Duisburg. Eko Fresh hat in Marxloh seinen neuen Song präsentiert. Mit Jugendlichen diskutierte der Rapper über Chancengleichheit und seinen „German Dream“.

Auch über die Deutschrap-Szene hinaus ist Eko Fresh bekannt, als selbsternannter „König von Deutschland“ und „Quotentürke“ provozierte der Rapper. In seiner 20-jährigen Karriere rappte der türkeistämmige Kölner, der mit bürgerlichem Namen Ekrem Bora heißt, regelmäßig über seinen Migrationshintergrund. Kein Wunder also, dass Eko Fresh am Donnerstag im RiZ-Jugendzentrum in Marxloh seinen neuen Song „1994“ vorstellte. Dieser ist in Zusammenarbeit mit dem Landesministerium für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration entstanden, #IchDuWirNRW heißt die Integrationskampagne von Minister Joachim Stamp (FDP). Er und Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) waren, zusammen mit hunderten Jugendlichen aus dem Stadtteil, bei der Premiere dabei. Bei dieser entspann sich eine Diskussion über Chancengleichheit, Eko Freshs „German Dream“ und darüber, wo Bayern Duisburg bei der Integration voraus ist.

Jugendliche kommen wegen Eko Fresh – und bleiben, um über Integration zu diskutieren

Auch interessant

Dass die vielen Jugendlichen nicht unbedingt der politischen Prominenz wegen ins RiZ gekommen seien, vermutet Serap Güler zu Beginn mit einem Augenzwinkern. Der ohrenbetäubende Applaus, unter dem Eko Fresh das Podium betritt, gibt ihr Recht. Trotzdem entwickelt sich eine lebhafte Diskussion, auch mit Jugendlichen, die vielleicht nur einen Blick auf den Rapstar erhaschen wollen.

Den Stein ins Rollen bringt der Song „1994“ von Eko Fresh, der vom Leben und Aufwachsen der dritten Einwanderergeneration handelt. Im Video sitzt der Rapper auf einem Sessel und zupft an seiner Saz, über ihm ein gestickter Biedermeier-Hirsch neben einer türkischen Flagge. Die Symbolik könnte deutlicher nicht sein: Zwei Seelen wohnen in seiner Brust. Dann berichtet Ekos Filmsohn, in der Schule hätten sie ihn gefragt, wo er denn herkomme – obwohl er ja in Deutschland geboren ist.

Rap über Mitbestimmung und Tränen der Rührung

Rapper Eko Fresh diskutierte in Marxloh mit Jugendlichen: „Mitbestimmen, das ist für mich ein Privileg.“
Rapper Eko Fresh diskutierte in Marxloh mit Jugendlichen: „Mitbestimmen, das ist für mich ein Privileg.“ © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Dann legt der Rapper los: Er erzählt vom Traum seines Vaters, in Deutschland ein besseres Leben zu finden, aber am Anfang nur ein Wort sprechen zu können: „,Ja’ zum Chef.“ Er rappt vom Aufstieg zum relativen Wohlstand und davon, dass die dritte Generation, sein Sohn also, mitbestimmen kann – und beendet das Video demonstrativ mit dem Bild von einem deutschen Pass.

„Mitbestimmen, das ist für mich ein Privileg“, sagt Eko Fresh später in der Diskussionsrunde. Das sehen auch die vielen Jugendlichen so, die meisten selbst Einwandererkinder. „Aber“, bedauert eine junge Frau, „in der Schule müssen sich Menschen mit Migrationshintergrund für die gleichen Noten mehr anstrengen, als müssten sie etwas beweisen“.

Einem anderen Mädchen kommen sogar die Tränen, eher aus Rührung allerdings. Vor vier Jahren sei sie als Flüchtling nach Deutschland gekommen – sie freue sich heute noch darüber, wie freundlich sie damals aufgenommen wurde.

Eko Fresh: „Migrationshintergrund darf keine Ausrede sein“

„Bildung und Chancen dürfen nicht vom Elternhaus abhängen“, sagt Minister Joachim Stamp. Zu wenig Lehrer und Erzieher habe man im Land, aber bald solle Abhilfe geschaffen werden. Gesprächspartner der Kids ist aber auch Eko Fresh. Welche Hindernisse und Möglichkeiten sein Leben mit Migrationshintergrund denn mit sich gebracht habe, will ein junger Mann wissen, und der Rapper antwortet wie aus der Pistole geschossen:

„Ich hatte auch immer wieder Zweifel, auch was meine Identität angeht. Wenn man eine Wohnung sucht zum Beispiel. Oder wenn man in einen Laden geht und beobachtet wird, obwohl man gar nichts falsch gemacht hat. Das passiert mir heute noch.“

Die in Duisburg geborene Journalistin Asli Sevindim (rechts) moderierte die Diskussion im RiZ-Jugendzentrum in Duisburg-Marxloh.
Die in Duisburg geborene Journalistin Asli Sevindim (rechts) moderierte die Diskussion im RiZ-Jugendzentrum in Duisburg-Marxloh. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Aber, und das betont der Kölner, „Migrationshintergrund darf keine Ausrede sein. Ja, manchmal ist es schwerer für uns, aber das soll keiner als Ausrede benutzen, um einfach aufzugeben oder um irgendwelche krummen Geschäfte zu rechtfertigen, nur weil er damit schneller an die neue Gucci-Jacke kommt.“

Rassismus-Bericht eines Bayern und betretenes Schweigen

Einen ungewöhnlichen Einwurf trägt Emre bei. Der kommt aus dem Raum Aschaffenburg, Bayern also, und ist vor zwei Jahren nach Duisburg gezogen: „Seit ich hier bin“, beklagt er, „habe ich Probleme mit Rassismus. Die hatte ich in Bayern nie.“

Betretenes Schweigen im Saal. Das passt nicht so gut ins Selbstbild der Duisburger. „Hier ist immer von Multikulti die Rede, aber wo ist dann die Toleranz?“, fragt Emre. Er überlege, nach Berlin zu ziehen, denn „da geht man in der Masse unter“. Sein Lösungsansatz für das Problem. „Jeder muss erstmal wissen, wer er selbst ist, bevor er sagen kann, was ein anderer sein soll.“ Totenstille. Dann: Jubelstürme.

Das ist Eko Fresh

Eko Fresh, bürgerlich Ekrem Bora, wurde am 3. September 1983 in Köln geboren. Er wuchs im Kölner Stadtteil Kalk und in Mönchengladbach auf.

Schon mit 15 Jahren begann er zu rappen, nur zwei Jahre später wurde er vom Rapper Kool Savas entdeckt.

Als Schauspieler war Eko Fresh unter anderem in der Comedyserie „Blockbustaz“ auf ZDFneo zu sehen. Außerdem spielte er in der Komödie „3 Türken und ein Baby“.