Duisburg-Homberg. Der Arbeitskreis Kinder und Jugend bekommt Geld für sein Schwimmprojekt. Seit 1995 setzt sich die engagierte Runde für junge Menschen ein.
Erst die Auszeichnung mit der Homberger Medaille, dann eine Finanzspritze von der Vinci-Stiftung. Momentan läuft es rund für den Arbeitskreis Kinder und Jugend Homberg/Ruhrort/Baerl. Petra Schoenenborn nickt zufrieden und nimmt einen Schluck Kräutertee. Die Leiterin der Hochheider Tagesgruppe der Familienhilfe Sankt-Josef engagiert sich als Sprecherin des Arbeitskreises, der alle zwei Monate die Vertreter sämtlicher Einrichtungen für Kinder und Jugendliche im Bezirk an einen Tisch bringt. Mitarbeiter von Familienzentren, Schulen, Jugendclubs, Kirchen, Jugendamt und Polizei arbeiten gemeinsam daran, dass sich junge Menschen in ihrem Stadtteil möglichst wohlfühlen und dass Probleme mit vereinten Kräften gelöst werden können. Das ist die Idealvorstellung.
Probleme mit Halbstarken
Petra Schoenenborn kann sich noch gut daran erinnern, wie der Arbeitskreis 1995 entstanden ist. „Damals war ich Leiterin von Haus 45 und wir hatten Ärger mit randalierenden Jugendlichen.“ Die Halbstarken spielten die Jugendeinrichtungen untereinander aus. Flogen sie bei der einen raus, versuchten sie es bei der nächsten. „Da haben wir gemerkt, dass wir uns dringend mal zusammensetzen müssen.“ Auf das erste Treffen folgte ein nächstes, andere wurden neugierig und kamen dazu. So etablierte sich der lockere Austausch als feste Institution.
Mittlerweile hat sich die engagierte Runde auch mit großen Festen einen Namen gemacht, die jedes Jahr auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz und dem Spielplatz Tempoli in Kooperation mit der Stadt organisiert werden. Außerdem erscheint seit 2008 ein jährlicher Familienwegweiser mit allen Angeboten von der Krabbelgruppe bis zum Streetworker.
Ein überzeugendes Konzept
Hier finden Familien auch den beliebten Schwimmnachmittag im Homberger Hallenbad, der alle Jahre wieder von Sponsoren aus dem Stadtteil finanziert wird. In diesem Jahr hat der Arbeitskreis das Glück, dass das Geld von der Vinci-Stiftung kommt, die mit dem Programm „Solidarische Stadt“ neun soziale Projekte in Duisburg unterstützt. Das Konzept des Schwimmnachmittags hat überzeugt, so dass rund 4000 Euro nach Hochheide gehen. Damit ist das kostenlose Wasservergnügen für 2020 gesichert.
Drei- bis viertausend junge Schwimmer nutzen das Angebot pro Jahr. Eingeladen sind alle Kindergarten- und Schulkinder aus Homberg und Hochheide. Jeden Donnerstag können sie von 16 bis 18 Uhr ins Wasser. Ohne Voranmeldung. Der Duisburger Schwimm- und Sportclub 09/20 begleitet das Projekt mit seinen Rettungsschwimmern. Wie wichtig solche Angebote sind, die nichts kosten, sehen die Organisatoren daran, dass die Kinder bei schönstem Sommerwetter ins Hallenbad kommen, statt draußen im Freibad zu schwimmen, für das sie Eintritt bezahlen müssten.
Integration ist immer noch ein Thema
„Am Anfang war unser Arbeitskreis nicht beliebt bei der Stadt. Wir waren unbequem, weil wir über viele Dinge geschimpft haben“, erinnert sich Petra Schoenenborn an die ersten kämpferischen Jahre. „Aber dann hat die Verwaltung verstanden, dass wir nicht nur schimpfen, sondern auch anpacken.“ Zum Beispiel, als Flüchtlinge in der Glückauf-Halle einquartiert waren und der Arbeitskreis sich um die Kinder kümmerte. „Da hat uns die Stadt auf kurzem Dienstweg ein Zelt zur Verfügung gestellt, in dem wir Programm mit den Kindern machen konnten.“ Integration ist nach wie vor ein großes Thema.
Schnelle Hilfe von „der Petra“
Manchmal klopfen hilfesuchende Eltern an die Tür der Tagesgruppe Hocheide, weil sie wissen, dass hier „die Petra“ arbeitet, die sich mit allem auskennt. So wie neulich ein Vater, der kaum Deutsch sprach und ihr eine Rechnung über mehrere hundert Euro vor die Nase hielt, die er bekommen hatte, weil sein schulpflichtiges Kind in keiner Schule angemeldet war. Fälle wie diese waren ausschlaggebend, dass ein „Unterarbeitskreis“ eingerichtet wurde, der sich um die Probleme der EU-Bürger kümmert. Einmal pro Woche gibt es jetzt eine Beratung für Eltern im Quartiersbüro, die von einem rumänisch sprechenden Dolmetscher begleitet wird.
Es gibt noch reichlich Luft nach oben
Vieles wurde schon umgesetzt, aber es gibt noch reichlich Luft nach oben. Momentan gibt es zum Beispiel Überlegungen, das Betreuungsangebot „Flükids“, das es in vielen Stadtteilen gibt, in Zusammenarbeit mit dem DRK auch in Homberg einzurichten. Es richtet sich an Flüchtlingsfamilien, die noch keinen Kindergartenplatz haben. Ein weiteres großes Thema sind die Jugendlichen, die man mit vorhandenen Angeboten bisher nicht erreichen konnte. Es sind die, die keine Lust haben, sich an die Regeln einer Jugendeinrichtung zu halten. „Das ist sehr schwierig, einen Platz für die jungen Menschen zu finden. Es herrscht zum Teil große Perspektivlosigkeit bei ihnen. Sie wissen nicht wohin mit sich und was aus ihnen werden soll“, beschreibt Schoenenborn das Dilemma.
Ein Kind aus Hochheide
Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenMeist sind es junge Männer mit Migrationshintergrund, die sich auf der Straße treffen und mit Pöbeleien oder Randale auf sich aufmerksam machen. Den Weg zu den Streetworkern, die ihr Büro an der Moerser Straße 243 haben, finden sie nicht. „Wir sind dran am Thema und müssen weiter überlegen, welche Möglichkeiten es gibt.“ Schoenenborn ist selber ein Kind aus Hochheide. „Ich bin hier aufgewachsen und hänge sehr an meinem Stadtteil.“ Mit den Problemen, die es im Schatten der Weißen Riesen gibt, ist sie groß geworden und wird nicht müde, dagegen etwas zu tun. Gemeinsam mit anderen – im Arbeitskreis Kinder und Jugend Homberg/Ruhrort/Baerl.
Kontakt: www.ak-jugend.de