Duisburg. Autor Ralf Koss hat anlässlich der Akzente über den Fußball philosophiert und verraten warum der Duisburger von Natur aus Pessimist ist.

Ralf Koss ist sicher: Es gibt ein Fan-Gen. Es wird, so die Theorie, von Generation zu Generation weiter vererbt und bindet Menschen an den Fußball und an einen bestimmten Verein. In seinem Fall an den MSV Duisburg. Damit stand der in Duisburg geborene Autor, Journalist und Fußball-Jünger bei seiner Lesung ,,Nach dem Anpfiff alles möglich’’ anlässlich der Duisburger Akzente in der Kneipe Zum Anker in Ruhrort nicht alleine da: Die Gäste lauschten und schmunzelten, da sie sich vielleicht in der ein oder anderen Anekdote wiedererkannten, und sie sangen mit ihm – die Hymne des Herzensvereins MSV.

Der Duisburger ist leidensfähig


Leidensfähig sei der Duisburger. Nicht nur als Fußballfan. Leid geplagt auch. Vor allem weil das Leiden und Jammern, ja, das ganz große Meckern dem Duisburger an sich schon im Blute liege. ,,Der Duisburger ist immer am Meckern. Wenn es gerade gut läuft, dann hat man eben nur noch nicht genau hingesehen’’, sagt Koss. ,,Das Gute ist: In Duisburg ist man immer auf alles vorbereitet’’, sagt er. Das sei in Bezug auf den MSV natürlich von Vorteil. ,,Wir haben ja schon von der zweiten Bundesliga gesprochen’’, sagt er. Dann folgte eine Niederlagenserie. Der Duisburger hält durch, geht weiter zum Herzensverein.

Warum ist das so? Koss: ,,Das Grundgesetz gilt: es gibt immer was zu meckern.’’ Und vor allem: ,,Der Duisburger geht immer wieder da hin, wo es scheiße ist, weil er eine innere Verbindung dazu hat.’’ Die Gäste lachen. Der Duisburger kann eben auch Humor. Und singen. ,,Fußball ist unser Leben’’ zum Beispiel, das Lied für die WM 1974, das Weltmeisterlied. Koss, begleitet von Mick Haering an der Gitarre, legt los und alle stimmen mit ein. Hinterher gibt es eine kurze Textanalyse. ,,,Fußball ist unser Leben’ heißt es in der ersten Zeile. Eine subjektive Meinung von Fußballfans’’, sagt Koss. Natürlich könne man darüber geteilter Meinung sein, nicht alle brennen für die selbe Sache. Sollten sie aber. Denn: ,,Schon in der zweiten Zeile wird klar, dass es keine Entscheidung ist, den Fußball zu lieben, es ist eher Gesetz: ,König Fußball regiert die Welt’, heißt es da ja schließlich’’, sagt er.

Witzige Anekdoten aus dem Fan-Alltag und eine unvergessliche Reise nach Bielefeld


Im Prinzip könne man einfach nicht anders, als einfach mitzufiebern. ,,Man muss nur kurz auf einem Bolzplatz stehen und man hält schon zu einer der beiden Mannschaften auf dem Platz’’, ist sich Koss sicher. Die große Liebe bleibe aber der MSV, egal in welcher Liga, egal gegen wen. Und besonders in Bielefeld. Dorthin ist Koss als Fan gereist – mit dem Zug. ,,Eine Erfahrung, die jeder mal machen muss’’, sagt er. ,,Egal in welchem Alter man ist und welches Geschlecht man hat, als Fan wird man im Zug anders angesehen, kritischer.’’

Dann liest er eine Passage aus seinem Fußballbuch vor, die beschreibt warum er Bielefeld als Ort eines Auswärtsspiels eher weniger empfehlen kann. ,,Sicherheitsvorkehrungen wie am Flughafen, es gibt mehrere Sicherheitsringe, die man überwinden muss, bevor es ins Stadion geht’’, sagt er. Bei ihm, so heißt es in seinem Text, war es gar so schlimm, dass er wegen einer Kamera so lange festgehalten wurde, dass er das erste Tor des Spiel verpasst habe – immerhin für den MSV. Vielleicht ist ja doch nicht alles so schlimm, wie der Duisburger immer denkt.

Die nächste Literaturveranstaltung der Akzente ist die Lesung von Heiner Feldhoff am 19. März. Unter dem Motto „Vom Glück des Scheiterns“ trägt er kurze Stories vor – mal satirisch und mal verträumt. Die Lesung ist nicht im Malteserstift in Ruhrort, sondern im Maximilianhaus (Sankt-Maximilian-Platz 1) in Ruhrort. Start: 19.30 Uhr. Der Hut geht rum.