Duisburg. Der ganz große Sturm auf das Rathaus blieb aus. Darum ergab sich Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link an Altweiber freiwillig in seinem Büro.
Nein, es ist keine Simulation. Sören Link wird tatsächlich aus dem Duisburger Rathaus geschmissen. Anders als in dem Hollywoodstreifen „Matrix“, an dessen Charaktere seine Verkleidung im schwarzen Mantel erinnert, sind diese Szenen ganz real. Der OB steht auf der Straße. Unter grauen Wolken, im kalten Wind. Die Möhnen haben die Herrschaft über das Rathaus übernommen.
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Und dabei ist der große Sturm auf den Arbeitsplatz des ersten Bürgers Duisburgs ausgeblieben. Zwar huschten verkleidete Mitarbeiterinnen durch die Gänge, gewaltiger Trubel herrschte allerdings nicht an diesem Morgen. Im Gegenteil: still und heimlich haben die Möhnen Sören Links Krawatte in dessen Büro abgeschnitten und ihn dann nach unten gebracht.
Vielleicht wussten die Möhnen, dass gar nicht viel Geschrei nötig sein würde. In der Tat leistete Link wenig Gegenwehr. Der Routinier weiß mittlerweile, dass er an Altweiber machtlos ist. „Bei so viel Frauenpower machste nix. Obwohl ich heute bewaffnet bin, habe ich keine Chance“, sagt er und zeigt auf den Spielzeug-Revolver an seinem Gürtel.
Prinzengarde begleitet Sören Link zur Party im Festzelt im Mercatorviertel
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Mit einem Lächeln auf dem Gesicht steht er schließlich auf der Treppe vor dem Rathaus, während die Möhnen ihm aus den Fenstern zuwinken. Der schwarze Matrix-Mantel weht im Wind und die dunkle Sonnenbrille sitzt. Mit großem Jubel wird der Oberbürgermeister empfangen.
Natürlich haben die Möhnen ihn nicht einfach rausgeschmissen, ohne sich vorher darum zu kümmern, dass er auch in allerbesten Händen ist und von einer erstklassigen Eskorte zur Party im Zelt im Mercatorviertel begleitet wird. Denn, ja: Auch Link und alle anderen Männer dürfen feiern an diesem Tag. Die Prinzengarde der Stadt nimmt den OB in Empfang. Mit einem Tusch. Und dreimal Helau.
Narren stoppen kurzerhand den Verkehr für freies Geleit des Oberbürgermeisters
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Nachdem die Garde den OB in ihre Mitte genommen hat, marschieren sie im Trommelrhythmus los. Bei der großen Gruppe bringt es natürlich nichts, sich auf den Bürgersteig zu zwängen, sagen sie sich offenbar. Man marschiert also selbstbewusst direkt über die Straße. Und damit alle zusammenbleiben können, wird an der Kreuzung Burgplatz/ Poststraße kurzerhand der Verkehr gestoppt.
Ein Mitglied der Garde stellt sich dafür mitten auf die Kreuzung, breitet die Arme aus und bringt die Autos dazu anzuhalten. Genervt ist von dem Spontan-Stopp offensichtlich niemand. Im Gegenteil: Einige winken den Narren aus dem Auto zu. Auch auf dem weiteren Marsch zum Festzelt, den die Truppe auf der Straße absolviert hupen immer wieder Autos und lassen die Fenster herunter, um zu winken.
Vorfreude auf Rosenmontag
Auf die Straße geht es für die Narren auch wieder am Rosenmontag, 24. Februar, ab 13.11 Uhr. Aufstellgebiet bleibt die Grabenstraße mit ihren Nebenstraßen Memelstraße und Gustav-Freytag-Straße.
Die Zugstrecke ist unverändert: Bismarckstraße, Oststraße, Ludgeriplatz, Klöcknerstraße, Neudorfer Straße, Mülheimer Straße, Landfermannstraße, Köhnenstraße, Gutenbergstraße, Oberstraße. Ablauf- und Auflösungspunkt ist das DGB-Haus am Stapeltor. Wie schon 2019 führt der Zug aufgrund einer Baustelle nicht mehr bis zum Innenhafen.