Duisburg. Im stillgelegten Barbarahospital drehten sechs Duisburger Produzenten einen Film. Seltener Einblick in ein gespenstisches Gebäude.
Lautes Stöhnen, Glassplitter auf dem Boden, Menschen, die verkleidet durch die Gegend schlurfen. Klingt wie Straßenkarneval, ist aber ein ganz besonderes Filmprojekt, das am Wochenende im leerstehenden St. Barbarahospital in Neumühl gedreht wurde. Der Kurzfilm „Life is Life“ ist die vierte Teil des Episodenfilms „Pathologie“, den sechs kreative Freiberufler in Duisburg drehen. „Life is Life“ ist ein Zombiefilm – aber einer mit einem besonderen Twist. Die Öffnung der Bauruine bot, neben Einblicken in die Dreharbeiten, auch eine spannende Entdeckungsreise durch das alte Krankenhaus, das mittlerweile locker als „Lost Place“ durchgeht.
Duisburger Bauruine St.-Barbara-Hospital ist schon ohne Zombies gruselig
Doch zunächst zum Film: Das letzte Exemplar Mensch, eine Frau, schlägt sich im und um das Krankenhaus mit Untoten mit einem Faible für Gehirne herum. „Wir haben brennende Zombie-Stuntmen, die Teppen hinunterstürzen und künstliche Wände, durch die die Darsteller brechen“, erzählt Produktionsleiter Cem Arslan begeistert. Zusammen mit fünf anderen Produzenten ist der Duisburger für den Film verantwortlich.
„Anders als in anderen Zombiefilmen appelliert die Hauptdarstellerin aber an das letzte bisschen Restvernunft in den Untoten“, erklärt Arslan. Wenn sie gefressen werde, gibt die Überlebende den Zombies zu verstehen, war es das mit der Menschheit. Die Zombies beginnen zu grübeln und zweifeln plötzlich an ihrer kannibalistischen Fleischeslust. Was dann passiert, ist noch geheim, vielleicht können sich Fans des Genrefilms die Auflösung von Regisseur Max Ponischowski und Drehbuchautor Christian Skibinski aber schon bald selbst ansehen. „Erstmal bewerben wir uns auf Festivals, aber der Film soll später auch vertrieben werden“, wünscht sich Cem Arslan.
Vandalismus hat im Krankenhaus seine Spuren hinterlassen
Im ehemaligen Krankenhaus, das nach seiner Schließung 2013 als Flüchtlingsunterkunft diente, können sich Ortsunkundige schnell verlaufen. Der geneigte „Lost Places“-Besucher und Zombiefan ringt also seinen cineastisch mühsam antrainierten Fluchtinstinkt nieder und läuft den Zombies hinterher statt vor ihnen weg. Es geht vorbei an gespenstischen leeren Fluren, auf der Wand steht in blutroter Farbe „OP/Lager“, Überbleibsel aus der Zeit der Krankenhausräumung – hoffentlich.
Die Umzugsmannschaften haben damals aber nicht alles mitgenommen, in vielen Rumen stehen noch weiße Schränke, medizinische Gerätschaften und sogar ganze Krankenhausbetten. Allgegenwärtig ist zersplittertes Glas, meistens stammt das aus den durchlöcherten Fensterscheiben, dazu gesellen sich auf dem Boden Putz, Dreck – und alte medizinische Dokumente, offenbar aus einer Zeit, als der Datenschutz noch nicht das Reizthema war, das es heute ist.
Auch die Filmcrew hat Erfahrungen mit Vandalen gemacht
Wer die langen Flure zu den Drehorten entlangschleicht, blickt immer wieder in lange, dunkle Gänge abseits des Weges. Das ist gruselig und spannend zugleich – zumindest bis man das Schild mit der Aufschrift „Isolierstation“ entdeckt. Ja, das Krankenhaus steht leer, aber als Filmfan möchte man sein Glück nicht herausfordern – mit unbeschwerten Entdeckungsreisen fangen die meisten Horrorfilme schließlich an.
Vor allem des Nachts ist das Krankenhaus oft aber nicht wirklich verlassen. „Wir hatten vergangene Nacht Probleme mit Jugendlichen, die hier eingestiegen sind“, erinnert sich Cem Arslan, „wir haben dann die Polizei gerufen, ist zum Glück nichts passiert.“ Trotzdem hat das Filmteam eine Nachtwache – in einem verlassenen Krankenhaus nicht unbedingt ein beneidenswerter Job.
Trotzdem ist ein Gang durch das alte Krankenhaus mindestens genauso spannend wie gruselig. Welche Geschichten verbergen sich in diesem architektonischen Äquivalent einer verwesenden Leiche? Warum fehlt dort die untere Hälfte einer Zimmertür, wieso hat die Belegschaft eine ganze Schublade mit Reagenzgläsern zurückgelassen, und waren die Gläser leer? Die Antworten wird das altehrwürdige Gebäude von 1906 wohl für sich behalten. Bald soll auf dem Gelände nämlich ein Wohnquartier entstehen.