Duisburg. Der Verein Regenbogen ist jetzt auch in Hochfeld. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen dort Tagesstruktur erhalten. So funktioniert das.
Das Gefühl, gebraucht zu werden und ein soziales Umfeld sind für Menschen mit psychischen Erkrankungen besonders wichtig. Ebenso ausschlaggebend für eine gesundheitliche Verbesserung ist oftmals eine klare Alltagsstruktur. All das finden Betroffene in den neuen Räumlichkeiten des Vereins Regenbogen an der Wanheimer Straße in Hochfeld. Dort können Menschen mit Psychiatrieerfahrung niedrigschwelliger Beschäftigung nachgehen. Sie helfen beim Verkauf gebrauchter Bücher und reparieren Fahrräder.
Das Angebot bietet der Verein schon länger, mit so großem Erfolg, dass man sich vor einiger Zeit Gedanken machte, das Projekt zu vergrößern. Die neuen Räumlichkeiten in einem ehemaligen Motorradgeschäft sind um ein Vielfaches größer als bisher. „Früher wurden auf engstem Raum und teilweise in einem Kellerraum Bücher sortiert und ausschließlich online verkauft“, sagt Regenbogen-Geschäftsführer Ralf Wöste. Mit dem neuen Standort wird das Angebot ganz wesentlich vergrößert. Der Bereich des Buchverkaufs, „Rebobuch“, verdreifacht seine Lagerfläche und erhöht damit den Buchbestand auf 12.000 Bücher für den Versandhandel. Außerdem wird das Angebot um ein Vor-Ort-Buch-Antiquariat erweitert. Es umfasst mehr als 40 Regalmeter und bietet nun die Gelegenheit, gut erhaltene Bücher vor Ort zu kaufen.
Drei Tage in der Woche sollen Nutzer des Angebots arbeiten, aber viele kommen öfter
Die Fahrradwerkstatt, „Reborad“, wird von zwei auf sechs Arbeitsplätze erweitert. Dabei soll den verschiedenen Bedürfnissen der Nutzer Rechnung getragen werden: „Es gibt Arbeitsplätze mit und ohne Kundenkontakt. Perspektivisch kann aufgrund der Qualifikation unserer Mitarbeiter ein Ausbildungsplatz angeboten werden“, erklärt Wöste. „Mit dem neuen Angebot erfahren die Nutzer eine Aufwertung ihrer Arbeit, weil sie einerseits mit ihrer Leistung sichtbarer werden und gleichzeitig von den verbesserten Arbeitsbedingungen profitieren.“
Vielen psychisch erkrankten Nutzern tue der Kontakt zu anderen gut, weiß Woest. Das Gefühl, bei der Arbeit gebraucht zu werden und etwas zu leisten, sei für sie eine Erfahrung, die helfe, wieder besser im Leben Fuß zu fassen. „Für ,Gesunde’ mag es banal klingen, aber es ist einfach so: Wer hier hinkommt, hat eine Aufgabe, einen Grund aufzustehen, aus dem Haus zu gehen, oder sich zu waschen. Das ist enorm wichtig“, sagt er. Drei Tage in der Woche sollen Nutzer des Angebots arbeiten. Viele kommen öfter. „Wir machen oft die Erfahrung, dass manch einer einfach jeden Tag kommt, das geht natürlich auch, ist ein tolles Zeichen“, sagt er. Bei der Arbeit werden die auf ärztlichen Rat beschäftigten Nutzer von derzeit vier Pädagogen und einem Fahrrad-Profi bei der Radreparatur unterstützt.