Duisburg. 300 Bürger haben Einwände zum Megaprojekt 6-Seen-Wedau eingereicht. Verkehr, Seezugang, Bebauung: Wir stellen die wichtigsten Argumente vor.

Auf mehreren hundert Seiten hat die Verwaltung die Einwände aus der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bauprojekt 6-Seen-Wedau samt Antworten zusammengetragen. 300 Duisburger haben laut Stadt die Gelegenheit genutzt, Anregungen abzugeben. Wir fassen die zentralen Punkte zusammen und stellen Einwände und Antworten der Stadt gegenüber:

Öffentlicher Nahverkehr

Könnte eine zusätzliche Busverbindung die weggefallenen RB 37 zum Duisburger Hauptbahnhof ersetzen?

Flächen für einen Haltepunkt der Bahn sind eingeplant, außerdem Flächen für Buslinien. Über die Planstraßen A und B soll künftig eine neue oder eine bestehende, verlängerte Buslinie in das Gebiet führen. Einfluss auf die Realisierung der Ratinger Weststrecke kann die Stadt Duisburg nicht nehmen. „Falls die Ratinger Weststrecke scheitern sollte, wird über Alternativen verhandelt.“

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Ein Haltepunkt der Ratinger Weststrecke reicht nicht aus, ein zweiter ist nötig.

Bahnhaltepunkte werden von der Deutschen Bahn geplant, auf die Anzahl kann die Stadt Duisburg „mit den Mitteln der Bauleitplanung“ keinen Einfluss nehmen.

Verkehr

An der Masurenallee fallen Parkplätze weg, eine Uferpromenade mit Gastronomie wird gleichzeitig mehr Besucher als bisher anlocken.

In 6-Seen-Wedau sind „zahlreiche Parkplätze für Bewohner und Besucher“ vorhanden. Pro sechs Wohneinheiten ist ein Besucherparkplatz eingeplant; entweder im öffentlichen Raum oder, zum Beispiel im Seequartier, in Tiefgaragen. Besucher der Sechs-Seen-Platte können außerdem auf Strohweg und Kalkweg parken. Falls später doch mehr Parkplätze nötig werden, müssen diese außerhalb des Neubaugebiets erfolgen.

Durch das Neubaugebiet werden die umliegenden Straßen mit zu viel zusätzlichem Verkehr belastet.

Die Stadt geht davon aus, dass die meisten Autofahrer aus Richtung Westen das Gebiet über Kalkweg/Wedauer Straße befahren werden. Nur im Feierabendverkehr, so die Annahme, dürften einige Autofahrer auf kleinere Straßen ausweichen. Die Stadt rechnet mit bis zu 110 zusätzlichen Fahrzeugen pro Stunde in den Straßen in Wedau. Insgesamt erlaubt seien bis zu 1.000 Kfz pro Stunde.

Die Siedlung sollte autoarm bis autofrei geplant werden.

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Für den Duisburger Wohnungsmarkt ist eine autofreie oder autoarme Planung unrealistisch. ÖPNV, Fuß- und Radverkehr sind eingeplant. Car-Sharing, E-Mobilität und weitere „zukunftsweisende Mobilitätsformen“ stellt der Bebauungsplan zwar nicht da, „können aber an verschiedenen Stellen im Quartier realisiert werden.“

Nahversorgung

Das Nachversorgungszentrum ist zu weit nördlich geplant, die Entfernung zum südlichen Bereich beträgt 1,5 bis 2 Kilometer. Daher werden die Einkäufer mit dem Auto fahren, statt zu laufen.

„Das neue Nahversorgungszentrum liegt auch in einer akzeptablen Entfernung für Fußgänger und Radfahrer.“ Der Einzugsbereich solcher Zentren beträgt bis zu 800 Meter; innerhalb dieser Distanz befinden sich weite Teile Wedaus und ein Teil Bissingheims. Außerdem sind im Quartier sogenannte Convenience Shops erlaubt, so dass die Wohnungen in direkter Nähe versorgt seien. „Das neue Nahversorgungszentrum dient auch zur Versorgung von Wedau und Bissingheim und wird daher durch Pkw angesteuert werden.“ Das Zentrum befindet sich nahe der Hauptzufahrt des Geländes, um unnötigen Durchgangsverkehr zu vermeiden.

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Naherholung

Die Freizeitflächen werden verkleinert, es werden nur Wohnbauflächen ausgewiesen.

