Duisburg. Rosenmontagszug in Duisburg: Der jüngste Jeck, das beste Accessoire und die professionellen Wagenengel. Ein Überblick.
Vorbereitung ist alles im Karneval. Und autonomes Selbstversorgertum, zumindest bis der Rosenmontagszug kommt. Boxen mit Reifen und Schränke mit Rädern sind deshalb der Hit in Duisburg.
Michele Di Nisio, als schwarzer Cowboy unterwegs, hat jedenfalls alles dabei, was einen Karnevalsmontag schön macht: Auf seinem rollenden Schrank steht eine fette Musikbox, am Rand hängt die Zapfanlage, im Schrank warten weitere Fässchen Bier, Zutaten für Cocktails, diverse Fressalien und: ein Megafon. Wofür ist das? „Wir unterstützen damit die Kinder!“ Und wie? „Einfach Helau rufen, dann wird mehr geworfen“, verrät er den Trick.
Professioneller Sicherheitsdienst stellt „Wagenengel“
Eine interessante Metamorphose durchleben ein Dutzend schwarz gekleidete, ziemlich muskulöse Männer. Gerade noch martialisch, sind sie jetzt geradezu himmlisch: Sie arbeiten mit leuchtend orangenen Warnwesten als Wagenengel - positioniert an allen Wagenachsen zum Schutz der Feiernden.
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Viele Karnevalsvereine verlassen sich nicht mehr auf privates Engagement. „Das Risiko ist zu groß, dass da jemand kurzfristig abspringt und dann kann der ganze Wagen nicht fahren, sagt Manfred Fellenz von der KG Rot-Weiß Hamborn-Marxloh . Seit einigen Jahren buche der Verein einen professionellen Sicherheitsdienst. Das reißt eine „relevante Summe“ ins Budget.
Nackte Beine und Plastikplanen
Bei der Römergarde aus Dinslaken werden die Wagenbegleiter noch aus den eigenen Reihen gestemmt. „Ehrensache“, findet Norbert Overs, der vom Duisburger Zug schwelgt: „Der Zug ist Bombe, die Stimmung vor dem Theater immer der Hammer.“ Sagt’s und zieht die Mütze noch ein bisschen tiefer über die Stirn. Neben ihm steht in kurzen Hosen und mit nackten Armen Ralf Prossek. Er ist ein Gladiator und er sieht gut aus, so wie im römischen Original. Gänsehaut inklusive. Bei der Dinslakener Römergarde muss man hart im Nehmen sein.
Oder pragmatisch das Kostüm mit viel Plastik umhüllen, wie es die Stadtgarde gemacht hat. Die goldenen Uniformknöpfe blitzen bei Lia durch die Regenhülle hindurch. Die Vierjährige probiert entspannt vom eigenen Wurfmaterial. Was sie am Karneval schön findet? Nicht die Gummibärchen, sondern die Musikgruppen! Im Rhythmus stampft sie mit. Musik liegt ihr im Blut.
Acht Monate alter Johannes bei den Piraten des Südens an Bord
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Das jüngste aktive Karnevalsmitglied ist vermutlich bei den Piraten des Südens an Bord. Zarte acht Monate alt ist Johannes und darf schon beim Rosenmontagszug dabei sein. Käpt'n Sillie sagt, dass das in ihrem Verein Tradition sei: Bei der Geburt werden die Kinder Mitglied und zum 25. Geburtstag können sie schon Silberjubiläum feiern.
Auf Lastenfahrrädern radeln die Gretas von der Oststraße im Zug mit - zwar deutlich älter und mit mehr Haaren auch im Gesicht, aber klimaneutral gibt es bei ihnen lokales Bier aus Flaschen. Prost!
Freud und Leid liegen beim Karneval manchmal dicht beieinander. So freut sich der eine über die dicke Kekspackung, der andere kriegt sie an den Kopf. Und jene, die sich unter der Bahnunterführung an der Mülheimer Straße sicher vor dem Regen wähnten, wurden dafür mit markerschütterndem Schall und üppigem Treckerdieselgestank beglückt.
Am Ende darf man wohl für den Rosenmontagszug sagen: Et hätt joot jejange!