Duisburg. Ein kleines Wachstum bei den Hotelübernachtungen sei kein Grund zur Euphorie für Duisburg, warnt Dehoga. Dort sieht der Verband Potenzial.

Ist Duisburg im Wettbewerb um Tourismus gut aufgestellt? Die Übernachtungen in Duisburg sind 2019 erneut gestiegen, diesmal um 1,6 Prozent. Für das Stadtmarketing Duisburg Kontor ein Grund zur Freude. „Das Ende der Fahnenstange“, heißt es, sei noch lange nicht erreicht. Mahnende Töne allerdings klingen aus dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): „Es ist fraglich, ob dies so bleiben wird, da in den Nachbarstädten sehr viele Hotelbetten dazu gekommen sind“, warnt Marc Weber Vorsitzender der Dehoga Nordrhein, vor blinder Euphorie.

Rundum-Service für Business- und Tagungsreisende

„Der erneute Zuwachs zum letzten Jahr von 1,6 Prozent belegt einen stetigen Aufwärtstrend. Unser Team ist bestens auf die Besucherwünsche eingestellt“, kommentiert Kai U. Homann, Geschäftsbereichsleiter Tourismus und Stadtmarketing, den leichten Übernachtungsanstieg. Vor gut einem Jahr habe Duisburg Kontor speziell für Business- und Tagungsreisende den Rundum-Service ‚Duisburg Convention‘ ins Leben gerufen.

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Auch die Wirtschaft habe die Besucherentwicklung in Duisburg positiv registriert. Einige Hotels seien in den letzten Jahren hinzugekommen, und auch für das neu entstehende Mercatorviertel sei bereits ein namhafter Hotelinvestor gefunden worden. Von 2015 bis 2018 konnte Duisburg insgesamt rund 23% mehr Übernachtungen verzeichnen.

Den Aufwärtstrend in Sachen Tourismus will der Dehoga-Vorsitzende Weber nicht bestreiten, „in Duisburg sind die Übernachtungszahlen in den letzten Jahren im NRW-Vergleich stark gestiegen“. Von 2013 bis 2018 um satte 31 Prozent. „Wir kommen in Duisburg aber auch von einem niedrigen Niveau“, relativiert Weber jedoch den Zuwachs.

Oberhausen wächst deutlich zweistellig bei Übernachtungen

Scheint statt heller Freude also eine baldige Kurskorrektur von Nöten? Denn ein Blick schon auf den Nachbarn Oberhausen – der ein ähnliches Einzugsgebiet hat – macht Handlungsbedarf deutlich: Hier sind die Übernachtungen 2019 zweistellig um 14,7 Prozent gestiegen auf 497.873. Ein absolutes Plus von 63.808 Übernachtungen. Im Vergleich schneidet Duisburg mit plus 8.374 mager ab. Aktuell liegen beide Städte gerade einmal 35.000 Übernachtungen auseinander – dabei ist Duisburg mehr als doppelt so groß, was die Einwohnerzahl betrifft.

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Warum verliert Duisburg trotz seiner Nähe etwa zu den Niederlande vergleichsweise an Zulauf aus dem Ausland? Besonders kräftig legte Nachbar Oberhausen bei den ausländischen Übernachtungen zu: plus 21.749, also gut das sechsfache gegenüber Duisburg. Noch profitiere Duisburg „davon, dass viele Geschäftsleute in die Stadt kommen, weil mit Düsseldorf und Essen zwei große Messe-Städte direkt in der Nähe liegen“, glaubt Weber. Auch die Nähe zum Flughafen sei ein dickes Plus.

Wie gerüstet ist Duisburg für den Wettbewerb um den Tourismus? An zu wenigen oder bereits vollen Hotels in der Stadt hapert es wohl nicht: Die Auslastung in Duisburg ist keinesfalls befriedigend – bestätigt Weber: „42 Prozent ist nicht der Hit. Das liegt insbesondere an den schwachen Wochenenden – der Geschäftstourismus fällt dann weg.“

Nachsteuern im Bereich Freizeit-Tourismus

Aus Sicht des Dehoga-Vorsitzenden gibt es zudem etliche neue Hotels – B&B-Hotel, Intercity-Hotel und Hotel am Schwanentor, zählt er auf: „Der Bedarf müsste gedeckt sein. Jetzt muss erst einmal der Beweis erbracht werden, dass alle Hotels eine vernünftige Auslastung erreichen.“

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Nach Webers Meinung müsste im Bereich Freizeit-Tourismus, insbesondere bei Kurzurlaub- und Wochenendreisen, nachgesteuert werden, um die eher mäßige Bettenauslastung zu steigern. Zumal: „In Düsseldorf und Köln kommen außerdem immer häufiger Hotelangebote auf Schiffen dazu.“

Kai Homann von Kontor sieht die Stadt hingegen schon auf dem Weg: „Duisburg ist seit 2016 touristisch neu positioniert. Das gilt sowohl inhaltlich, als ‚Stadt von Wasser und Feuer‘, als auch im Umgang mit den Gästen der Stadt, für die wir mittlerweile alle Services auch digital anbieten.“

Duisburg hat Potenzial im Stadt- und Radtourismus

Lösungen sieht Marc Weber im Stadttourismus: „Immer mehr Touristen entdecken das Ruhrgebiet als Ausflugsziel. An Duisburg reizt sie vor allem die Industriekultur und das Wasser, weil hier die Ruhr in den Rhein fließt.“

Der Dehoga zufolge hätte die Stadt ebenso ein dickes Pfund in der Hand, wenn sie sich an den Aktivtourismus und die Reiseregion Niederrhein stärker ankoppelte, besonders an das in Europa wohl umfangreichste Rad- und Wanderwegenetz.

Erste Schritte sind in Richtung Radtouristik unternommen worden, bestätigt auch Homann. Duisburg zog im vergangenen Oktober etwa den Radtourismus-Kongress in den Landschaftspark Nord. Ein Schwarzmaler ist Weber also nicht, nur „leider ist in Duisburg die Innenwahrnehmung häufig schlechter als die Außenwahrnehmung“.