Duisburg-Wanheim. Politik fordert: OB soll Ausblick auf Tiger & Turtle zur Chefsache machen. Neue Logistikhalle des Hafens soll kleiner werden – oder woanders hin.

Der Duisburger Hafen baut die nächste Logistikhalle – und das unmittelbar vor dem Kunstwerk Tiger & Turtle, einem touristischen Magneten mit internationaler Strahlkraft. Diese Nachricht brachte die Gemüter im Duisburger Süden zum Kochen. Jetzt will sich die Politik des Bauvorhabens annehmen: Oberbürgermeister Sören Link soll das Gespräch mit Hafen-Chef Erich Staake suchen, um Kunst und Logistik für beide Seiten verträglich in Einklang zu bringen.

Für den entsprechenden Antrag wischte am Donnerstagabend in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske (SPD) kurz entschlossen die Tagesordnung vorübergehend beiseite. „Mit Tiger and Turtle haben wir ein wunderbares Kunstwerk im Duisburger Süden bekommen, das seinesgleichen sucht. Die Berichterstattung reicht bis nach Amerika“, lobte sie die begehbare Achterbahn. „Die Landmarke besticht durch ihre Luftigkeit und den freien, weiten Blick darauf“ – insbesondere von der Ehinger Straße, wo Duisport mit den Vorbereitungen für den Bau der neuen Logistikhalle begonnen hat. „Mit dem Bau der neuen Halle wäre der Blick futsch“, sagt Lieske. Denn: Die Logistikhalle soll mehr als zwölf Meter hoch werden.

Duisburger Hafen soll Ausblick auf Kunstwerk Tiger & Turtle nicht „verschandeln“

Um diesen Blick zu erhalten, brachte die Bezirksbürgermeisterin einen Antrag ein, mit dem Oberbürgermeister Sören Link aufgefordert wird, das Gespräch mit der Hafen AG zu suchen. Das Ziel: Eine Lösung, „die Tiger & Turtle den Raum gibt, den es für seine Wirkung benötigt.“ Ein Ziel, das alle Mitglieder der Bezirksvertretung Süd teilen: Einstimmig wurde der Antrag beschlossen, parteiübergreifend. Lieske gibt sich angesichts dessen kampfeslustig: „Da kann unser geheimer König der Stadt, Herr Staake, mal zeigen, dass er nicht Kommerz gegen Kunst ausspielen will.“


Ratsherr Werner von Häfen (SPD), der der Bezirksvertretung Süd als beratendes Mitglied angehört, sagte wie auch andere Politiker, das Vorgehen sei rechtlich und formal korrekt gewesen, die Stadt hätte die Baugenehmigung erteilen müssen, das Gelände gehöre dem Hafen und sei schon lange zur logistischen Nutzung vorgesehen, ein entsprechender Bebauungsplan seit Jahren gültig. Aber: „Ich hätte mir gewünscht, dass man vorher nochmal mit den Bürgern ins Gespräch kommt.“ Der Hafen dürfte nicht „dieses Highlight verschandeln durch Hallen.“ Er hofft auf „eine kleinere Lösung“ und gibt zu bedenken: „Wir haben noch genug Freiflächen auf der anderen Seite der Straße.“ Dort, wo nicht der Blick auf Tiger & Turtle zugebaut werden würde.

Für den Umbau zur Logistikfläche gab es 70 Millionen Euro Fördergelder

Ratsfrau Britta Söntgerath (Mitglied der am 1. März in Dortmund neu gegründeten Partei DOS – digital, ökologisch, sozial) erinnerte: „Dieses Logistikunternehmen ist zu einem Drittel unseres.“ Tatsächlich sind Anteilseigner der Duisburger Hafen AG zu zwei Dritteln das Land NRW, zu einem Drittel die Stadt Duisburg.

Trotzdem: „Wir können nur bitten“, fasst Manfred Helten (CDU) die Lage zusammen. 70 Millionen Euro Fördergelder habe es damals für den Umbau der Hinterlassenschaften der ehemaligen Zinkhütte Sudamin zur heutigen Fläche unter anderen mit der Heinrich-Hildebrand-Höhe gegeben – aber eben auch für den Umbau zu einer Logistikfläche. „Wenn wir da zuwider handeln, müssen wir mit Regress rechnen.“