Duisburg. Mit seinem Internet-Tagebuch erreicht der Duisburger Autor Ralf Koos unter dem Pseudonym Kees Jaratz täglich Hunderte MSV-Fans.
Für Ralf Koss war Fußball schon immer mehr als ein schnödes 1:0. „Für mich steht immer im Vordergrund: Was erzählt uns so ein MSV-Spiel denn über das wirkliche Leben?“ Die Antworten auf diese philosophisch angehauchte Frage hat der Autor und freie Journalist aus Duisburg unter dem Pseudonym Kees Jaratz in den vergangenen Jahren aufgeschrieben und veröffentlicht – in seinem „Zebrastreifenblog“. Das Internet-Tagebuch über die Meidericher Profikicker, die am Montag in Dresden in die neue Zweitliga-Saison starten, feierte soeben den zehnten Geburtstag. Der ideale Zeitpunkt, um auf die Anfänge zurückzublicken.
Die Entscheidung, einen Blog ins Netz zu stellen, fällte Koss in der Sommerpause vor der Saison 2008/09. „So ein Blog bietet die Möglichkeit, über jedes beliebige Themen frei zu schreiben und diese Texte dann völlig unabhängig zu publizieren“, schildert der MSV-Fan seine damaligen Beweggründe. Zuvor hatte er mit großer Freude alles das gelesen, was andere Autoren in ihren Blogs veröffentlicht hatten. Es war eine Phase, in der neue Blogs quasi wie Pilze aus dem Boden schossen. „Es war damals aber noch nicht klar, welchen Platz die Blogs sich in der deutschen Medienlandschaft erarbeiten würden. Es war eine Goldgräberstimmung, es herrschte Euphorie, viele wollten etwas schreiben und das mit der Öffentlichkeit teilen“, erinnert sich Koss.
Und diese Lust am Schreiben lebte der Autor zunächst so intensiv aus, dass er täglich einen neuen Text in seinem Blog veröffentlichte. Rund eine Stunde investierte pro Tag in seinen Blog – mit ständig wachsendem Erfolg. „In der Spitze hatte ich bis zu 5000 Klicks auf meiner Seite pro Tag“, so Koss. Das waren jene Wochen des Jahres 2013, nachdem der MSV seine Zweitligalizenz verloren hatte und um seine Existenz kämpfte. „Meine resümierenden Texte, die sich kritisch mit der Lage des Vereins auseinandersetzten, waren rückblickend meine erfolgreichsten“, sagt der Blogger.
Das besondere Fußballgefühl
Die Zahl der Fußball-Blogs ist nach wie vor hoch. „Es gibt jene, die sich auf sportliche und taktische Hintergründe spezialisiert haben. Noch mehr mag ich die stilistisch Auffallenden, die das besondere Fußballgefühl vermitteln und dieses auch literarisch herausarbeiten wollen“, so Koss. Zu letzterer Gruppe zählt er sich auch selbst.
Der Jubilar hat den Anspruch, nach jedem Spiel des Zebras etwas zu schreiben – auch zu jenen, die er nicht live im Stadion mitverfolgt hat. „Das Schwierige nach zehn Jahren Bloggen ist es, noch immer neue Gedankenansätze zu finden, um den von mir gewünschten anderen Blick aufs Spiel zu bekommen.“ Wiederholen will er sich nicht. „Man schreibt ja nicht nur für seine Leserschaft, sondern immer auch für sich selbst. Und das soll ja auch nach zehn Jahren noch weiter interessant bleiben.“
Wunsch: Saison ohne Schwächeperioden
Daher wünscht sich Koss zum runden Blog-Geburtstag auch genügend Inspirationen für weitere gute Schreibideen. Und was wünscht er für „seinen“ MSV? „Eine Saison ohne Schwächeperiode, in der wir in keiner Phase in Abstiegsgefahr geraten.“
Fußball in seiner lyrischsten Form
In der vergangenen Saison hat Koss alias Jaratz erstmals auch Beiträge in Gedichtform veröffentlicht. Eine widmete er MSV-Mittelfeldmann Cauly Oliveira Souza nach dessen Doppelpack beim 4:0-Auswärtssieg in Bielefeld. „Das ist eine richtige Heldenode geworden“, sagt Koss und lächelt.
Wer seinen Blog verfolgen möchte, findet ihn im Internet: https://zebrastreifenblog.wordpress.com. Koss hat auch schon Bücher veröffentlicht – darunter „Mehr als Fußball“ über die Existenzkrise des MSV in 2013.