Duisburg. Ein 70-jähriger Senior verliebte sich im Internet in eine Frau und tappte in die Betrugsfalle. Er überwies 40.000 Euro auf ein fremdes Konto.
Er suchte im Internet nach Liebe und Zweisamkeit – stattdessen ist ein Senior aus Duisburg in eine Betrugsfalle getappt und hat in den zurückliegenden Wochen circa 40.000 Euro verloren.
Dem Betrug auf die Schliche kam ein Bankmitarbeiter. Er berichtete am Dienstag der Polizei, dass er verdächtige Kontobewegungen bei einem 70-Jährigen festgestellt habe. Viel Geld sollen so in den vergangenen Wochen auf ein Konto in den USA geflossen sein.
Internet-Sexfalle: Versprechen von der großen Liebe
Nichtsahnend war der Senior in eine Betrugsmasche getappt: Über eine Sex-Seite im Internet hatte er eine amerikanische Frau kennengelernt, die nach eigen Angaben in Kenia leben sollte. In mehreren Nachrichten und Chats tauschten sie tiefgründige Informationen aus und der Senior baute Vertrauen zu ihr auf.
Sie erzählte, dass sie auf einem kenianischen Konto über ein großes Vermögen verfüge, auf das sie derzeit jedoch nicht zugreifen könne. Die Frau bat ihn, Geld auf ein Konto in den USA zu überweisen und schickte ihm als Sicherheit eine Kopie ihres vermeintlichen Ausweises. Daraufhin floss Geld aus Deutschland in die USA.
Polizei überprüft Daten – Täter nutzen Vertrauen aus
Jetzt überprüften die Ermittler die Kopie des Personaldokuments und die Lebensgeschichte der vermeintlichen Liebe in der Ferne. Obwohl Unregelmäßigkeiten ersichtlich wurden, war der Senior vor Ort nicht davon überzeugt, betrogen worden zu sein.
Die Experten bei der Kriminalpolizei kennen solche Fälle aus der Vergangenheit: Über Singlebörsen und Partnerportale nehmen Täterinnen und Täter Kontakt zu Nutzern auf und bauen über einen längeren Zeitraum eine Bindung auf. Sätze wie „Du gefällst mir“ oder „Du bist so schön“, später „Ich liebe Dich“, garniert mit Kussmündchen, schmeicheln den Opfern. Die Menschen entwickeln Vertrauen und teilweise Gefühle für den anderen, informiert die Polizei. Manche Täter spielen bewusst vor, so die Beamten, verliebt zu sein, um die Menschen auszunutzen. Eine Notsituation oder finanzielle Probleme werden glaubhaft vorgegaukelt und der unwissende Bürger um sein Geld gebracht.
Liebesfalle im Internet: Opfer oft blind vor Liebe
Uwe Kothes bekommt solche Fälle immer wieder auf den Schreibtisch. „Wir sprechen hier vom Internet Love Scam, einem Vorschussbetrug mittels einer fiktiven Liebesgeschichte“, sagt der Dienststellenleiter im Dezernat für Computerkriminalität bei der Polizei in Duisburg. „Dabei benutzen Frauen, aber auch Männer alle möglichen Sozialen Medien und oft falsche Profile. Sie gehen äußerst geschickt vor, versuchen nach der Kontaktaufnahme die jeweilige Erwartungshaltung bei der Partnersuche herauszufinden und spielen dann auf der Gefühlsebene das komplette Programm.“
Blind vor Liebe realisieren Opfer gar nicht, dass die Gefühle nur einseitig sind. „Die Opfer, oft aus der Mitte Gesellschaft, sind irgendwann blind vor Liebe und tun Dinge gegen jeden gesunden Menschenverstand.“ Das könne richtig bitter werden – und teuer. Er kennt Fälle, bei denen Menschen ihr gesamtes Erspartes an die vermeintlich neue große Liebe verloren haben. „Wir sprechen da von Beträgen bis in den sechsstelligen Bereich“, sagte er bereits Juli dieser Redaktion zu einem ähnlichen Fall.
Liebesfalle im Internet: Opfer sollen Anzeige erstatten
Oft werde das Geld an Konten im Ausland überwiesen. „Das sind meistens Länder, mit denen wir kein Rechtshilfeabkommen haben“, so Kothes. Keinen Euro sehen die Opfer deshalb in der Regel wieder. „Die Ermittlungen sind auch deshalb grundsätzlich schwierig, weil die Betrüger alle Verschleierungsmechanismen im Internet kennen“, sagt der Experte.
Trotzdem sei es in solchen Fällen wichtig, Anzeige zu erstatten – allein schon deshalb, um die Öffentlichkeit zu warnen und immer wieder Infos über das Vorgehen der Täter zu bekommen. Kothes: „Die Dunkelziffer wird aber sehr hoch sein, weil viele oft aus Scham nicht zur Polizei gehen.“