Duisburg. Wie schlimm trifft Corona die Duisburger Unternehmen? Wie Firmen mit der Pandemie umgehen und wie lange das gutgehen kann: zwei Beispiele.

Das Coronavirus bringt nicht nur Gesundheitssystem und öffentliches Leben an seine Grenzen, sondern auch die Wirtschaft. Warum und wie genau sich die weltweite Pandemie auf Duisburger Unternehmen auswirkt, darüber haben wir mit zwei ganz unterschiedlichen Firmen gesprochen: dem Digitalunternehmen Krankikom und der Frank Schwarz Gastro Group.

Das Coronavirus befällt zwar nur Menschen und keine Computer, dennoch betreffen seine Auswirkungen auch das Digitalunternehmen Krankikom. Die Firma mit Sitz am Innenhafen, die Unternehmen bei der digitalen Transformation hilft, hat 120 Mitarbeiter. Sie sorgen für den Datenfluss bei einer Mitarbeiter-App für Deichmann oder dafür, dass der Online-Ticketverkauf unter anderem der UCI-Kinos läuft. „Für 2.000 Leinwände in Deutschland machen wir Ticketing“, sagt Inhaber Alexander Kranki. „Das machen wir jetzt nicht mehr.“

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Duisburger Digital-Unternehmen Krankikom kündigt Kurzarbeit an

Seit dem Wochenende laufen in den deutschen Kinos keine Filme mehr. Die Konsequenz: „Von Kurzarbeit werden wir mit Sicherheit Gebrauch machen müssen“, kündigt Alexander Kranki an. Corona kostet sein Unternehmen, das gerade erst seinen neuen Sitz am Innenhafen bezogen hat, „massiv Umsatz“ – bis zu 30 Prozent, schätzt er, könnten es aufs Jahr gerechnet werden. „Es ist völliger Ausnahmezustand.“

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Immerhin: Das Ansteckungsrisiko für Corona bei Krankikom dürfte gegen Null tendieren – „bis auf zwei, drei“ sind alle Mitarbeiter im Homeoffice, das Digitalunternehmen stellt diese Umstellung naturgemäß vor keine Herausforderung. Und auch sonst gibt sich Kranki vorsichtig optimistisch. Er setzt auf weitere unterstützende Maßnahmen seitens der Politik: „Man wird nicht die gesamte deutsche Wirtschaft über die Klinge springen lassen – und es betrifft alle.“

Duisburger Catering-Unternehmen: von 60.000 Mahlzeiten im Monat auf Null

Frank Schwartz rechnet mit drastischen Folgen für die Gastro-Branche.
Frank Schwartz rechnet mit drastischen Folgen für die Gastro-Branche. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Auf Homeoffice kann die Frank Schwarz Gastro Group nicht setzen: Das Catering-Unternehmen, nach eigenen Angaben eines der führenden seiner Branche in Deutschland, ist darauf angewiesen, seinen Kunden die Ware vor Ort zu servieren. Die 85 Mitarbeiter sind normalerweise auch damit beschäftigt, Mittagessen für Schulen und Kitas zu kochen und auszuliefern, daneben serviert das Unternehmen bei Veranstaltungen nicht nur in Duisburg, sondern auch bei erlesenen Events wie der Berlinale oder den Filmfestspielen von Cannes seine kulinarischen Kreationen.

Ob Privat- oder Business Catering: Spätestens seit Schulen und Kindergärten in NRW zu haben, bleibt bei der Frank Schwarz Gastro Group die Küche kalt. Normalweise schickt Frank Schwarz, Inhaber der Gruppe, 55.- bis 60.000 Mahlzeiten pro Monat raus, durchschnittlich 2.000 am Tag – seit dem Wochenende sind es Null. „Wir haben keine Aufträge mehr.“ Alles storniert. Seine Einschätzung der Lage, nicht nur für sein Unternehmen, sondern für die gesamte Gastronomiebranche: „Das ist katastrophal. Das ist wie 9/11, Tsunami und Fukushima zusammen.“

Gastronomie-Experte geht von Restaurant-Sperre aus

Frank Schwarz geht fest davon aus: „Ab morgen, übermorgen werden auch die Restaurantbesuche verboten. Damit sind die Existenzen dahin.“ Denn: „Nächste Woche werden die Krankenkassenbeiträge, werden die Gehälter fällig.“ Die Kosten laufen weiter – die Einnahmen aber sind bei Null.

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Die Konsequenz für die Frank Schwarz Gastro Group: „Wir haben Kurzarbeit angemeldet.“ Die Mitarbeiter haben Angst, erzählt der Chef des Familienunternehmens, der beim Anruf der Redaktion gerade aus einer Krisenkonferenz mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga kommt. Dennoch verspricht er für sein Unternehmen: „Es wird keiner seinen Arbeitsplatz verlieren.“ Mit Kurzarbeit, Urlaub könne man ein paar Wochen überbrücken. Ob aber die Corona-Pandemie in ein paar Wochen soweit im Griff ist, dass das öffentliche Leben sich normalisieren kann, das kann derzeit niemand abschätzen. „Wir sind machtlos“, fasst Frank Schwarz die Situation zusammen. Und richtet eine klare Aussage in Richtung jener, die in Deutschland und der EU politische Macht haben: „Ein Rettungsschirm, wie wir ihn für die Banken und die Autoindustrie gehabt haben – das ist nicht nur mein Wunsch, das fordere ich jetzt auch für die Gastronomiebranche.“

Coronavirus bedroht hippes Mode-Start-up Stahlkind

Eine ganz andere Größe als die Frank Schwarz Gastro Group oder Krankikom hat das Start-up Stahlkind. Das Modelabel, 2016 gegründet, bringt T-Shirts, Hoodies und mehr mit Ruhrpottmotiven an, wie es im Online-Shop heißt, Männers und Mädels. Die Mode, die unter Fans schon Kultstatus genießt, kommt gut an – im Moment aber kaum aus dem Laden. „In den letzten vier Wochen hatte wir erhebliche Umsatzeinbußen“, sagt Sven Reimann, einer der Gründer. „70 Prozent auf jeden Fall.“Dabei lief es so gut: Im November konnten die drei Gründer ihrem ersten Angestellten einen Vertrag geben – die vier sind dann auch schon alle Stahlkinder. Das Coronavirus bedroht ihr Start-up in seiner Existenz. „Das ist ja vernünftig, dass die Leute zu Hause bleiben – aber für Start-ups wie uns ist das halsbrecherisch“, sagt Reimann und konkretisiert: An Samstagen mache Stahlkind für gewöhnlich einen vierstelligen Umsatz – „jetzt Samstag war ein Kunde da und hat ein T-Shirt gekauft.“Die Stahlkinder haben deswegen schon eine Aktion gestartet: Wer online bestellt, muss ab sofort keine Versandkosten zahlen. Reimann hofft auf viele Besteller, um das Modelabel weiterhin betreiben zu können. Denn: Das Lager ist voll, die Stahlkinder haben Mode en masse bestellt für die anstehenden Märkte – die nun auf absehbare Zeit ausfallen. Doch so richtig zieht auch das versandkostenfreie Angebot noch nicht. „Die Leute kaufen momentan lieber Toilettenpapier.“