Duisburg. Premiere im Hafen Duisburg: Duisport hat einen eigenen 3D-Kransimulator vorgestellt. Damit werden Kranfahrer geschult – auch fürs neue Terminal.

Jetzt langsam ablassen und die Lücke treffen. Aber es ist schon zu spät: Der tonnenschwere Container ist auf einen anderen gekracht. Die Last hängt nur noch schief am Haken. Zum Glück war das nur eine Simulation! Damit solche Pannen auch in Zukunft nur virtuell passieren, hat die Duisburger Hafen AG einen eigenen 3D-Kransimulator angeschafft. Duisport hat diesen am Montag im firmeneigenen Ausbildungszentrum offiziell vorgestellt.

Duisport-Gruppe investiert in 3D-Kransimulator

Mit dem Simulator sollen die Mitarbeiter der Duisport-Gruppe künftig möglichst realitätsnahe Bedingungen zur Aus-und Weiterbildung vorfinden. Eine halbe Million Euro lässt sich das Unternehmen die Investition kosten. „Das ist der erste trimodale Simulator, der auch Piggyback kann“, betont Projektleiter und Duisport-Vorstandsmitglied Thomas Schlipköther. So könne das Umschlagen vom Lkw auf die Bahn oder aufs Schiff trainiert werden. Und das auch mit den sogenannten Piggybacks, also den Lkw-Aufliegern.

Das war ihnen im Vorstand besonders wichtig. Das Trainingsgerät sei speziell auf die Ansprüche und Gegebenheiten des Duisburger Hafens angepasst, könne aber prinzipiell jedes Terminal weltweit simulieren, betont Schlipköther. Regen, Schnee, Wind und verschiedene Tageszeiten können ebenfalls geprobt werden.

Duisburger Hafen braucht Kranführer für das neue Terminal

Auch interessant

Vor allem der Mangel an geeigneten Fachkräften hat Duisport zum Kauf bewogen. Schließlich würden schon allein für das neue Containerterminal auf der Kohleninsel jede Menge neue Kranführer gebraucht, erklärt Schlipköther: „Die neuen Leute einzuarbeiten, ist sehr intensiv“. Und Hafenchef Erich Staake begründet die Investition mit der verbesserten Ausbildung.

Bislang fand die Ausbildung nur während des regulären Betriebs statt. „Das hat zu großen Problemen geführt, weil die Leute auf den Terminals auch viel kaputt machen“, berichtet Schlipköther. Außerdem seien die Terminals tagsüber zu ausgelastet, um Neulinge ans Steuer des Krans zu lassen.

Der Kransimulator im Praxistest

Arthur Trotno (links) ist Ausbilder und Kranführer bei Duisport. Er zeigt Ocke Hamann (rechts) von der IHK den 3D-Kransimulator im Ausbildungszentrum.
Arthur Trotno (links) ist Ausbilder und Kranführer bei Duisport. Er zeigt Ocke Hamann (rechts) von der IHK den 3D-Kransimulator im Ausbildungszentrum. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Dahlke

Und wie fährt sich der Simulator nun? Sieben hochauflösende Bildschirme sorgen dafür, dass sich der Fahrer schon nach wenigen Sekunden wie in der Kanzel eines echten Krans fühlt. Vorne, rechts, links und im Fußbereich wimmelt es auf einmal von Containern, die verladen werden wollen. Artur Trotno erklärt, wie es geht. Er ist selbst Kranfahrer und nach einer einwöchigen Ausbildung mittlerweile dafür zuständig, neue Kollegen auszubilden.

Gesteuert wird der Kran hauptsächlich über zwei Joysticks: Zunächst gilt es, den richtigen Container anzuvisieren und den Greifer akkurat über ihm in Position zu bringen: Greifer ablassen, Ösen treffen und verriegeln. Das ist Zentimeterarbeit, doch jetzt baumelt der Container am Haken. Per 180-Grad-Schwenk soll er an den richtigen Platz gebracht werden – Neulingen kann dabei schon mal schlecht werden.

Ein Gefühl für die Masse bekommen

65 Millionen Tonnen Güterumschlag

Die Duisburger Hafen AG ist Eigentümer und Betreiber des Duisburger Hafens. Mit ihren Tochtergesellschaften agiert sie weltweit als Duisport-Gruppe. Insgesamt beschäftigt die Hafengesellschaft rund 1500 Mitarbeiter.

Vorstandsvorsitzender ist seit 1998 Erich Staake. Für das Jahr 2018 weist die Duisport-Gruppe in ihrem Geschäftsbericht einen Umsatz von 278 Millionen Euro aus. In den Häfen der Gruppe wurden 2018 rund 65 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.

Artur Trotno passiert das nicht mehr. Er arbeitet seit 2013 als Kranführer und weiß, worauf es ankommt: „Man muss die Ruhe bewahren, wenn es hektisch wird.“ Mit dem Kranfahren sei es nicht anders wie mit dem Autofahren – nur dass die Kräne im Duisburger Hafen bis zu 1200 Tonnen wiegen. Anfänger müssen darum erstmal ein Gefühl für die Masse am Haken und die Ausmaße des Krans bekommen.

Um das alles zu lernen, bräuchten angehende Kranführer vor allem Zeit und Ruhe, erläutert Henriette Oesterwind. Sie ist verantwortlich für die Kranführer im Containerterminalbereich. Ungefähr zwei Wochen soll es laut Oesterwind dauern, um einen Laien ans Kranfahren heranzuführen. Sie sollen aber auch einen Staplerführerschein machen sowie technische und praktische Erfahrungen sammeln. Bis sie fit für den Beruf seien, werde ein halbes Jahr eingeplant.