr“, weiß Haut.

Keine Provisionen mehr: Reisebüros könnten bald vom Bankrott bedroht sein

Ähnliches weiß Silvia Zinn aus dem Meidericher Reisebüro zu berichten. „Deutsche können in viele Länder ja schon nicht mehr einreisen, Menschen aus Nordrhein-Westfalen sowieso. Ich hatte einen Kunden, der wollte vorige Woche auf die Malediven, kam aber nur bis Wien. Da haben sie ihn zurückgeschickt“, sagt sie, die mit herben Umsatzverlusten rechnet. „Unsere Provisionszahlungen durch die Reisebüros fallen nun natürlich weg, das könnte durchaus existenzbedrohend sein. Aber das ist gerade in jeder Branche so“, sagt Zinn.

Viele Menschen hoffen auf Besserung und buchen für den Herbst

Die Enttäuschung der Leute könne sie verstehen: „Der Deutsche hängt an seinem Urlaub. Ich kann aber absolut nicht sagen, wann es wieder besser sein wird, meine Kristallkugel habe ich leider gerade nicht zur Hand.“ Selbst sobald es einen Impfstoff geben werde, könne sie kein grünes Licht geben: „Dann ist das Virus in Deutschland besiegt, in anderen Ländern aber noch nicht – und dann bringen es die Leute wieder mit“. fürchtet Zinn.

Thomas Haut wiederum fürchtet sich nicht vor Umsatzeinbußen: „Sobald das Thema aus den Medien verschwindet, wird das Geschäft schon wieder anlaufen. Manche Leute buchen ja doch noch, nur eben für September oder Oktober.“ Vielleicht kann er dann auch selbst seinen Urlaub nachholen, denn die Woche auf Fuerteventura, die er demnächst verbringen wollte, fällt auch für den Reisekaufmann erst einmal flach.