Duisburg. Schon jetzt ein Tisch als Barriere mitten im Eingang, bald eine Plexiglaswand: Wie sich eine Duisburger Apothekerin vor dem Coronavirus schützt.

Der Tisch steht bereits als Barriere mitten im Eingang. Nur durch einen schmalen Spalt gelangen die Kunden zu den Kassen. Bald soll es sogar eine Plexiglaswand geben. Martina Reh, Chefin der Regatta-Apotheke in Duisburg-Wedau, will sich und ihr Team mit diesen weitgehenden Maßnahmen vor dem Coronavirus schützen. „Wir müssen wegen Corona restriktiver handeln“, sagt Reh. „Es ist eine Pandemie, aber das verstehen die Leute leider noch nicht.“

Der Tisch steht etwa zwei Meter hinter dem Eingang. Nachdem Kunden die Eingangstür passieren, laufen sie geradewegs darauf zu. Rechts daneben: ein selbst gebasteltes Plakat. Darauf steht, dass Kunden nur noch „nacheinander“ und „nach Aufforderung“ vortreten dürfen. So lange müssen sie im Eingangsbereich warten.

Duisburger Apothekerin will auf die Gefahren des Coronavirus aufmerksam machen

Reh möchte ihre Kunden so auf die Gefahr durch das Virus aufmerksam machen. „Dafür bin ich auch da, den Leuten zu sagen: Nehmt euch in Acht, haltet Abstand.“ Abstand halten sei auch wichtig für Bürger, die sich gesund fühlten. „Man kann Corona auch ohne Symptome haben“, sagt sie.

Auf der anderen Seite will sie sich und ihre Angestellten mit dem Tisch schützen. In ihrem Alter gehöre sie zur Risikogruppe. „Wir sind nicht mehr die Jüngsten in der Apotheke, alle 50 aufwärts.“ Jeder habe am Tag etwa 100 Kunden, die er bedienen müsse. Da sei die Ansteckungsgefahr hoch. Und die Sicherheit der Angestellten gehe vor. „Der Tisch verhindert, dass Menschen gehäuft vor der Kasse stehen“, erklärt sie.

Martina Reh, Chefin der Regatta-Apothele, vor dem Warnschild.
Martina Reh, Chefin der Regatta-Apothele, vor dem Warnschild. © Niklas Bessenbach | WAZ


Auf die Idee kam sie erst kürzlich. „Als die neuen News reinkamen: Italien abgeriegelt, 70 Prozent der deutschen Bevölkerung werden sich anstecken, und so weiter.“ Da müsse man jetzt neue Wege gehen, um das Schlimmste zu verhindern.

Kunde: „Hier ist jetzt Sperrgebiet, oder was!?“

Wie reagieren die Kunden auf den Tisch? „50 Prozent finden den Tisch gut, 50 Prozent verwundert er“, sagt sie. „Hier ist jetzt Sperrgebiet, oder was!?“, ruft ein Kunde in Jogginghose und Rezept in der Hand, als er den Tisch sieht. Achselzuckend geduldet er sich.

„Wenn zu viele Ärzte und Apotheker am Coronavirus gleichzeitig erkranken, ist das Gesundheitssystem in Gefahr“, erläutert Reh. Dann könnten nicht mehr alle behandelt werden.

Reh schützt sich ansonsten mit Einweghandschuhen und desinfiziert zusätzlich ihre Hände und den Kassenbereich. „Wir packen ja Geld an, Rezepte, Medikamente. Das muss schon sein.“ Einen Mundschutz trägt sie nicht. Der sei eher für bereits Erkrankte sinnvoll, um andere nicht anzustecken. Sich selbst schütze man damit nicht.

Künftig trennen Plexiglas-Scheiben Angestellte und Kunden

Die künftige Plexiglaswand wie bei Postschaltern als weitergehenden Schutz sei besonders wirksam, um sich „gegen Husten und Niesen“ zu schützen, so die Apothekerin. „Und man kann sich trotzdem weiterhin normal unterhalten.“ Und cool werde das Ganze auch aussehen. Sie habe schon einen Entwurf vom Handwerker gesehen.

Doch was sagt der Apothekerverband zu den Schutzmaßnahmen? „In unseren Empfehlungen sind diese konkreten Vorkehrungen nicht enthalten“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. Aber: „Es spricht auch nichts dagegen.“ Über solche Maßnahmen sollen laut Preis jede Apotheke selbst entscheiden.