Ohne Lärmschutzwall, Sport- und Erholungsgartenflächen befinden sich 5,6 Hektar nutzbare öffentliche Grünfläche im Planungsgebiet. Die Flächen zur Naherholung werden damit deutlich mehr. Mehr als die Hälfte des 64,3 Hektar großen Neubaugebietes werden künftig als öffentliche Fläche ausgewiesen, darunter 16,9 Hektar Grünflächen. Bislang sind die Flächen von 6-Seen-Wedau kaum öffentlich, da sie sich fast ausschließlich im Besitz der Deutschen Bahn AG befanden. Nur 5,5 Prozent der neuen Bauflächen lägen auf städtischen Flächen.

Die öffentlichen Grünflächen werden im Bebauungsplan schön gerechnet.

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Die Stadt erklärt, der Begriff „öffentliche Grünfläche“ sei eine bauleitplanerische Bezeichnung, unter die auch Spiel- und Sportplätze sowie die Promenade und der Lärmschutzwall fielen. „Die Fläche der öffentlichen, frei zugänglichen Grünflächen ist somit in der Tat geringer als die in der Bilanz angegebenen Grünflächen.“ Um genau zu sein, beträgt sie nur ein Drittel: Von den im Bebauungsplan ausgewiesenen 16,4 Hektar Grünflächen bleiben abzüglich Lärmschutzwall, Sportflächen und Erholungsgartenflächen noch 5,6 Hektar übrig.

Der Seezugang wird der Öffentlichkeit weggenommen.

Der Uferbereich wird komplett von Bebauung und privaten Grundstücken freigehalten und bleibt somit „vollständig öffentlich nutzbar“. Die Verwaltung verweist auch auf die Promenade am Masurensee, die öffentlich zugänglich sein wird. Es sei „nicht Ziel der Planung, hier einen neuen Badestrand zu schaffen“, schließlich befindet sich ein Freibad in der Nähe. „Ein Ausschluss von Benutzergruppen findet auf Ebene des Bebauungsplans nicht statt. Mögliche Nutzungseinschränkungen (zum Beispiel für Baden, Angeln oder Grillen) werden erst in späteren Planungsschritten geklärt.“

Bebauung

Es werden zu viele Häuser gebaut.

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Nur im Seequartier ist eine hohe Bebauungsdichte geplant. Bodensanierung, Lärmschutzwall und andere Maßnahmen erfordern hohe Investitionen, die die Verdichtung „aus finanziellen Gründen unverzichtbar“ machen. Die Dichte der Bebauung ist nötig, um den errechneten Bedarf von Wohnungsneubauten in Duisburg zu befriedigen. Viele Häuser sind aus Sicht des Bodenschutzes sinnvoll, da dort Brachflächen recycelt werden, statt Grün- oder Ackerflächen zu bebauen.

Die höchsten Gebäude werden ausgerechnet im Sichtfeld des Masurensees gebaut, das verschandelt das Gebiet.

Es sind maximal fünfgeschossige Gebäude vorgesehen. Nur einige Spitzen mit sieben Geschossen, zum Beispiel auf der Ecke der Promenade, sollten städtebauliche Akzente setzen. Der Rest der Bebauung liegt hinter Uferpark und Sportplatz und ist daher kaum sichtbar.

Es gibt zu wenig sozialen Wohnungsbau.

Es ist auch ohne verbindliche Festschreibung das Ziel, etwa zehn Prozent der Wohnungen als geförderten Wohnraum zu errichten.

Lärmschutz

Der Lärmschutzwall wird künftig mehr Lärm Richtung Bissingheim reflektieren.

Der Lärmschutzwall ist hochabsorbierend, daher ist eine Erhöhung des Lärms auszuschließen.

Auf den Straßen im Umkreis wird sich der Verkehrslärm unzumutbar erhöhen.

Mehr Verkehr und dadurch mehr Lärm sind denkbar, bleiben aber unter der Zumutbarkeitsschwelle von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel bei Nacht.

Luftschneise

Die Bebauung ist zu dicht und führt zusammen mit vielgeschossigen Häusern und dem bis zu 15 Meter hohen Lärmschutzwall zu einer Veränderung der Luftschneise und dadurch zu bis zu zwei Grad höheren Temperaturen in den benachbarten Stadtgebieten.

Ein Gutachten hat ergeben, dass die Auswirkungen auf Luftschneise und Kaltluftleitbahn nur gering sind. Außerdem wird die Auswirkung beim Bau berücksichtigt: So sollen auf Parkplätzen Bäume gepflanzt werden und die Dächer begrünt werden.