Duisburg-Ungelsheim. Im Projekt „Werkzeugkiste“ der evangelischen Kirche helfen Senioren anderen Senioren. Sie haben eine Werkstatt und machen sogar Hausbesuche.

„Ich höre das so oft“, erzählt Rainer Kaspers, Pfarrer der evangelischen Auferstehungsgemeinde Duisburg-Süd. Bei seinen vielen Hausbesuchen im Stadtteil trifft er oft Menschen jenseits der 80, die kleine Probleme im Haushalt haben, die sie nicht selber bewältigen können. „Zum Beispiel kaputte Glühbirnen oder gebrochene Scharniere an Türen“, erklärt Kaspers. Genau so oft höre er dann, dass der Sohn oder die Tochter zwar helfen könnten, aber weiter entfernt wohnen. „Die Kinder helfen in den meisten Fällen gerne, aber die alten Leute trauen sich nicht, um diese Hilfe zu bitten.“ Damit soll jetzt Schluss sein – dank der Projektgruppe „Werkzeugkiste“. Was das genau ist und wie das Projekt funktioniert:

Alte Menschen rufen in Duisburg Handwerker zum Glühbirnenwechsel – „Werkzeugkiste“ soll helfen

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Die Gruppe, so die Idee, soll sich aus pensionierten Handwerkern und Heimwerkern zusammensetzen, knappe zehn sind zum ersten Treffen gekommen. Die Gruppe soll ab sofort kleine Reparaturarbeiten im Haus, aber zum Beispiel auch an Rollatoren, vornehmen. Den Kontakt kann der Pfarrer herstellen, denn: „Was die ihren Kindern nicht sagen – mir sagen die das.“

Handwerker willkommen

Das Projekt „Werkzeugkiste“ läuft ab sofort. Den Kontakt zu der Handwerkergruppe vermittelt Pfarrer Rainer Kaspers.

Die Gruppe ist auch weiterhin offen für Handwerker und Handwerksbegeisterte, die mitmachen möchten. Interessenten können Pfarrer Rainer Kaspers telefonisch unter 0203/7297702 oder per E-Mail an rainer.kaspers@ekir.de erreichen.

Die „Werkzeugkiste“-Handwerker freuen sich auch über gut erhaltenes Werkzeug. Bloß bei Elektrogeräten ist Vorsicht geboten: Als Körperschaft des öffentlichen Rechts muss die Kirche jedes Jahr alle Elektrogeräte zertifizieren lassen. „Wenn einer einen Schlag bekommt, muss die Kirche haften“, erklärt Rainer Kaspers.

Für viele ältere Menschen bedeute das auch finanzielle Entlastung. Zum einen arbeiten die Handwerker ehrenamtlich, zum anderen können sich die Ungelsheimer so Handwerker oder Neuanschaffungen sparen. „Ein kaputtes Bett kann man ja reparieren, da muss kein Neues her, was sich die Menschen mühsam ersparen müssen,“ erklärt Kaspers. Einen Arbeitsplatz hat der Pfarrer auch schon ins Auge gefasst: den Keller unter dem Glockenturm.

„Werkzeugkiste“ will helfen – aber keinen Handwerker ersetzen

Die Werkstatt der Duisburger Nachbarschaftshilfe „Werkzeugkiste“ liegt unter dem Ungelsheimer Kirchturm. Dank eines neuen Eingangs können die Handwerker die Werkstatt nicht mehr nur durch das Gemeindehaus betreten.
Die Werkstatt der Duisburger Nachbarschaftshilfe „Werkzeugkiste“ liegt unter dem Ungelsheimer Kirchturm. Dank eines neuen Eingangs können die Handwerker die Werkstatt nicht mehr nur durch das Gemeindehaus betreten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Als die Kirche noch keinen Hausmeister hatte, hielten Mannesmänner das Gebäude ehrenamtlich in Schuss. Heute kümmert sich Hausmeister Michael Böhmer um alles, die Werkstatt ist aber noch da. „Wir haben schon einen neuen Ein- und Ausgang installiert, da kann man auch was anliefern“, freut sich Kaspers, außerdem stellt die Gemeinde noch 2.500 Euro zur Verfügung, um eventuelle Umbauten oder Neuanschaffungen zu finanzieren.

Allerdings, und das betont Rainer Kaspers sehr deutlich, wolle man den Handwerkern in Duisburg nicht die Arbeit wegnehmen. „Hier ist niemand zu irgendetwas verpflichtet, und außerdem geht es uns um Kleinigkeiten. Wir werden nicht bei Umzügen helfen oder Schrankwände bauen“, stellt der Pfarrer klar.

Handwerker können an eigenen Projekten arbeiten – oder sich auf ein Bierchen treffen

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Wenn die ehrenamtlichen Handwerker nicht in Wohnungen helfen, können sie in der Werkstatt auch an eigenen Projekten arbeiten. „Vielleicht haben einige von ihnen nach der Pension Werkzeuge weggegeben und wollen jetzt doch noch mal ein bisschen arbeiten“, vermutet Rainer Kaspers. Dank des neuen Eingangs können die Handwerker selbstständig kommen und gehen.

Ein- bis mehrmals im Monat sollen im Gemeindehaus Treffen der Gruppe stattfinden. „Da kann man Dinge besprechen, aber auch einfach nur gemütlich zusammensitzen“, schlägt der Pfarrer vor. Getränke gibt es dann natürlich auch, mit und ohne Umdrehungen. Hans Schmidt aus Rahm freut sich schon jetzt auf die Arbeit. „Das ist ein bisschen Abwechslung vom tristen Alltag“. Dass er aus Rahm eine kleine Anfahrt hat, stört ihn nicht. „Es geht darum zu helfen. Da ist die Strecke kein Problem für mich.“