Duisburg-Marxloh. Die Stadt Duisburg kaufte elf Problemhäuser auf. Als erstes wird nun das Rattenhaus in Marxloh abgerissen. So ist der weitere Plan.
Der Baggerführer steht unter genauer Beobachtung von Oberbürgermeister Link und anderen prominenten Vertretern der Stadt. Dass die Stadtspitze am Mittwoch Nachmittag zur Kaiser-Wilhelm-Straße 253 gekommen ist, hat seinen Grund: Hier wird die erste von insgesamt elf Problemimmobilien, die die Gebag im Auftrag der Stadt angekauft hat, abgerissen.
Der Landeszuschuss in Höhe von 5,6 Mio Euro macht dies möglich. Und weitere Fördermittel sind bereits beantragt, laut Oberbürgermeister Sören Link auch bereits mündlich zugesichert. Denn der strikte Umgang mit Schrottimmobilien soll fortgeführt werden.
„Eine wirtschaftliche Renovierung nicht möglich ist“
Die Baggerschaufel kratzt an der Rückwand, Fassenadenteile und die Styroporplatten darunter segeln zu Boden. In zwei Wochen, so sagt die Abrissfirma, wird vom dem Haus an der Kaiser-Wilhelm-Straße 253 nichts mehr übrig sein. Das Haus stand jahrelang leer. Eigentümer war ein Ehepaar aus Süddeutschland, das die Immobilie seinerzeit für rund 500.000 Euro gekauft hat. Laut Gebag-Chef Bernd Wortmeyer habe man die Immobilie nun für weniger als 50.000 Euro erworben.
Die meisten der aufgekauften Schrottimmobilien liegen in Marxloh, am Pollmann-Eck, an der Kaiser-Wilhelm-Straße oder Hagedornstraße zum Beispiel. Und auch in Hochfeld kaufte die Stadt zwei Häuser auf. Großteils werden die Gebäude abgerissen. „Sie sind in einem so schlechten Zustand, dass eine wirtschaftliche Renovierung nicht möglich ist“, sagt Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer. Der Aufwand wäre zu hoch und schließlich liegen die Mietpreise in Marxloh am unteren Ende. Die Häuser wurden jahrelang vernachlässigt – verschimmelte Wände, vermüllte Räume, Ratten im Keller und erhebliche Brandschutzmängel. Dennoch wurden die Objekte vermietet, großteils zu Wucherpreisen als Matratzenlager an Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien. Sören Link nennt dies kriminelle Machenschaften.
Unzumutbar für die Nachbarschaft
Planungsdezernent Martin Linne spricht von unzumutbaren Zuständen für die Nachbarschaft solcher Schrottimmobilien. Er befürwortet sogar eine Enteignung. Wenn Einzelne die Anwohner jahrelang schädigten und anschließend versuchten, ihre Häuser zu Fantasiepreisen zu veräußern, sei das sei probates Mittel. Die Stadt zahlt ausschließlich den Verkehrswert.
Mit dem Abriss der Gebäude ist es nicht getan. Anschließend sollen die Flächen sinnvoll genutzt werden, durch eine Kita, kleine Parks oder neue Wohnbebauung. „Der Stadtteil soll aufgewertet werden“, so Linne.
Marxloh hat Potential
Der Dezernent, der selbst im Duisburger Norden wohnt, denkt an die 60er Jahre, als Marxloh zu den soliden Stadtteilen gehörte. Die Gegend habe durchaus Potential, wovon zahlreiche stilvolle Hausfassaden zeugen.
Von den 53 Häusern, die die Task Force überprüft hat, wurden 46 geräumt, weil erhebliche Sicherheitsmängel vorlagen. Für 19 Häuser liegt ein Sanierungskonzept vor. Sechs Hausbesitzer haben mit der Sanierung angefangen, darunter auch der Eigentümer Wilfriedstraße 2a direkt neben dem aktuellen Abrisshaus. Zwei Häuser wurden bereits instandgesetzt.