Duisburg. In Duisburg kann man seit kurzem E-Roller ausleihen. In anderen Städten gab es bereits viel Kritik. Auch bei unserem Test fallen Probleme auf.
Es dauert an diesem Vormittag keine fünf Minuten, da verwarnen mich zwei Polizisten auf der Königstraße der Duisburger Innenstadt. Die Sonne scheint, in der Stadt ist es noch ruhig und ich will die neuen E-Roller von Bird testen.
Was ich falsch gemacht habe: Die – Vorsicht Verwaltungssprache – Elektrokleinfahrzeuge mit Lenkstange sind nur für den Radweg zugelassen. Und ich fahre in der Fußgängerzone. Das ist in Duisburg nicht erlaubt.
Als ich den Polizisten sage, dass ich zum ersten Mal auf dem Tretroller stehe und für einen Testbericht Probe fahre, ersparen sie mir das Bußgeld in Höhe von 15 Euro.
In der Duisburger Innenstadt hat ein E-Roller-Fahrer einen Fußgänger umgefahren
„Ein E-Roller hat einen Fußgänger auf der Königstraße umgefahren“, sagt der Polizist bei der Verabschiedung. Krankenwagen, kaputter Ellenbogen, Krankenhaus. Reumütig schiebe ich den Roller in Richtung Stadttheater.
Obwohl der Hype um die kleinen Flitzer schon längere Zeit abebbt, hat das kalifornische Unternehmen Bird mehrere Hundert davon unter anderem in der Innstadt, Neudorf, Kasslerfeld und Hochfeld verteilt. Kritiker haben sich auch hier – wie in anderen Städten – breit über die Roller ausgelassen.
Vor dem Theater: Ich erlebe das Gefühl der Geschwindigkeit
Sie werden als gefährlich, hässlich und umweltbelastend bezeichnet. Andere sagen: Mit den Rollern zu fahren, macht Spaß, sie sind das Fahrzeug für die letzte Meile und erhöhen die Flexibilität.
Nun aber zum Test: Wie ist es, mit ihnen zu fahren? Vor dem Theater in der verkehrsberuhigten Zone überhole ich mit dem Roller zwei Autos – und erlebe das Gefühl von Geschwindigkeit. Das aber schnell verfliegt, denn sie sind auf 20 km/h gedrosselt. Das ist zwar in der für sie verbotenen Fußgängerzone schnell, neben Autos, die 50 km/h fahren, fühlt es sich aber langsam an. Immerhin: Der Roller beschleunigt zügig – und das macht Spaß.
Ich biege in die Moselstraße ein, nach etwa 100 Metern wechselt der Untergrund von Asphalt zu Kopfsteinpflaster. Mein kleines Gefährt auf zwei Vollgummi-Reifen wird so heftig durchgerüttelt, dass alles wackelt. Es ist körperlich unangenehm, eine Qual für den Kopf. Ich entscheide: Hier fahre ich nicht weiter, ich muss wenden.
Eindruck des Minderwertigen
Der Eindruck von der Fahrt auf dem Kopfsteinpflaster bleibt hängen: Der Roller ist klapperig, denke ich weiterhin, als ich ebene Straße erreiche. Das Nummernschild stößt unablässig und geräuschvoll gegen das Hinterrad. Ich fahre an einem Bird-Roller vorbei, der auf der Straße liegt, das Nummernschild ist abgebrochen. Ein Senior deutet mit seinem Kinn auf den umgekippten Roller und sagt: „So fängt es an, eine Schweinerei.“
Das Bundesumweltamt bemängelt, dass die E-Roller nicht lange genug halten. Zwar fehlen noch Zahlen, um die These zu untermauern. Aber Daten aus den USA legen eine sehr kurze Haltbarkeit der Roller nahe: Bisher tauschen die Verleiher die Roller schon aus, nachdem sie nur knapp einen Monat benutzt wurden. Dann haben sie erst etwa 250 Kilometer hinter sich. Die Produktion der Roller samt Batterien belasten das Klima. Und sie treten in Konkurrenz mit deutlich emissionsärmeren Optionen, wie Bus, Straßenbahn, Fahrrad oder Zufußgehen.
Der Roller hat quasi keine Ausstattung
Auf der Lenkstange meines Elektrokleinfahrzeuges prangt eine große, schwarze Box, die mir aber nichts bringt. Kein Tacho, keine Akkuanzeige, keine Halterung fürs Smartphone-Navi. Der Roller hat so gut wie gar keine Ausstattung. Positiv ist aber, dass eine rote Lampe über dem Hinterrad dauerhaft leuchtet, so findet man ihn auch im Dunkeln.
Ich fahre auf dem Radweg über die Saarstraße und die Oranienstraße bis zur Agentur für Arbeit. Schlaglöcher, kleine Erhöhungen, der Übergang von Straße zu abgesenkten Bordstein versetzten dem Roller einen Schlag, der sich ungebremst auf mich überträgt und ich vermisse die Federung meines Fahrrads.
Bird-Roller: Die Kosten
Auf dem Rückweg in die Innenstadt, nach etwa 20 Minuten Fahrzeit, überschlage ich die Kosten. 1 Euro kostet die Freischaltung für jede neue Fahrt. Pro angebrochener Minute werden 25 Cent berechnet.
Das heißt, ich liege jetzt bei zirka 5 Euro. Wenn man bedenkt, dass eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur 2,80 Euro kostet und man dafür sogar 90 Minuten fahren kann, finde ich den Bird-Roller sehr teuer.
Für die Umwelt kein positiver Beitrag
Als ich den Roller abstelle und die Fahrt mit der App beende, ziehe ich mein persönliches Fazit: Für mich sind die E-Roller unbequem, teuer und gefährlich. Schneller als auf dem Fahrrad ist man mit ihnen nicht und einen Beitrag zur Verkehrswende leisten sie auch nicht – so schnell werde ich einen Tretroller nicht wieder ausleihen.