Duisburg. Der Lehrermangel in Duisburg ist eklatant. Für Eltern und GEW sind die Maßnahmen des Schulministeriums ungenügend. Das sind die Forderungen.
Die Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS) und der Stadtverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisieren den eklatanten Lehrermangel. Am Tag, an dem viele Schüler ihre Halbjahreszeugnisse erhalten haben, gibt es für das NRW-Schulministerium die Note ungenügend. Dessen Maßnahmenpakete, so der Vorwurf, greifen weiterhin in den weniger betroffenen Regionen viel besser als etwa in Duisburg.
Auch interessant
Die Zahlen der Bezirksregierung Düsseldorf belegen, wie schlecht die Stadt im Vergleich zum Landesdurchschnitt abschneidet. 75 Prozent der zur Verfügung stehenden Stellen waren an den Schulen in NRW zum 15. November 2018 besetzt – in Duisburg nur 60 Prozent. Ein Jahr später sank die Quote sogar auf 47 Prozent, in ganz NRW „nur“ auf 71,8 Prozent. Vor allem Grund- und Förderschulen sind betroffen.
Duisburger GEW-Vorsitzender fragt: „Ist das schon Kapitulation oder Schönfärberei?“
„In den vergangen drei Monaten sind hier 7125 Unterrichtsstunden pro Woche ausgefallen“, sagt der GEW-Vorsitzende Rüdiger Wüllner. „Die Landesregierung hat allein in Duisburg von Anfang 2018 bis heute 17,7 Millionen Euro der vorhandenen Haushaltsmittel gespart. Zugleich werden jetzt zum 1. Februar auch noch weniger Stellen ausgeschrieben.“ Er fragt: „Ist das schon Kapitulation oder Schönfärberei?“
Auch interessant
Schulen in sozialen Brennpunkten haben es laut Wüllner gleich in mehrfacher Hinsicht schwer. „Sie müssen versuchen, den Lehrkräftemangel aufzufangen, sollen zugleich zeitaufwendige Inklusionsaufgaben übernehmen, haben oft die meisten Kinder ohne Deutschkenntnisse und auch noch sehr große Klassen.“ 26, 27 Schüler seien keine Seltenheit. „Da werden die Grenzen ausgereizt“, sagt die EDuS-Vorsitzende Ilka Heipcke.
Personalmangel hat auch teils drastische Folgen für die Eltern
Der Lehrkräftemangel habe auch teils drastische Folgen für die Eltern – etwa an Förderschulen. „Da ist oft eine Nachmittagsbetreuung versprochen worden, die Schüler müssen aber mittags abgeholt werden, weil das Personal fehlt“, so Heipcke. Dies sei beruflich häufig nur sehr schwer zu organisieren. „Da laufen Kinder, die ja nun mal ein Handicap haben, auch mal ganz alleine nach Hause.“
Nun sollen zusätzliche finanzielle Anreize durch das Land dazu führen, noch freie Lehrerstellen zu besetzen. Von einer Zulage in Höhe von 350 Euro monatlich für eine Zeit von 30 Monaten ist unter bestimmten Bedingungen und für Mangelfächer wie Mathematik, Informatik, Physik und Technik die Rede. „Es ist aber leider eine Regelung ohne soziale Komponente“, sagt Wüllner. „Das heißt: Lehrer können die Sonderzuschläge nicht nur in den Regionen bekommen, wo der Bedarf und damit auch die Herausforderung am größten ist.“
GEW befürchtet, dass angehende Lehrer weiter einen Bogen um Duisburg machen
Auch interessant
Ohne direkte Zuweisung funktioniere es nicht. So sei weiter zu befürchten, dass mögliche Kandidaten auch um Duisburg einen Bogen machen. „Die bitterböse Ironie an der Geschichte: Das Land stellt für ganz NRW 17 Millionen Euro an Haushaltsmitteln für die Sonderzulagen zur Verfügung – also genau so viel, wie sie durch unbesetzte Lehrerstellen in den vergangenen zwei Jahren allein in Duisburg eingespart hat“, so Wüllner.
Er befürchtet zudem, dass eine Neiddebatte entfacht wird. Altgediente Lehrer werden laut Wüllner nicht begeistert sein, wenn neue Kollegen für einen bestimmten Zeitraum mehr verdienen. Die Stadt lobt er dagegen für kleine, aber sinnvollere Maßnahmen, wie etwa die Gebühren für Lehrerparkplätze wieder abschaffen. Lob gibt es auch für das Angebot, neuen Lehrern bei der Wohnungssuche helfen zu wollen – samt drei Monatsmieten in Gebag-Wohnungen gratis.
Forderung nach Qualitätsstandards
Die Duisburger GEW und die Elternschaft Duisburger Schulen haben neben der Beseitigung des Lehrermangels noch weitere Forderungen an die Landesregierung.
Demnach haben CDU und FDP im Koalitionsvertrag einen Masterplan Grundschule versprochen, um zum Beispiel Qualitätsstandards bei der Inklusion festzulegen. Nichts sei passiert. Solche verlässlichen Standards seien auch für die wachsende Zahl an Seiteneinsteigern an allen Schulformen erforderlich.