Duisburg. Correctiv lädt ein zur Klimawoche. Zum Auftakt erklärte der Stadtförster, warum Duisburgs Wald deutschlandweit eine Sonderrolle spielt.

Der Klimawandel verändert die ganze Welt, ohne Ausnahme. Da mag sich manch einer fragen, wie er als einzelner Mensch gegen diese immense Bedrohung vorgehen kann, wo doch ein Auto mehr oder weniger auf den Straßen – scheinbar – keinen Unterschied macht. Das gemeinnützige Recherchezentrum „Correctiv“ tourt deswegen seit sieben Wochen durch die Ruhrgebietsstädte und bricht die unförmige Gefahr „Klimawandel“ auf einzelne Städte herunter. In dieser Woche ist Duisburg dran. Zum Auftakt am Montagabend verschafften Correctiv-Mitarbeiter und Experten den Gästen einen Überblick über die Situation in Duisburg am Beispiel der Stadtwälder. Förster Stefan Jeschke erklärte auch, warum Duisburg in Deutschland eine ganz besondere Rolle spielt.

Duisburg leidet im Ruhrgebiet immer als erstes unter dem Klimawandel


In der Duisburger „Krümelküche“ erklärt Stadtförster Stefan Jeschke, warum Duisburg vom Klimawandel besonders betroffen ist. „An einem der wärmsten Orte Deutschlands passiert hier, meiner Erfahrung nach, alles das zuerst, was im Rest der Republik erst später auftritt.“

Jeder Duisburger, rechnet der Fachmann vor, verfüge theoretisch über 50 Quadratmeter Wald. „Das klingt zwar nach einer Menge, jeder NRWler ,besitzt’ aber fünfmal so viel.“ Deswegen müsse man in der Stadt besonders sorgfältig mit den Bäumen umgehen.


Im Dialog mit Martin Scholz, Leiter der Naturwerkstatt Duisburg, spricht Jeschke dann über eines der vielen Probleme, die der Klimawandel für die Stadtwälder mit sich bringt: „Die Pionierbäume, die schlechten Boden für Laubbäume aufbereiten, sterben im Moment flächenmäßig ab.“

Klimawandel hat es immer gegeben – aber noch nie so extrem

Ein beliebtes Argument der Leugner des Klimawandels: „Den Klimawandel hat es ja schon immer gegeben, deswegen ist das ja gar nicht schlimm.“ Dass sei prinzipiell richtig, meint Jeschke, „aber noch nie hat sich das Klima so schnell verändert wie heute.“ Der dominanteste Baum unserer „aktuellen“ Klimaphase, die Buche, sei ein guter Indikator, wie sehr der menschgemachte Klimawandel dem Wald zusetzt.


„Die Buche wächst eigentlich alles kaputt, im Kampf um Licht und Wasser ist sie sehr dominant“, weiß Stefan Jeschke, „aber ob der Baum eine Zukunft hat, weiß ich nicht – denn das ideale Buchen-Klima verabschiedet sich gerade.“

In Zahlen sieht das so aus: Seit 1880 ist die Temperatur um 1,6 Grad gestiegen, die Vegetationszeit, also die Phase, in der die Pflanzen grünen, hat sich drastisch verlängert. „Die Natur ist jetzt so weit, wie ich sie noch nie gesehen habe“, raunt Jeschke. Der Förster appelliert deshalb an alle Menschen: „In den 80er Jahren war vom Waldsterben die Rede, weil die Menschen auf die Barrikaden gegangen sind ist das nicht passiert. Deswegen darf man auch heute nicht locker lassen.“

Duisburger Klimawoche in der Krümelküche geht weiter


Noch bis Donnerstag, 5. März, veranstaltet „Correctiv“ jeden Abend um 19 Uhr in der
Krümelküche

, Johanniterstraße 28, eine Gesprächsrunde zum Klimawandel.

Am Dienstag geht es um „Fake-News“ und die größten Klimalügen, am Mittwoch um den Zusammenhang zwischen
Klima und Mobilität
und am Donnerstag schließlich um den Konflikt zwischen Aktivismus und Realpolitik – mit Vertretern der „Fridays for Future“-Bewegung und einem Politiker der grünen Ratsfraktion.